Im Interview: Jürgen Jakob, Jakobsoftware „Neue Rollen für Hersteller und Reseller“

3. März 2017

Cyber-Kriminelle scheinen nie zu schlafen und finden immer wieder neue Wege sensible Unternehmensdaten abzugreifen. Um dies zu vermeiden, setzen viele Unternehmen auf die Unterstützung durch IT-Sicherheitsexperten und lagern den Schutz ihrer Daten aus, beispielsweise im Rahmen von Managed Services. Neue Trends und Angriffsszenarien fordern jedoch auch ein Umdenken bei den Herstellern und Resellern der IT-Security-Branche. Im Gespräch mit Line-of-Biz (LoB) umreißt Jürgen Jakob, Geschäftsführer des Value Added Distributors und IT-Sicherheitsspezialisten Jakobsoftware, den aktuellen Stand in den Bereichen IT-Security und Managed Services und gibt seine persönliche Prognose für die Zukunft ab.

Stand der Dinge

LoB: Wie ist der aktuelle Stand im Bereich IT-Security und welche Lösungen werden derzeit am stärksten nachgefragt?
Jakob: Viren- und Malwarefilter müssen immer aktuell bleiben und kommen deshalb nie aus der Mode. Auch in diesem Bereich gibt es mittlerweile Managed Services, die diese Aktivitäten „auslagern“ und ohne zusätzliche Installationen auskommen. Außerdem sehen wir eine zunehmende Aufgeschlossenheit und Nachfrage nach neuen Security-Lösungen, die über die klassische Antivirus-Software hinausgehen. Das bereits angesprochene Identitätsmanagement wird angesichts der zahlreichen Nutzerkonten und genutzten Geräte immer wichtiger für Unternehmen. Damit einher geht ein möglichst sicheres und gleichzeitig nutzerfreundliches Verwalten dieser Accounts und ihrer Passwörter, zum Beispiel mit Passwortmanagern.

LoB: Wo drückt derzeit der Schuh bei Resellern und Herstellern?
Jakob: Die Notwendigkeit eines professionellen Virenschutzes hat sich mittlerweile herumgesprochen und sich dementsprechend als „Standardausrüstung“ etabliert. Die modernen Angriffsszenarien erfordern jedoch eine umfangreiche Rundum-Absicherung, die nicht immer gegeben ist. Die Attacken von heute sind mehrschichtig und hebeln traditionelle Security-Maßnahmen aus. Mit der zunehmenden Vernetzung tritt der Faktor Mensch als Sicherheitsrisiko noch mehr in den Fokus: Gezielte Schulungen und ein effektives Identitäts- und Zugriffsmanagement steuern den sozialen Komponenten der „neuen“ Sicherheitsrisiken entgegen.

Verbesserungspotenziale

LoB: Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial für Unternehmen, was die IT-Sicherheit betrifft?
Jakob: Gerade bei weitergehenden Schutzmaßnahmen, wie fortgeschrittene Antispam- und Anitvirus-Services, besteht weiterhin Nachholbedarf. Gerade Unternehmen mit extrem hohem Mailverkehr könnten von diesen Diensten profitieren. Denn diese Services filtern Mails bereits, bevor sie auf den eigenen Servern ankommen. E-Mail-Anhänge werden automatisch in abgeschotteten „Sandboxes“ ausgeführt, wo sie im Ernstfall keinen Schaden anrichten können. Diese Dienste suchen auch nach Verlinkungen im Mail-Text und prüfen, ob diese auf potenziell schädliche Webseiten weiterleiten.
Gegen die immer noch verbreiteten Ransomware-Trojaner bleibt ein sicheres Backup das beste Gegenmittel. Jedoch überwiegt hier meist die Angst um den Datenschutz, anstatt Datendiebstahl mit externer Sicherung den Riegel vorzuschieben. Auch die unreflektierte Nutzung von Cloud-Services Dritter und Social Media am Arbeitsplatz, Stichwort „Schatten-IT“, bleibt ein bestehendes Risiko.

LoB: Stichwort Managed Services: Wie ist das Feedback der Reseller und Händler?
Jakob: Managed Services dringen zunehmend ins Bewusstsein der Reseller und Händler. Viele der kleineren tun sich mit der Umstellung jedoch noch schwer. Vor allem bei der Rechtssicherheit gelten bei Managed Services ganz andere Spielregeln als bisher. Hier müssen neue Absprachen getroffen und Angebote angepasst werden. Daher verläuft der Umstieg noch etwas langsam.

Managed Services

LoB: Was läuft bei Managed Services gut?
Jakob: Aus technischer Perspektive laufen Managed Services jedoch bereits verlässlich auf hohem Niveau. Die Händler verstehen zunehmend, dass es ihnen und ihren Kunden hilft, wenn man die Möglichkeit der Inventarisierung sowie Fernwartung der Netze hat: So können die Händler proaktiv reagieren – noch bevor es zu Problemen oder sogar Ausfällen kommt. Derartige Arbeiten protokollieren die Managed Services selbstständig, sodass man den Kunden beispielsweise monatlich automatisiert berichten kann, was alles geschehen ist und welche Arbeiten am Netzwerk vorgenommen wurden. Der Händler ist nicht mehr die Feuerwehr, die eingreifen muss, wenn es bereits zu spät ist. Stattdessen erfahren die Kunden einen reibungslosen EDV-Betrieb.

LoB: Was könnte optimiert werden?
Jakob: Auf der Vertriebsseite, beim Controlling und der Abrechnung hingegen müssen noch einige Justierungen vorgenommen werden. Das neue Modell der proaktiven Betreuung verlangt auch nach einer neuen Art der Abrechnung, vor allem bei kleineren Umsatzsummen. Hier ist es oftmals noch eine Herausforderung, die fixen Kosten für die Rechnungsstellung auf ein akzeptables Niveau zu senken. (rhh)

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