LeanIX IT Sustainability & ESG Survey zeigt:Nachhaltigkeit ist in den Chefetagen noch nicht angekommen
22. März 2024Nur 40 Prozent der Unternehmen sind gut darauf vorbereitet, wenn es um das Einhalten von Vorschriften im Bereich ESG (Environmental, Social und Governance) geht. Trotz wachsender Bedeutung von ESG-Initiativen gibt es in internationalen Firmen offenbar viel Unklarheit.
Auch wenn Initiativen zu Nachhaltigkeits- und ESG-Themen noch längst nicht in allen Unternehmen als besonders relevant eingestuft werden: In 90 Prozent der Firmen gibt es solche Programme – und deren Bedeutung hat im Vergleich von 2022 zu 2023 klar zugenommen. Allerdings befassen sich nur 55 Prozent mit konkreten Initiativen für mehr IT-Nachhaltigkeit.
Auch bei Entscheidungen über das Applikations-Portfolio spielt Nachhaltigkeit nur in der Hälfte der Unternehmen eine entscheidende Rolle. Unabhängig davon, welche ESG-Maßnahmen bereits implementiert oder geplant sind, scheint es viel Unsicherheit in Bezug auf gesetzliche Vorgaben zu geben: Lediglich 40 Prozent halten ihr Unternehmen für gut vorbereitet auf die Einhaltung von ESG-Richtlinien.
Woran mag das liegen? Der LeanIX IT Sustainability & ESG Survey zeigt, dass in zwei Drittel der Firmen drei und mehr Abteilungen in ESG-Initiativen involviert sind. Um regulatorische Vorgaben systematisch anzugehen, müssen also verschiedene Teams eng zusammenarbeiten und auf dieselben Informationen zugreifen können. Doch die Unterstützung durch Enterprise Architekten, die eine solche gemeinsame Datenbasis bereitstellen können, ist in 40 Prozent der Firmen bislang nicht gefragt. Wenig erstaunlich, dass mehr als die Hälfte der Befragten die Einbindung dieser Spezialisten als zu gering bewertet.
Die Analysten von Gartner zählen nachhaltige Technologien zu den wichtigsten strategischen Technologie-Trends 2024 und gehen davon aus, dass bis 2027 bei einem Viertel der CIOs das persönliche Einkommen auch an das Engagement für dieses Thema gekoppelt sein wird. Wo aber stehen internationale Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit und ESG-Initiativen bislang?
Für den LeanIX IT Sustainability & ESG Survey hat das zu SAP gehörende Software-Unternehmen LeanIX im Jahr 2023 insgesamt 177 IT-Experten aus seinem globalen Kundenportfolio online befragt. 73 Prozent arbeiten für Unternehmen mit Sitz in Europa, weitere 18 Prozent in US-amerikanischen Unternehmen. Die Befragten kommen aus verschiedenen Branchen und verteilen sich gleichmäßig auf Firmen unterschiedlicher Größe, wobei 40 Prozent in Organisationen mit über 10.000 Mitarbeitenden beschäftigt sind. Den größten Anteil an der Stichprobe machen mit 78 Prozent Enterprise Architekten aus.
Fast alle Unternehmen führen ESG-Initiativen durch
90 Prozent der Befragten berichten über aktuelle ESG-Maßnahmen, wobei Umweltfragen in drei Viertel der Fälle die höchste Priorität haben. In der Hälfte der Firmen wird den Initiativen große Bedeutung beigemessen, in 30 Prozent werden sie jedoch als nicht relevant bewertet.
Es ist allerdings zu erwarten, dass die Bedeutung dieser Themen in Unternehmen zunimmt. Bereits jetzt geben 80 Prozent an, dass Nachhaltigkeits- und ESG-Initiativen im Vergleich von 2022 zu 2023 wichtiger oder sehr viel wichtiger geworden sind.
Auch wenn sich fast alle mit ESG-Themen befassen, so geben doch nur 55 Prozent der Unternehmen an, dass dazu auch konkrete Initiativen für IT-Nachhaltigkeit gehören. Hinzu kommt, dass sich zwei Drittel der Firmen zum Zeitpunkt der Befragung noch in der Planungsphase dieser Aktivitäten befanden und diese noch nicht implementiert waren. Drei Initiativen werden von etwa 60 Prozent der Befragten gleich häufig genannt:
- Erhebung von Daten und Analyse des CO2-Fußabdrucks der IT-Infrastruktur,
- Anpassung der IT-Infrastruktur zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks sowie
- Bewertung von Anbietern hinsichtlich deren Engagements für Nachhaltigkeit.
Auch wenn ein Unternehmen aktuell keine dezidierten Programme in diesem Bereich durchführt: Spielt der Faktor Nachhaltigkeit bei der Gestaltung des Applikationsportfolios grundsätzlich eine Rolle? Es zeigt sich ein sehr ähnliches Bild: IT-Nachhaltigkeit stellt auch hier nur für die Hälfte der Unternehmen ein relevantes Entscheidungskriterium dar, während 22 Prozent angeben, dass das Thema außen vor bleibt.
IT-Nachhaltigkeit mag bei manchen nicht vorne auf der Agenda stehen, weil die IT am CO2-Fußabdruck der eigenen Organisation nur einen geringen Anteil ausmacht – beispielsweise in Unternehmen aus emissionsstarken Branchen. Man muss aber festhalten, dass die IT insgesamt drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursacht, wie eine Studie von Capgemini von 2022 aufgedeckt hat. Zum Vergleich: Das ist mehr als zum Beispiel Spanien, Italien, Frankreich und Portugal zusammen zu verantworten haben. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus bemerkenswert, dass die IT ihre Möglichkeiten hier offenbar nicht ausschöpft.
90 Prozent der Firmen führen ESG-Initiativen durch. Dieser beeindruckenden Zahl steht jedoch gegenüber, dass weniger als die Hälfte der Befragten der Meinung ist, ihr Unternehmen sei aktuell umfassend darauf vorbereitet, gesetzliche ESG-Vorgaben zu erfüllen. (rhh)