Großer Nachholbedarf bei Digitalkompetenzen

8. Februar 2019

Die Umbrüche durch die Digitalisierung bieten Unternehmen in Deutschland große Chancen, stellen sie aber auch vor große Herausforderungen. Doch verfügen die Unternehmen und deren Mitarbeiter über die notwendigen Management- und Fachkompetenzen? Zu diesen Fragen hat das Marktforschungsunternehmen Skopos im Auftrag der Fraunhofer Academy, der Weiterbildungsabteilung der Fraunhofer Gesellschaft, 150 Mitarbeiter kleiner, mittlerer und großer Unternehmen befragt.

Insgesamt zeigt das Ergebnis: Einer Reihe von Management- und Fachkompetenzen wird zwar eine große Relevanz für den Erfolg zugesprochen. Nur fällt der Grad, zu dem die Unternehmen sie bereits in ihrer Belegschaft verankert haben oder als Organisation leben, weit geringer aus.

Bei den Managementkompetenzen zeigt sich, dass die Ansprüche an Führungskräfte hoch sind: Die Top 5 bestehen aus:

  • Lernbereitschaft,
  • Fähigkeit, übergreifende Prozess- und Systemzusammenhänge zu erkennen,
  • Fähigkeit zur Lösung komplexer Probleme,
  • agiles Projektmanagement und
  • Fokussierung kundenorientierter Lösungen.

80 Prozent der Befragten halten diese fünf Kompetenzen für sehr oder weitgehend relevant zur Gestaltung des digitalen Wandels. Die Lernbereitschaft sowie das Erkennen von übergreifenden Prozess- und Systemzusammenhängen stellen dabei mit jeweils 86 Prozent die Kompetenzen dar, die von den meisten Befragten als sehr oder weitgehend relevant eingestuft werden.

Das gilt für Großunternehmen wie auch kleinere Firmen. In den Unternehmen gelebt werden diese Kompetenzen jedoch weniger umfänglich. Denn durchschnittlich rund 30 Prozent der Befragten geben an, dass die entsprechenden Kompetenzen weder voll und ganz noch weitgehend gelebt werden. Besonders problematisch ist das bei der Lernbereitschaft: Wenn sie bei 30 Prozent der Unternehmen nur mittelmäßig bis wenig gelebt wird, mangelt es an einer Grundvoraussetzung für den erfolgreichen digitalen Wandel

Bei den konkreten Fachkompetenzen zeigt sich ein ähnliches Bild: Cybersicherheit und digitale Souveränität sind für 71 Prozent sehr oder weitgehend relevant, genau wie Datenanalyse und Data Science. Bei jeweils mehr als einem Drittel der Unternehmen sind sie aber nur mittelmäßig vorhanden. Bei Datenanalyse und Data Science gilt das sogar fast für jeden vierten Befragten.

Aufbau von Know-how und Kompetenzen

Mit externen Fachkräften allein werden Unternehmen diese Herausforderungen nicht meistern können. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen sich weitere Fähigkeiten und weiteres Wissen aneignen. Hinzu kommt: In der digitalen Transformation reichen oberflächliche Kompetenzen nicht – wer wettbewerbsfähig bleiben will, sollte fachlich tiefergehende Fähigkeiten in den relevanten Bereichen vorweisen können. Spezifische Weiterbildungen unterstützen an dieser Stelle, relevante Fach- und Management-Kompetenzen zu erweitern oder aufzubauen.

„Daher sollten Weiterbildungsmaßnahmen stets einen Fokus auf die Praxisorientierung haben und an die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst sein“, sagt Dr. Roman Götter, Leiter der Fraunhofer Academy. Erworbene Kompetenzen verfestigen sich zudem durch ihre direkte Anwendung und können innerhalb des Unternehmens weitergegeben werden.

Das Angebot der Fraunhofer Academy illustriert, wie Unternehmen in relevanten Bereichen Kompetenzen weiterentwickeln können: So steht zum Thema Cyber-Sicherheit etwa die Weiterbildungsinitiative Lernlabor Cybersicherheit zur Verfügung und zum Thema Big Data gibt es ein Zertifikatsprogramm der Fraunhofer-Allianz Big Data. In flexiblen Modulen erwerben Mitarbeiter Kompetenzen – von Experten, die direkten Zugang zur aktuellen Forschung der Fraunhofer-Institute haben und die jedes Seminar mit einem konkreten Praxisteil versehen. (rhh)

Hier geht es zum Executive Summary der Studie „Digitale Kompetenzen – Anspruch und Wirklichkeit“.

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