Europas Industrie auf dem Sprung ins Internet der Dinge Industrieunternehmen setzen auf IoT

21. April 2017

Laut einer Studie des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens PAC planen 72 Prozent der Industrieunternehmen in Europa, ihre Ausgaben für das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) in den kommenden drei Jahren zu erhöhen, mit dem Ziel, die Betriebsabläufe effizienter zu gestalten sowie neue, vernetzte Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle zu schaffen.

60 Prozent der Hersteller geben an, ihre IoT-Projekte bereits gestartet zu haben und sich momentan in einer frühen, mittleren oder fortgeschrittenen Phase der Umsetzung zu befinden. Rund 70 Prozent sehen in der Reduzierung der Betriebskosten den Hauptschwerpunkt ihrer IoT-Strategie.

Effizienz

Europas Hersteller setzen auf das Internet der Dinge, um den Betrieb effizienter zu machen und neue, vernetzte Produkte und Dienstleistungen zu konzipieren. Dadurch möchten sie in den zersplitterten europäischen Märkten wettbewerbsfähig bleiben, konjunkturellem Gegenwind trotzen und den Anstieg ihrer Betriebskosten stoppen.

Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen PAC hat in der detaillierten Studie „Die digitale Transformation der Industrie durch das Internet der Dinge“ untersucht, wie große und mittlere Industriefirmen in Europa IoT-Projekte in allen Unternehmensbereichen vorantreiben, welche Abteilungen und welche Herausforderungen diese Projekte anstoßen und was die wichtigsten strategischen Vorgehensweisen sind.

Die Studie basiert auf Gesprächen mit über 250 Business- und IT-Führungskräften in großen Unternehmen der diskreten und weiterverarbeitenden Fertigungsindustrie in Westeuropa. Die Tatsache, dass 72 Prozent der Befragten bereit sind, ihre Investitionen in IoT zu erhöhen, illustriert ganz deutlich den Willen der Industrie zur digitalen Transformation.

60 Prozent der Hersteller geben an, ihre IoT-Projekte bereits gestartet zu haben und sich momentan in einer frühen, mittleren oder fortgeschrittenen Phase der Umsetzung zu befinden. Rund 70 Prozent sehen in der Reduzierung der Betriebskosten den Hauptschwerpunkt ihrer IoT-Strategie, während für über 50 Prozent die Entwicklung von Produkten, Dienstleistungen und neuen Geschäftsmodellen im Vordergrund steht. Hier wird deutlich, dass die Industrieunternehmen nach neuen Wegen suchen, ihre jahrzehntealten Legacy-Systeme und Prozesse zu verbessern und sich gleichzeitig in der Wertschöpfungskette nach oben zu bewegen.

Deutschland hinkt hinterher

Aus geografischer Sicht sind die Trends bei Einführung und Investitionsschwerpunkten von Land zu Land verschieden. So sind die nordischen Länder zum Beispiel am weitesten fortgeschritten bei der Implementierung, während Deutschland hier etwas zurückliegt.

Klaus Holzhauser, Head of Digital CX & IoT bei PAC in München, kommentiert die Einführung von IoT in deutschen Unternehmen so: „Deutsche Firmen könnten deshalb bei der Umsetzung von IoT in der Befragung schlechter abschneiden, weil die Entwicklung von intelligenten, vernetzten Produkten weniger verbreitet ist als Industrie 4.0-Anwendungen im Internet der Dinge, die hauptsächlich von Datenschutzvorschriften und -bedenken im deutschen Markt betroffen sind“.

Datensicherheit und -schutz wird bei weitem als größtes Hindernis für IoT-Implementierungen gesehen, was wahrscheinlich auf die zunehmende Zahl von Cyberattacken und die sehr strengen Vorschriften in einigen europäischen Ländern zurückzuführen ist. Ein beunruhigendes Ergebnis ist, dass 54 Prozent der Firmen zugeben, immer noch keine IoT-Daten bei ihren unternehmerischen Entscheidungen zu berücksichtigen.

Dr. Milos Milojevic, Industry Analyst bei PAC, meint hierzu: „IoT-Lösungen bieten Industrieunternehmen die einmalige Gelegenheit, ihre im Betrieb eingesetzten Technologien und die IT zu integrieren und so eine breite digitale Transformation in Gang zu setzen. Diese kann nicht nur zu mehr betrieblicher Effizienz, sondern auch zu mehr Umsatzwachstum führen, da Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle eingeführt werden können. 60 Prozent der Firmen haben dies erkannt und bereits IoT-Initiativen eingeleitet.“

Die Durchführung der Multi-Client-Studie „Digital Industrial Transformation with the Internet of Things“ („Digitale industrielle Transformation mit dem Internet der Dinge”) wurde von den Premium-Sponsoren Accenture, Hitachi und Reply, den Gold-Sponsoren Cognizant und Stratus, sowie den Silber-Sponsoren GE Digital, Logicalis, Salesforce und T-Systems gefördert. Die Umfragen wurden im Februar 2017 in den Benelux-Ländern, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, in der Schweiz und in Skandinavien durchgeführt. Im Zuge der Felduntersuchung wurden insgesamt 250 leitende Angestellte in IT-Abteilungen, Fachbereichen, Digital Business Units sowie IoT-Teams aus diversen Branchen telefonisch (CATI) befragt.

Kommentare

„Wir beobachten bei unseren Kunden Investitionen und Resultate, die den Ergebnissen dieser Studie entsprechen“, so Ben Salama, Leiter Connected Operations bei Accenture Mobility, das zu Accenture Digital gehört. „Am erfolgreichsten sind Organisationen, die mit IoT-Pilotprojekten angefangen haben und ihre Business Cases auf Ergebnissen aufgebaut haben, die unter Verwendung echter Firmendaten erzielt wurden. Da die Investitionen in IoT ständig zunehmen, erwarten wir den nächsten Entwicklungsschritt im Bereich Industrie X.0, wo hochintelligente vernetzte Systeme zur Entstehung einer komplett digitalen Wertschöpfungskette führen, ergänzt durch neue innovative Kernkompetenzen und tiefgreifenden kulturellen Wandel.“

„Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage und Analysen von PAC stimmen überein mit dem, was Hitachi von seinen Kunden aus sämtlichen Branchen hört. IoT hat das Potenzial, eine erhebliche Transformation voranzutreiben und Wettbewerbsvorteile zu verschaffen“, meint Sara Gardner, Vice President und Chief Technology Officer der Hitachi Insight Group. „Die Herausforderung liegt darin, IT und Betriebstechnologien (OT) zu integrieren, denn nur so kann sichergestellt werden, dass aus den IoT-Daten aussagekräftige Einsichten gewonnen werden können. Co-Creation mit einem zuverlässigen Partner, der die IT/OT-Integration auf allen Ebenen versteht, hilft den Unternehmen, IoT-Lösungen schneller zu entwickeln, die Time to Value zu verbessern und den Projekterfolg zu gewährleisten.“

„Für viele Unternehmen ist Industrie 4.0 noch nicht viel mehr als ein reines Schlagwort“, meint Clemens Weis, Partner bei Reply. „Aus diesem Grund haben wir einen mehrstufigen Ansatz entwickelt, der Industrieunternehmen hilft, dieses abstrakte Konzept aufzubrechen, und ihnen vor Augen führt, wo sie heute stehen. Von dieser Basis aus können wir realisierbare Schritte konkretisieren, mit denen sich das Potenzial der Digitalisierung in der Fertigungsindustrie ausschöpfen lässt. Außerdem entsteht eine Roadmap für Industrie 4.0, die auf die jeweilige Situation des Kunden und dessen Ziele zugeschnitten ist – von der Optimierung und Neudefinition von Prozessen zur Effizienzsteigerung bis hin zur Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle zur Erschließung neuer Märkte.“ (rhh)

Hier geht es zur Studienzusammenfassung

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