DSAG zur KI-Strategie der BundesregierungNachhaltige und zeitnahe Umsetzung gefordert
30. November 2018Deutschland soll zum weltweit führenden Standort für Künstliche Intelligenz (KI) werden. Die entsprechende Strategie dazu veröffentlicht die Bundesregierung im Rahmen des Digitalgipfels in Nürnberg vom 3. bis 4. Dezember. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) hält eine staatliche KI-Strategie für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland für unabdingbar. Gleichzeitig plädiert der Industrie- und Anwenderverband für eine sinnvolle und nachhaltige Umsetzung, die jedoch zeitnah erfolgen muss, um im Wettbewerb Stand zu halten.
Die DSAG-Umfrage zum Jahreskongress 2018 hat belegt: Künstliche Intelligenz ist für 62 Prozent der DSAG-Mitglieder ein wichtiges oder sehr wichtiges Thema im Kontext der digitalen Transformation. Die DSAG begrüßt daher die Entwicklung einer dedizierten KI-Strategie seitens der Bundesregierung. Doch neue Technologien benötigen Rahmenbedingungen, die den Anforderungen einer digitalisierten Welt Rechnung tragen, um ihren vollen wirtschaftlichen Mehrwert erbringen zu können.
„Deshalb ist eine staatliche KI-Strategie wichtig. Sie kann die nötigen institutionellen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Technologie schaffen, den Forschergeist stärken und Innovationen durch einfache Wettbewerbsregeln fördern, die auch neue Geschäftsmodelle ermöglichen“, erläutert Marco Lenck, DSAG-Vorstandsvorsitzender.
Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz wächst. Insbesondere, um aus exponentiell wachsenden Datenmengen nachhaltig Erkenntnisse für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Deshalb ist eine schnellstmögliche und praxisnahe Umsetzung der KI-Strategie wichtig. „Wir müssen erreichen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland bei Zukunftstechnologien konkurrenzfähig bleibt und Wettbewerbsnachteile gegenüber China und den USA zeitnah ausgeglichen werden“, erläutert Marco Lenck. Zudem könne der Einsatz von KI-Technologie speziell im Mittelstand wirtschaftlich attraktiv sein, wenn es greifbare Modelle zur Adaption gäbe.
Anwender haben klare Anforderungen an KI-Strategie
Politische Rahmenbedingungen sind wichtig. Sie dürfen allerdings nicht zum Innovations-Stopper werden. Eine mögliche Herausforderung sieht der Interessenverband in diesem Zusammenhang z.B. hinsichtlich der strengen Datenschutzrichtlinien in Deutschland.
„Sie basieren auf altem Know-how und müssen auf jetzige Szenarien angepasst sowie für Zukunftsszenarien vorbereitet werden. Diese Themen dürfen kein Hemmnis für einen wirtschaftlich erfolgreichen Einsatz von KI-Technologien sein – schließlich werden zur Verbesserung von KI-Algorithmen große Datenmengen benötigt“, sagt Otto Schell, stellvertretender DSAG-Vorstandsvorsitzender.
Somit ist eine ganzheitliche Sicht wichtig, die alle Teilnehmer, Staat, Industrie oder Interessensvertreter einbezieht. „Neben offenen Rahmenbedingungen zum Umgang und zur Gestaltung der KI müssen auch Zukunftsoptionen in den Zusammenarbeitsmodellen Mensch-Maschine-Mensch gewährleistet sein“, so Otto Schell.
Das betrifft auch neue Verteilungsmodelle, die einerseits Investitionsschutz für die Unternehmen gewährleisten, andererseits aber auch der Allgemeinheit zugutekommen sollten. Neue Arbeitsumgebungen oder Ausbildungen müssen gesichert werden und das Arbeitszeitmodell muss flexibel sein. Damit einhergehend ist es aus DSAG-Sicht notwendig, den Wissenstransfer im Bereich kleiner und mittelständischer Unternehmen sicherzustellen, um von einer Abwehr- in eine „Chance-Haltung“ zu gelangen.
Knackpunkt: Implementierung von KI-Technologien
In der KI-Forschung kann Deutschland bereits Erfolge vorweisen. Doch dahingehend, KI-Technologien in Unternehmensstrukturen zu implementieren und konkrete Business Cases für eine gewinnbringende Implementierung in Geschäftsprozesse zu schaffen, ist noch Luft nach oben. „Wenn die deutsche Wirtschaft nicht auf Lösungen aus dem Ausland angewiesen sein soll, müssen KI-Innovationen gefördert werden“, so Marco Lenck.
Die hier herrschende Dringlichkeit unterstreichen die Ergebnisse der DSAG-Umfrage. Laut dieser hat SAP Leonardo, das auch KI- und Machine-Learning-Komponenten enthält, bereits für 30 Prozent der Mitglieder eine hohe/sehr hohe Relevanz im Kontext der Digitalisierung (2017: 18 Prozent). Daher begrüßt die DSAG auch, dass SAP das französische Start-up Contextor übernommen hat, um das eigene Portfolio im Bereich Machine-Learning rund um die Marke Leonardo weiterzuentwickeln.
Dialog über offene Fragen wünschenswert
Durch neue Technologien wie Künstliche Intelligenz verändern sich die IT-Landschaften. „Wenn es in verteilte Netzwerke geht, müssen Software-Anbieter wie SAP schnelle Wege von den derzeitigen Prozessen und Systemen in hybride Landschaften bieten“, erläutert Otto Schell. Eine erste Positionierung seitens SAP zum Thema KI gibt es bereits mit sieben Leitlinien. Demnach sichert SAP Datenschutz sowie Privatsphäre entsprechend der gesetzlichen Vorgaben zu und verspricht Kunden Einblick und Kontrolle.
Insgesamt begrüßt die DSAG das Bekenntnis von SAP. Offen ist jedoch die konkrete Ausgestaltung, z.B. dahingehend, wie SAP die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihrer Produkte gewährleisten möchte und wie verlässlich die Garantie von Datenschutz und Privatsphäre sein wird. Hier steht die DSAG dem Software-Hersteller wie gewohnt als offener und konstruktiv-kritischer Gesprächspartner zur Verfügung, um Lösungen im Sinne der Anwender zu erreichen.
Zudem ist sich die DSAG sicher, dass sich auch auf Seiten der Unternehmen etwas ändern muss. „Unternehmen müssen bereit sein, sich den neuen Potenzialen zu öffnen, die KI, das Internet-of-Things, Big Data oder Blockchain bieten“, erläutert Otto Schell. Daher fordert die DSAG seitens aller Beteiligten vor allem Offenheit, die sich ergebenden Optionen zu nutzen und die Zukunft gemeinsam anzugehen.
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