Klarer Vorteil im Kampf um Nachwuchstalente für Unternehmen
15. Oktober 2019Laut der Ausbildungsumfrage 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e.V. blieben in 32 % der befragten Betriebe im Jahr 2018 zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. So konnten fast drei Viertel aller Auszubildenden 2018 zwischen mehreren Lehrstellenangeboten wählen. Das wiederum führt zu einer Umkehrung der Verhältnisse: Statt der Jugendlichen müssen heute zuvorderst die Unternehmen beweisen, was sie zu bieten haben.
In dieser Situation geht ein neuartiges, clever digitalisiertes, innerbetriebliches Ausbildungskonzept, das IT-Improvement für den hochspezialisierten Fassadenbauer RIVA GmbH Engineering aufgesetzt hat, voll auf. Und das im hoch umkämpften Ballungsraum Stuttgart, wo es für Größen wie Bosch oder Daimler ein Leichtes ist, junge Nachwuchstalente mit lukrativen Angeboten zu umwerben. Durch innovative Akquisition von Auszubildenden konnte RIVA bei nur 320 Mitarbeitern insgesamt die Zahl seiner Azubis im Betrieb von 40 im Jahr 2017 auf heute 75 erhöhen.
Bei der RIVA GmbH Engineering hat die Ausbildung zu Recht den Zusatz 4.0. Denn bei dem auf Glas- und Metallgebäude spezialisierten Fassadenbauer bedeutet Digitalisierung viel mehr als das Einrichten eines E-Mail-Kontos. Hier bekommt jeder Einsteiger direkt zu Beginn der Lehrzeit ein eigenes Tablet, das über die gesamte Lehrzeit hinweg treuer Begleiter ist und sogar im Anschluss daran behalten werden darf.
Sven Meyer, Leiter Ausbildung RIVA GmbH Engineering erklärt: „Die Ausbildungsanforderungen haben sich stark verändert. Die Digitalisierung hielt vollumfänglichen Einzug und muss immer stärker gefördert werden.“ Heute sind Ausbildungsplätze, die alle Facetten der Digitalisierung einbeziehen, extrem beliebt und werden bevorzugt ausgewählt, denn „eine innovative und zukunftsgerichtete Ausbildung liegt nicht nur im Interesse von Unternehmen, die durch ihre Fachkräfte wettbewerbsfähig bleiben, sondern auch von Azubis, die beste Grundlagen für ihr Arbeitsleben erlernen“, so die Studienergebnisse des Deutschen Industrie- und Handelskammertags. Und so lag das Fazit von RIVA auf der Hand: „Wir brauchten eine Lösung für Kommunikation und Information auf digitalem Weg. Dafür haben wir eine eigene Plattform entwickelt: RIVA Connect to Learn“, so Ausbildungschef Meyer.
Glasklare Vorstellungen, brillante Umsetzung
RIVA hatte zwar konkrete Vorstellungen, wie die neue Lern- und Arbeitsplattform aussehen sollte, aber keine Idee der Umsetzung. Daher wurde der Cloud-Spezialist IT-Improvement GmbH ins Boot geholt. Diese Experten konzipierten und realisierten die Ausbildungsplattform auf Basis von Office 365 und Microsoft Azure. Dabei wurden die Anforderungen von IT- und Ausbildungsleitung ebenso miteinbezogen wie die Wünsche der Azubis selbst.
Das zentrale Tool der Lösung bilden Tablets mit selbst entwickelten Apps, welche in der Cloud betrieben werden. Damit können die Azubis in der ganzen Firma räumlich ungebunden über Daten verfügen und kommunizieren. Die Funktionalität digitaler Netzwerke liefern Komponenten von Office 365: SharePoint (Newsfeed, Dokumenten-Sharing), Yammer (Social Media), Teams (chatbasierte Teamarbeit, Videokonferenzen), Exchange Online (E-Mail) und OneDrive (Filehosting) bieten die aus der privaten Nutzung digitaler Netzwerke bekannten Funktionen in einem professionellen und vom Unternehmen kontrollierten Business-Umfeld. Um das ganzheitliche Zusammenspiel von Office 365, Datenbanken und Apps zu optimieren, werden zusätzlich Microsoft Azure Services genutzt.
Bei der Entwicklung der Lösung kam PowerApps zum Einsatz – die Suite von Apps, Diensten, Connectors und einer Datenplattform für eine schnelle Entwicklungsumgebung, in der benutzerdefinierte Apps entsprechend bestimmter Geschäftsanforderungen erstellt werden können. Mithilfe von PowerApps entwickelte Anwendungen bieten eine umfangreiche Geschäftslogik und Workflowfunktionen, die die Umstellung bestimmter Geschäftsprozesse von manuellen auf digitale und automatisierte Abläufe ermöglicht.
Ein perfektes Beispiel hierfür ist die App Wochenbericht 4.0, mit der die obligatorischen Wochenberichte der Azubis, aber auch Schulungsunterlagen oder Lehrvideos ausgetauscht werden können. Dabei ist nicht nur das Schreiben der Wochenberichte am Tablet vereinfacht, sondern auch der Versand an den Ausbildungsleiter standardisiert. Sind vier Wochenberichte in Folge eingereicht und vom Ausbilder freigeschaltet, wird automatisch ein PDF aus den Berichten erstellt und an die örtliche IHK weitergeleitet.
Durch Wegfall von Ausdrucken zur Unterschrift, Kopien oder postalische Einsendungen wird so – bei einer hohen zweistelligen Zahl von Azubis im Betrieb – ein gewaltiger, umweltschädlicher Papierberg eingespart. Ebenso von IT-Improvement neu entwickelt wurden auf Microsoft Power BI basierende Reports für Ausbilder, die auf einen Blick zeigen, welche Berichte fehlen oder noch nicht freigezeichnet wurden.
Ein weiteres Beispiel aus der Alltagspraxis ist die Vollvernetzung der Lehrmaschinen im umfangreichen RIVA-Maschinenpark, die für die Azubis via Cloud erreichbar sind. Jede der Maschinen trägt einen QR-Code, den die Azubis mittels Tablet einlesen, womit sie sofort und vor Ort die Reinigungs- und Wartungstermine des jeweiligen Gerätes vor Augen haben.
Die Konkurrenz überragen
„Wir wollen keine gewöhnliche Standardausbildung. Unsere Ausbildung soll ganz vorne mit dabei sein und deswegen entwickeln wir hier unsere eigene Ausbildung 4.0. Dadurch sind wir attraktiv für junge Leute von heute“, so Meyer. Die hohe Ausbildungsquote bei RIVA von fast 20% ist eine der besten unter den Unternehmen der Region. Trotz der großen Konkurrenz hebt sich das innovative Ausbildungskonzept von RIVA positiv ab. Ihm ist es zu verdanken, dass das Interesse der ‚Digital Natives‘ gewachsen ist – und zwar in beiden Bereichen, also dem kaufmännischen und dem der Industriemechanik.
Neben der sicheren Besetzung offener Lehrstellen durch ein attraktives Ausbildungsangebot zieht RIVA einen weiteren Nutzen aus der Ausbildung 4.0. Bernhard Pallas, Leiter IT der RIVA GmbH Engineering weiß: „Unsere Projekte sind so komplex und qualitativ auf einem so hohen Niveau, dass wir das ohne Digitalisierung überhaupt nicht bewältigen könnten.“ Mit Connect to Learn wird den jungen Mitarbeitern der Zugang zur Industrie 4.0 erleichtert und sie erwerben von Anfang an die Digital- und Medienkompetenzen, die sie bei RIVA brauchen.
„Als der Ausbildungsleiter Herr Meyer zu mir kam und sagte, dass wir in die Cloud gehen, da dachte ich, das dauert Jahre“, gesteht Pallas und fährt fort: „Doch tatsächlich waren es nur drei Monate. Geschafft haben wir das mit Hilfe von Microsoft und unserem Partner IT-Improvement.
„Office 365 ist der Baukasten mit fertigen Modulen und Tools, die wir verwenden können. Durch die Kombination mit Microsoft Azure konnten wir eine individuelle Lösung für RIVA entwickeln, die deren Bedürfnisse genau abdeckt“, freut sich auch Heinz Brommundt, Geschäftsführer IT-Improvement. Der Plan der attraktiven Ausbildung 4.0 ging voll auf: Die jüngste Ausgabe einer Studie unter den 20.000 mitarbeiterstärksten deutschen Unternehmen, die jedes Jahr im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Focus-Money durchgeführt wird, ergab, dass die RIVA GmbH Engineering wieder zu den bundesweit besten Ausbildungsbetrieben in der Kategorie ‚Technische Dienstleistungen´ gehört.
Carl Evers