Blockchain als Innovationsmotor Beschleuniger für Transaktionen

6. Februar 2017

Als technologisches Fundament für die Internet-Währung Bitcoin hat die Blockchain-Technologie bereits heutzutage massive Auswirkungen auf den Finanzsektor. Diese wurde als Grundlage für eine elektronische Währung geschaffen und sie könnte nicht nur Bankgeschäfte, den Zahlungsverkehr und andere Finanzdienstleistungen revolutionieren. Technologieexperten sind der Meinung, sie habe auch das Potenzial, andere Bereiche wie die Regierung und öffentliche Verwaltung, die Versicherungsbranche, das Gesundheitswesen und das Supply Chain Management umzukrempeln.

Innovationsfelder

Vorstandsprecher der SAP SE: Bill McDermott; Quelle: SAP SE

Das Ergebnis der SAP im Jahr 2016 schließt sich an nun sieben Jahre profitables Wachstum an. Laut Vorstandsprecher Bill McDermott habe sich der Zielmarkt vergrößert. Mit dem Umstieg auf SAP S/4HANA komme eine neue ERP-Generation ins Spiel. SAP will damit seine führende Stellung im Markt für Unternehmenssoftware ausbauen. Doch auch die Innovationsstrategie nimmt laut McDermott weiter Fahrt auf – hier seien Technologien wie das maschinelle Lernen und das Internet der Dinge, aber auch Blockchain als vielversprechende Ansätze zu nennen.

Blockchain, die Technologie hinter der virtuellen Währung Bitcoin, hat das Zeug dazu, die Geschäftswelt zu revolutionieren. Bei SAP sieht man in ihr ein enormes Potenzial, das komplette Branchen – auch außerhalb des Finanzsystems – umkrempeln kann. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2016 wurde Blockchain als einer von sechs Megatrends im Bereich IT identifiziert, der die Gesellschaft in den nächsten zehn Jahren nachhaltig prägen wird. Demnach könnten bis 2027 zehn Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts über die Technologie abgewickelt werden.

Die Blockchain war ursprünglich nicht für den Gebrauch in der komplexen Geschäftswelt konzipiert. Doch mittlerweile bietet sie Unternehmen die Möglichkeit, Transaktionen in einem Netzwerk ohne zentrale Instanz durchzuführen und zu verifizieren – und zwar mit einem nicht modifizierbaren Sicherheitsmechanismus. Bei einer Blockchain handelt es sich um eine Datenstruktur in Form einer Kette, die eine Informationsverteilung über ein dezentrales, digitales Journal ermöglicht. Ein Netzwerk von Computern hat Zugriff auf das Journal und validiert jede Transaktion nach dem Konsensprinzip. Ein Datenblock, der in das Blockchain-Journal geschrieben wird, ist danach nicht mehr änderbar. Jede Ergänzung der Kette muss von Algorithmen geprüft, validiert und verifiziert werden.

Kryptographische Mechanismen gewährleisten dabei Sicherheit und Authentifizierung. So werden Manipulation und die Duplikation von Transaktionen verhindert. Jedes Mitglied des Netzwerks kann das Journal auf sichere Weise nutzen, ohne dass eine zentrale Institution wie eine Clearingstelle oder Börse benötigt wird. Sobald die Echtheit einer Transaktion bestätigt und sie abgeschlossen ist, kann sie nicht mehr verändert, widerrufen oder abgelehnt werden. Sie ist für alle Mitglieder des Netzwerks sichtbar und ihre Abwicklung nimmt im Gegensatz zum klassischen Banking nur Minuten statt Tage in Anspruch.

Blockchain

„Technologie-Vorstand“ der SAP SE: Bernd Leukert; Quelle: SAP SE

„Bei der SAP hat die Blockchain mit ihrer offenen, globalen Infrastruktur, auf deren Basis andere Technologien und Anwendungen entwickelt werden können, schon seit Längerem Interesse geweckt“, gesteht Bernd Leukert ein. Das Mitglied des Vorstands der SAP SE mit globaler Verantwortung für die Entwicklung und Auslieferung aller Produkte des SAP-Portfolios weist darauf hin, dass man bei SAP mit verschiedenen Implementierungen und Varianten von Blockchain arbeitet, darunter Ethereum, MultiChain und Bitcoin.

Nach seiner Einschätzung drehen sich derzeit viele Diskussionen um die technischen Aspekte der Blockchain, über den wirtschaftlichen Nutzen werde jedoch weniger gesprochen. „Damit die Technologie großflächig angenommen wird, muss sich das ändern“, so lautet seine Einschätzung. Dazu müsse der Mehrwert, den die Technologie bringt, deutlich werden. „Der Einfluss der Blockchain auf das Banken- und Finanzwesen ist offensichtlich und zeigt sich bereits heute. Die Branche, in der die Technologie zuerst Fuß gefasst hat, ist die Finanzdienstleistungsindustrie. Grund dafür ist vor allem, dass die Nachfrage nach Echtzeittransaktionen bei Verbrauchern und Unternehmen steigt. Zudem bedrohen FinTechs und andere Start-ups im Bereich Finanztechnologie traditionelle Geschäftsprozesse und -modelle in der Finanzdienstleistungsbranche, was das Interesse an der neuen Technologie weiter befeuert.“

Um das Thema greifbarer zu machen, hat SAP gemeinsam mit ATB Financial, dem größten Finanzinstitut in Alberta, Kanada, dem Finanztechnologie-Start-up Ripple und der deutschen ReiseBank AG die erste richtige internationale Blockchain-Zahlung von Kanada nach Deutschland transferiert. Dabei war bereits ein interessantes Ergebnis zu vermelden: Die ATB Financial überwies 1.000 kanadische Dollar an die ReiseBank – über ein Netzwerk, das auf SAP-Technologie und den Blockchain-Unternehmenslösungen im Zahlungsnetzwerk von Ripple basierte. „Die Überweisung, die normalerweise zwei bis sechs Werktage in Anspruch genommen hätte“, so Leukert, „wurde in gerade einmal 20 Sekunden abgeschlossen“.

Forschung

Auch wenn die Forschung in diesem Bereich noch ganz am Anfang steht, versuche man bei SAP herauszufinden, wie Blockchain auch in anderen Bereichen als der Finanzdienstleistungsbranche genutzt werden könnte. Vor allem der Handel mit digitalen Gütern scheint ein alternatives Einsatzfeld zu sein. „Auch SAP-Lösungen umfassen eine Reihe von digitalen Ressourcen“, so Leukert, „und wir sind der Meinung, dass sich durch schnellere Prozesse, weniger Prozessschritte und eine größere Transaktionskonsistenz große Fortschritte erzielen lassen.“

Die Verwendung von Blockchain in Bereichen wie Real Estate und Gebäudemanagement wird derzeit ebenfalls geprüft. „Die Technologie könnte als Grundlage für eine Anwendung dienen, über die Teilnehmer aus der Immobilienbranche elektronische Objektdaten zum besseren Gebäudemanagement teilen können“, gibt Leukert zu Protokoll. „Eine weitere Anwendungsmöglichkeit wäre ein System, das bei einer Versicherung für Landwirte gegen schlechte Witterungsverhältnisse zum Einsatz kommt. Es sammelt über Sensoren auf den Feldern Niederschlagsdaten und meldet der Versicherungsgesellschaft, wenn eine Dürre droht, die zu einer Auszahlung führen könnte“, führt Leukert auf. „Außerdem prüfen wir, ob Blockchain im Rahmen einer risikobasierten Transportversicherung angewandt werden könnte.“ (rhh)

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