Umfrage zu den IT-Budgets 2023/2024Gefangen zwischen Kostenoptimierung und Investitionsdruck
9. November 2023Der Blick auf die IT-Ausgaben verrät, wo Unternehmen momentan in Sachen Digitale Transformation tatsächlich stehen. Unsicherheit verbreiten dabei die Inflation, der Hybrid Workplace, das Thema KI und schwer greifbare Cloud-Kosten. Das zeigt zumindest die aktuelle Umfrage von Flexera.
Die gute Nachricht zuerst: Das IT-Budget in Unternehmen wächst weiter. Insgesamt konnten CIOs laut Flexera Tech Spend Pulse 2023 in diesem Jahr auf 12 Prozent des Umsatzes zurückgreifen, um ihren IT-Haushalt zu managen und für die Zukunft fit zu machen. Im Vorjahr lag diese Zahl noch bei 8 Prozent.
Die Höhe der IT-Ausgaben variiert erheblich und ist abhängig von Größe und Branche. Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitenden investieren jedoch deutlich mehr: Hier haben sich die IT-Ausgaben gemessen am Umsatz von 6 Prozent auf 11 Prozent fast verdoppelt. Insgesamt geben 19 Prozent der Unternehmen jedes Jahr mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar für ihre IT aus.
Das Geld fließt in Software, Hardware und IT-Infrastruktur aber auch in Hosting Services, externe Dienstleistungen sowie das eigene IT-Personal im Unternehmen. Der Löwenanteil (60 Prozent) entfällt auf Software-Anwendungen, wobei wiederum fast zwei Drittel (37 Prozent) auf das Konto von SaaS gehen. Die Public Cloud bleibt damit der wichtigste Spieler im Feld.
Positiv sehen die Budgetpläne für das nächste Jahr aus: 77 Prozent der Unternehmen wollen ihre SaaS-Ausgaben in den nächsten zwölf Monaten weiter anheben, 69 Prozent planen Erhöhungen rund um Paas/IaaS. Damit bleibt im Umkehrschluss weniger Geld für die Private Cloud übrig. Die Mehrheit der Befragten planen, die Anzahl ihrer Rechenzentren entweder zu reduzieren (61 Prozent) oder ganz abzuschaffen (8 Prozent).
Steigende Preise auf Anbieterseite
Das Plus im IT-Budget stimmt allerdings nur auf den ersten Blick zuversichtlich. Denn die Inflation sorgt dafür, dass die Kaufkraft der IT-Budgets weiter schrumpft. 91 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnen steigende Preise auf Anbieterseite als momentan größte Herausforderung.
Eine Rückkehr auf ein niedrigeres Niveau ist selbst bei einer Besserung der Weltwirtschaft wenig wahrscheinlich. Entsprechend gedämpft fallen die Erwartungen für 2024 aus. Während im Vorjahr noch 71 Prozent der IT-Verantwortlichen fest damit rechneten, dass ihre IT-Budgets weiter steigen, sind aktuell nur noch 60 Prozent so zuversichtlich.
Für Anbieter wird es im nächsten Jahr umso wichtiger, Kunden vom Mehrwert ihrer Lösungen zu überzeugen und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis vorzulegen. Ein Unternehmen hat wenig zu befürchten: Mit Produkten, die praktisch in jedem Teil des IT-Stacks zu finden sind, belegt Microsoft mit 94 Prozent erneut den ersten Platz bei den IT-Ausgaben. In mehr als der Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) ist Microsoft zudem der größte Anbieter. AWS auf dem zweiten Platz zeigt ein Wachstum von 21 Prozent auf 27 Prozent. Der Anteil von SAP an den IT-Kosten stieg im Jahresvergleich von 13 Prozent auf 21 Prozent.
Kostenoptimierung bleibt verbesserungsdürftig
Nicht nur externe Faktoren drücken das IT-Budget. Unternehmen kämpfen weiterhin damit, ihre IT-Assets ganzheitlich zu managen und ihre Kosten zu optimieren. Verschwendete bzw. vermeidbare Ausgaben gehören mit 87 Prozent beispielsweise zu den Dauerbaustellen im IT-Management. Ganze 21 Prozent der SaaS-Ausgaben wirft keinen echten ROI ab. On-Premises-Anwendungen (27 Prozent) kosten nur unnötig Geld, wenn bestehende Lizenzen kaum oder gar nicht genutzt werden. Bei Rechenzentren (23 Prozent) und IaaS/PaaS (19 Prozent) sind die Zahlen ähnlich hoch.
Eine solche Schieflage im IT-Budget ist auf Dauer nicht tragbar. Unternehmen brauchen dringend mehr Einblick in die Kosten sowie den technologischen Mehrwert ihrer IT-Assets – egal ob in der Cloud oder On-Premises. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der Unternehmen befinden sich jedoch hinsichtlich der genauen IT-Ausgaben im Blindflug. Bei 61 Prozent hapert es im Allgemeinen mit der IT-Visibility.
Top-Initiativen: KI gewinnt an Fahrt
Die effektive Optimierung der IT-Ausgaben könnte den IT-Abteilungen helfen, ihre lange Liste an Initiativen abzuarbeiten. Cyber-Sicherheit und Cloud/Cloud-Migration haben bei den Befragten wie bereits in den vergangenen Jahren die höchste Priorität (76 Prozent), dicht gefolgt von der digitalen Transformation (74 Prozent). Weitere Themen wie der Ausbau des Geschäftswachstums (54 Prozent), die Kostenoptimierung (53 Prozent) und die Modernisierung der IT (40 Prozent) haben im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen.
Kein Bereich zeigt jedoch hinsichtlich der geplanten Investitionen so viel Schubkraft wie Technologien rund um Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen. Kapp zwei Drittel (32 Prozent) der Befragten wollen in den nächsten zwölf Monaten deutlich mehr Geld ausgeben. Weitere 44 Prozent erwarten, dass sich der Budgetplan angesichts von smarten, neuen Anwendungen und Services zumindest teilweise ändern wird. Wie stark es tatsächlich zu Budgetverschiebungen kommt, bleibt abzuwarten. Grundsätzlich werden es sich Unternehmen aber kaum leisten können, beim KI-Wettlauf auszusetzen.
Hybrider Workspace statt Home Office
Vom Gas gehen Unternehmen in einem anderen Bereich, nämlich dem Ausbau des Remote Workspace. Nach dem sich die Büros langsam wieder füllen, verlieren die IT-Initiativen rund um das Home Office an Dringlichkeit und sinken weltweit von 74 Prozent auf 39 Prozent.
In Nord- und Südamerika gehört der Arbeitsplatz „Büro“ mit 30 Prozent wieder zum am weitesten verbreiteten Arbeitsmodell (2022: 26 Prozent) unter IT-Mitarbeitenden. In Europa scheint sich langfristig ein hybrides Modell (36 Prozent) durchzusetzen, bei dem die Mitarbeitenden sowohl im Home Office als auch im Unternehmen tätig sind. Hier sind gerade mal ein Viertel (25 Prozent) wieder komplett an seinen Büro-Arbeitsplatz zurückgekehrt.
Cyndi Tackett ist Senior Vice President of Marketing bei Flexera.