Die Top-IT-Trends für den Mittelstand in 2016 Von der Smart Factory bis Holografie
12. Januar 2016Holografie in der Produktion? Oder ERP auf der Smart Watch? Mit den neuen Technologien mehren sich auch die Chancen für Innovationen und die digitale Transformation im deutschen Mittelstand. Für Dr. Matthias Laux, Vice President Product Delivery Central Europe bei der Sage Software GmbH, bedeutet das: „Die Digitalisierung und Vernetzung von Geräten, Anlagen, Produkten und Services schreiten immer schneller voran. Wer von diesem Wandel profitieren will, muss ihn aktiv gestalten. Dabei kommt es vor allem darauf an, das Zusammenwirken der unterschiedlichen Entwicklungen zu verstehen und zu nutzen.“
Smart Factory
Immer mehr Objekte der realen Welt sind digital vernetzt und beeinflussen so Unternehmensprozesse. So lassen sich in einer Smart Factory die Abläufe unter anderem in Fertigung und Logistik einfacher steuern, stärker automatisieren und erheblich beschleunigen. Ein Beispiel dafür ist die Kommunikation zwischen Maschinen und Softwaresystemen untereinander, die etwa dabei helfen, logistische Prozesse zu optimieren oder Ausfallzeiten zu reduzieren, was u.a. Zeit spart und das Fehlerrisiko senkt. Darüber hinaus haben Unternehmen einen besseren Überblick über die Verfügbarkeit von Maschinen, Material und Personal. So können sie ihre Ressourcen flexibler einsetzen und besser auslasten.
Zur Umsetzung solcher Szenarien sind neben der geeigneten Technologie vor allem Qualifikation und Akzeptanz der Mitarbeiter erforderlich – auch in der Unternehmensführung. Laux rät: „Die strategische Planung des digitalen Wandels hin zu einer Smart Factory ist genauso wichtig wie die benötigte Technologie. Hier haben mittelständische Unternehmen aufgrund der kürzeren Entscheidungswege einen Vorteil. Den gilt es jetzt zu nutzen. Beispielsweise lassen sich auch ältere Maschinen mit heutiger Technologie zu vertretbaren Kosten in digitalisierte Fertigungsprozesse integrieren. Die vielbeschworenen Abschreibungszyklen für vorhandene Maschinen und Anlagen sind kein Argument für untätiges Warten. Die Industrie 4.0 fällt nicht vom Himmel.“
Autonomes Fahren setzt sich innerhalb der nächsten 15 Jahre durch – das glaubt fast die Hälfte der Teilnehmer an einer Umfrage des Bitkom unter Geschäftsführern und Vorständen der Automobilbranche. Doch längst können Smart Cars viel mehr als Personen von A nach B zu transportieren. So informieren sie den Fahrer heute schon über Restaurants und Einkaufsgelegenheiten auf dem Weg, gewisse Funktionen sind per Sprachsteuerung bedienbar und auf Wunsch nehmen sie ihm Aufgaben wie das Einparken einfach ab.
Was das für den künftigen Arbeitsalltag bedeutet, erläutert Laux an einem Beispiel: „Das innovative Auto der Zukunft wird nicht über PS-Zahlen, sondern über smarte Funktionen definiert. So könnte das Auto schon bald auch mit dem CRM-System vernetzt sein. Mögliches Szenario: Das System zeigt automatisch den Weg zum nächsten Kunden an, ohne dass ich es eintippen muss und fährt den Mitarbeiter dann ans Ziel. Unterwegs werden E-Mails vorgelesen und per Spracheingabe bearbeitet oder Videokonferenzen durchgeführt. Verspätet man sich, könnte das CRM-System den Kunden automatisch per E-Mail über die neue Ankunftszeit informieren.“
Augmented Reality
Augmented-Reality-Apps, mit denen Benutzer auf dem Display ihres Tablets oder Smartphones Informationen über bestimmte Objekte eingeblendet bekommen, beschleunigen schon heute Wartung und Reparaturen von Maschinen und Anlagen. Durch die Visualisierung von Daten aus CAD- und ERP-Systemen lassen sich beispielsweise benötigte Ersatzteile schneller identifizieren und montieren.
Doch das ist nur der Anfang von Augmented Reality, so Dr. Matthias Laux: „Für das Jahr 2016 erwarten Marktauguren, dass die Holografie große Fortschritte macht. Diese räumliche Projektion macht es bald möglich, Produkte wie Kleidung, Maschinen oder auch medizinische Prothesen noch in der Design-Phase zu visualisieren und anzupassen. Änderungswünsche des Kunden können dann mit Hilfe von Gestensteuerung schnell eingearbeitet werden.“
Wo Holografie nicht einsetzbar ist, beispielsweise aus Platzgründen, da können Datenbrillen und andere Wearable-Geräte wie etwa Smart Watches berufliche Anwender bei ihren Aufgaben unterstützen. Offene Datenformate sorgen dafür, dass Geräte und Anwendungen auf unterschiedlichste Informationen zugreifen können, wie etwa auf Daten aus dem ERP- oder CRM-System etc. Dadurch könnten Unternehmer etwa Einkaufs- oder Bestellprozesse von unterwegs anstoßen oder Warnhinweise erhalten, wenn etwa eine Störung in der Firma aufgetreten ist.
Darüber hinaus werden die Wearables mit immer mehr Objekten in ihrer Umgebung kommunizieren. So könnten Ladeninhaber den Trägern von Smart Watches beispielsweise attraktive Angebote machen, während diese an ihrem Schaufenster vorbei laufen und so neue Kundschaft gewinnen. „Während viele Menschen schon heute Wearables, vor allem Fitness-Armbänder, einsetzen“, so Sage Technologie-Chef Laux, „werden sie zukünftig zunehmend im Geschäftsumfeld eingesetzt werden: Die Anwendungsszenarien reichen von Datenbrillen für Monteure, die bei der Arbeit freie Hände brauchen, bis hin zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle rund um Fitness und Gesundheit.“
Cloud bleibt im Trend
Der Cloud-Markt in Deutschland wächst rasant – das zeigen Untersuchungen aller großen Marktforschungsunternehmen. IDC beispielsweise geht davon aus, dass die Cloud zumindest bis 2020 den Umgang mit IT bestimmen wird. Egal ob Office-Software, Unternehmensanwendungen, Backup-Services oder Online-Speicher: Die schnelle Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen ohne hohe Anfangsinvestitionen erfreut sich wachsender Beliebtheit, auch und gerade bei KMU. Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung ist der wachsende Bedarf an mobilen Lösungen, die auf der Cloud-Technologie basieren.
Laux: „Sicherheit und Datenschutz bleiben die wichtigsten Herausforderungen in der Cloud. Wir als Vorreiter im Markt für ERP-Software aus der Cloud wissen das und handeln entsprechend. Denn Fakt ist, dass sie gerade den kleinen und mittleren Unternehmen höhere Sicherheitsstandards bietet, als sie es selbst je einrichten könnten.“
Die Zukunftstechnologie 3D-Druck entwickelt sich rasant: In China wurden bereits komplette Häuser aus Bauteilen errichtet, die im 3D-Druckverfahren produziert werden. Dabei diente Bauschutt als Ausgangsmaterial. In der Weltraumforschung wird darüber nachgedacht, Forschungsstationen auf dem Mond aus Mondstaub zu drucken. Und in der medizinischen Prothetik könnten schon bald menschliche Organe ganz oder teilweise mit 3D-Druckverfahren erstellt werden.
„Darüber hinaus bietet der 3D-Druck schon heute die Möglichkeit, Modelle, Prototypen und Kleinserien schneller und kostengünstiger zu produzieren, als das bislang möglich war. Durch die Entwicklung immer neuer, leistungsfähigerer Materialien wird der 3D-Druck eine wichtige Rolle bei der Sicherung des Produktionsstandorts Europa spielen“, prognostiziert Laux. (rhh)
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