VR-Technik unterstützt den Vertrieb in der Coronakrise Kundenkontakte verlagert in den virtuellen Raum
16. Februar 2021Die gegenwärtige Coronakrise endet nicht so einfach wie das alte Jahr. Deshalb gilt es nach wie vor für Unternehmen, Ansätze zu entwickeln, um Lösungen im Umgang mit und Auswege aus der Krise zu finden – sei es im Kontakt zum Kunden oder auch in der Schulung der eigenen Mitarbeiter. Was „in echt“ nicht erlaubt ist, klappt dafür in der virtuellen Realität.
Eine Lösung, die Unternehmen in vielen Bereichen aus der Krise helfen kann, ist Virtual Reality (VR). Die Technik ist zwar nicht neu, doch zunehmend einfach und kostengünstig anwendbar. Gerade in Zeiten der Pandemie kommt sie nun immer öfter zum Einsatz, denn Tools zur digitalen Zusammenarbeit sind notwendig geworden, um die physische Distanz in Unternehmen zu überwinden. VR hat hierbei großes Potenzial, den persönlichen Kontakt zu ersetzen – und das war nie wichtiger als zu Zeiten der Pandemie.
VR-Anwendungen sind digitale und computergenerierte Simulationen, die man interaktiv erleben kann. Der Vorteil: Mitarbeiter, Kunden oder Messebesucher sind weder zeit- noch ortsgebunden. Ein Grund, warum Virtual Reality auf dem Vormarsch ist, sind die Arbeitsprozesse, die sich im Jahr 2020 massiv verändert haben: denn schließlich soll es für die meisten Unternehmen – trotz des Lockdowns – weitergehen.
Spannende Ansätze, um die Kontaktbeschränkungen zwischen Mitarbeitern, die fehlenden Messen und Ausstellungen auszugleichen sowie eine spannende Darstellung des Produktangebots zu gewährleisten, sollten spätestens jetzt genutzt werden, um den Anschluss nicht zu verlieren. Wo und wie VR-Anwendungen zum Einsatz kommen und Unternehmen bei weiteren Kontaktbeschränkungen auch in 2021 unterstützen können, dafür gibt es mehrere Beispielszenarien:
- Kundenkontakt im virtuellen Raum: Mithilfe von VR-Anwendungen lässt sich die Aufmerksamkeit von Kunden und Endkunden generieren und sogar der Kontakt herstellen – Lockdown hin oder her. Statt eines direkten Kundenkontaktes kann man die gewünschte Zielgruppe in einen virtuellen Showroom einladen, um neue Produkte zu präsentieren. Konfiguratoren erweitern dieses Konzept noch, indem der Kunde nicht nur vorgefertigte Waren sieht, sondern sich sein Wunschprodukt individuell zusammenstellen kann. Farbe, Größe, Materialien, Ausstattung – alle Gestaltungsfreiheiten, die der Kunde bei einem Produkt hat, kann er nutzen und verändern. Das fertige Produkt kann er sich dann auch gleich virtuell anschauen. Bekannt ist dieses Konzept bereits aus der Automobilindustrie. Doch auch in anderen industriellen Umfeldern ist der virtuelle Raum auf dem Vormarsch: Die Firma Allgaier Process Technologie hat bspw. schon seit 2019 einen virtuellen Showroom in dem die Produkte interaktiv erlebt werden können. Der Nutzer kann im wahrsten Sinne des Wortes in die Maschine eintauchen und die Funktion erleben.
- VR als Marketing-Instrument: Virtuelle Showrooms lassen sich beliebig ausstatten und ohne Neu- und Umbau immer wieder verändern – das spart Zeit und Geld. Zudem lassen sich in solchen Showrooms verschiedene Marketinginhalte integrieren, seien es Produkttexte oder auch Bewegtbilder. Das alles erhöht die Kundenwahrnehmung und -bindung. Neben dem Showroom sind auch virtuelle Geschäftsstellen möglich, in denen Kunden beraten werden oder andere Services eines Unternehmens in Anspruch nehmen können – ganz ohne Mundschutz und Ansteckungsgefahr.
- Hybride Messen: Großveranstaltungen wie Messen sind in der erneuten Lockdown-Situation undenkbar und werden wohl auch eine geraume Zeit nicht wieder stattfinden können. Hier kann die virtuelle Präsentation von Produkten ein Ersatz sein oder gar Mehrwerte bieten: Statt sich auf Messegeländen durch Menschenmengen zu schieben, kann der Kunde durch den virtuellen Showroom flanieren. Statt am Messestand nur einen kurzen Blick auf das neue Produkt zu erhaschen, kann er es im virtuellen Raum in aller Ruhe betrachten oder gar individuell konfigurieren. Doch auch nach dem Lockdown kann die Technik zur Erhöhung der Kundenaufmerksamkeit genutzt werden, indem Unternehmen zum Beispiel VR-Events vor Ort anbieten. Mit einer VR-Brille in die virtuelle Realität einzutauchen ist schließlich ein Erlebnis, das beim Kunden hängen bleibt und ihn so an das Unternehmen bindet.
Spaßfaktor für Schulungen nutzen
Die Spektren der VR-Technik sind vielfältig. Bekannt ist die VR-Brille dem breiten Publikum bereits aus dem Bereich Entertainment, so zum Beispiel bei Computerspielen. Der Spaßfaktor, der dort im Vordergrund steht, kann auch für andere Anwendungsgebiete genutzt werden. Mitarbeiterschulungen genießen unter vielen Arbeitnehmern nicht immer den besten Ruf: wenig Praxis, langweiliger Frontalunterricht und altgediente PowerPoint-Präsentationen.
Schulungen im virtuellen Raum bieten dagegen schon durch die neue Technik einen besonderen Reiz, sorgen aber auch für Abwechslung. Die spielerische Wissensvermittlung macht sich die Neugier und den Entdeckungsdrang der Mitarbeiter für ihr Fachgebiet zunutze: Lerninhalte werden nicht länger durch einen Lehrer vorgegeben und nur in der Theorie erklärt; vielmehr kann das Gelernte in der virtuellen Realität gleich ausgetestet und angewendet werden – so oft wie nötig und ohne dass etwas kaputt gehen kann.
Ein noch bedeutenderer Vorteil: Praktisch Gelerntes bleibt viel schneller haften und länger in Erinnerung, der Lerneffekt ist also höher. Und gerade in der Coronakrise wichtig: Ein persönlicher Kontakt zwischen Dozenten und Lernenden ist nicht notwendig, beide Seiten treffen eben nur virtuell aufeinander. Das sichert nicht nur die Gesundheit, sondern spart auch Zeit und Geld, da unter anderem die Anreise zu den Schulungen entfällt.
Dabei ist es nicht notwendig, dass jeder Teilnehmer eine eigene VR-Brille erhält. Mitarbeiter, die am gleichen Standort arbeiten, können auch nacheinander in den virtuellen Raum eintauchen; die anderen können das, was dort geschieht, auf einem Monitor mitverfolgen und so schon durchs Zusehen lernen. VR fügt sich daher ideal in E-Learning-Konzepte von Unternehmen ein oder dient zumindest als Ergänzung.
Facility Management
Es stellt eine große Chance dar, die Bedürfnisse des Kunden und der Mitarbeiter in ein digitales Format umsetzen zu können. Im Bereich Facility Management zum Beispiel hat sich VR bei der Kommunikation von Entwurfsabsichten bereits als effektiver erwiesen als 2D- oder 3D-Modelle allein. Die Möglichkeit, vor Baubeginn eine detaillierte und lebensnahe Vorschau der Entwurfspläne anzuzeigen, kann für Facility Manager und ihre Teams von großem Vorteil sein. Ebenso kann die Technologie bei verschiedenen Service- und Wartungsarbeiten zum Einsatz kommen, indem beispielsweise Wartungs- und Instandhaltungsprozesse simuliert und eingeübt werden. Potentielle Risiken und Gefahren können so frühzeitig erkannt werden, ohne dass jemand zu Schaden kommt.
Indem die VR-Technik den Unternehmen neue Möglichkeiten in den Bereichen Schulung, Produktpräsentation und Kundenbindung bietet, gibt sie ihnen Hilfestellung in und aus der Krise. Darüber hinaus schaffen Virtual Reality-Anwendungen Mehrwerte, die weit über die Coronakrise hinaus nützlich sind: Im virtuellen Raum lassen sich Abläufe beliebig oft wiederholen, ohne dass ein Schaden für Mitarbeiter oder das Produkt entsteht. Virtuelle Produkte können individuell konfiguriert werden. Virtuelle Räume lassen sich beliebig ausgestalten. Und vor allem: virtuelle Räume können von überall und zu jeder Zeit betreten werden.
Heidi Ziegler ist Geschäftsführerin der Blue Silver GmbH.