Erste KI-Schritte kosten keine Millionen und rechnen sich binnen weniger MonateWirtschaft sollte mehr KI wagen
29. April 2025
„Mehr KI wagen“ wird vor allem der mittelständischen Wirtschaft geraten. Denn die ersten Projektschritte sind überschaubar und bringen schon nach wenigen Monaten konkrete Produktivitäts- und Kostenvorteile für die Firmen mit sich. Es bedarf zunächst keiner Millioneninvestitionen in eine großangelegte KI-Strategie, sondern es genügt im ersten Schritt der KI-Einsatz in sorgfältig ausgewählten Bereichen wie etwa beim Business Development. Im Geschäftskundenvertrieb führt die KI-Nutzung in der Regel binnen vier bis sechs Monaten zu einer merklichen Verbesserung des Auftragslage und einem deutlichem Mehrumsatz.
In der Verwaltung rechnen sich gezielte KI-Projekte binnen kürzester Zeit. Ein Beispiel dazu ist die kontextbezogene Hilfe bei der Beantwortung von E-Mails mit einem KI-Tool. Die generative KI liest die ankommenden E-Mails und schlägt eine passende Antwort vor. Nach Projekterfahrungen lassen sich damit 30 bis 70 Prozent der Zeit einsparen, die bislang auf die elektronische Korrespondenz entfiel. Zudem hat sich gezeigt, dass nach einer Anlernphase die von der KI vorgeschlagenen Texte von hoher Qualität sind.
Erfahrungen haben zudem belegt, dass es häufig zu einem von der KI ausgelösten Skaleneffekt kommt.: Über die höhere Effizienz im Back Office weit hinausgehend werden dabei auch internationale Kunden und Partner schneller und besser unterstützt, was die Geschäftsbeziehung stärkt und zu mehr Kundenzufriedenheit, mehr Aufträgen und mehr Umsatz führt. So skaliert der zunächst relativ kleine KI-Impuls im Back Office zu einem wachsenden Geschäftsvolumen.
DSGVO und KI-Verordnung sind keine Show-Stopper
Die Ausrede „KI verträgt sich nicht mit der Datenschutz-Grundverordnung“ trifft nicht zu. Dabei hat die Praxis gezeigt, dass kaum mehr ein Projekt durchgeführt wird, in dem KI nicht eine maßgebliche Rolle spielt. Und in keinem einzigen Fall hat sich der Datenschutz als Show-Stopper erwiesen. Allerdings sei es geboten, bei der KI-Einführung im Unternehmen von Anfang an sehr deutlich und schriftlich klarzumachen, wozu die KI eingesetzt werden darf und wozu nicht. Dabei sollte es nicht nur um den Datenschutz gehen, sondern auch um andere Compliance-Aspekte. Dazu gehöre auch die Schulung der Beschäftigten gemäß den Erfordernissen der KI-Verordnung.
Wichtig ist vor allem, bei allen Projekten die Betroffenen an Künstliche Intelligenz heranzuführen, ihnen die Potenziale konkret aufzuzeigen, aber auch klarzustellen, was nicht geht. KI nur bereitzustellen und sich dann nicht um die Einsatzfälle zu kümmern, ist sinnlos. Die Schulung und das Coaching während der Einführungsphase sind entscheidend für den Erfolg.
Personalressourcen zur KI-Einführung unerlässlich
Um die anfängliche Betreuung zu gewährleisten, sollten die Unternehmen gezielt eigene Personalressourcen zur Verfügung stellen, etwa in Form einer Task Force oder eines Chief Artificial Intelligence Officer (CAIO). Wenn dies aus Ressourcenknappheit oder Kostengründen nicht möglich ist, empfiehlt sich die Einschaltung eines externen KI-Profis für einige Monate. Der Externe hat die Aufgabe, die interne Belegschaft mit dem entsprechenden Know-how auszustatten, so dass die Firma KI-fit ist, wenn er das Unternehmen wieder verlässt.
Die KI-Einführung zu verschieben, ist selbst angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Flaute in vielen Branchen für grundfalsch. Stattdessen sollte ein gezielter KI-Einsatz im Vertrieb angegangen werden, um neue Kunden zu identifizieren, neue Zielgruppen zu erschließen und das Geschäft zu erweitern, statt auf bloße Kostenreduzierung zu setzen. In der aktuellen Untersuchung „Wirtschaftsreport 2025“, hat sich gezeigt, dass 90 Prozent der für die Studie befragten 550 Interim Manager die Überzeugung vertreten, dass Vertrieb und Marketing zu den Gebieten gehören, auf denen der KI-Einsatz am besten und am schnellsten Wirkung zeigt.
Eckhart Hilgenstock