Schwellenländer im Fokus von Identitätsdieben

7. Mai 2018

Insbesondere in Lateinamerika steigt die Zahl der Versuche mit illegitimen Absichten neue Accounts anzulegen stark an. Laut des „ThreatMetrix Q1 2018 Cybercrime Reports“ wurde in dieser Region ein Viertel aller Kontoanmeldungen als betrügerisch zurückgewiesen. Gestohlene beziehungsweise synthetisierte Identitäten werden dabei nicht nur eingesetzt, um Attacken im wachsenden E-Commerce-Markt Südamerikas durchzuführen, sondern finden auch Verwendung bei Angriffen auf die großen, weltweit aktiven Einzelhandelsunternehmen der USA. Eine weitere Vorgehensweise zur Ausnutzung gestohlener Identitäten in der Region LATAM ist es, diese für Tests auszunutzen, um neue Fake-Accounts zu erstellen, zu verifizieren und zu verkaufen.

Das Wachstum der globalen Cyber-Kriminalität wird vor allem durch die neuen Epizentren für betrügerische digitale Interaktionen in den Schwellenländern vorangetrieben, da die Attacken über die jeweiligen Grenzen hinaus auch umliegende Regionen einbeziehen. So zählt Brasilien als Ausgangspunkt für Cyber-Angriffe zu den fünf weltweit führenden Ländern, wobei die illegitimen Aktivitäten auf Ziele in Nachbarländern wie Argentinien und Kolumbien sowie auf die starken Wirtschaftsnationen USA und Großbritannien fokussiert sind. Ein anderer Vertreter in der Liste der fünf führend verantwortlichen Länder für Cyber-Attacken ist Vietnam mit Angriffszielen in Japan, Singapur und Australien. Bei den Angriffsformen verzeichnen vor allem organisierte Bot-Attacken hohe Wachstumsraten. So wurden innerhalb des ThreatMetrix Digital Identity Networks im ersten Quartal 2018 allein eine Milliarde Angriffsversuche mittels Bots registriert. Diese Zunahme resultiert vor allem aus Angriffen, die ihren Ursprung in aufstrebenden Volkswirtschaften wie Ägypten, Südkorea, Ecuador, Ukraine und Vietnam haben.

Obwohl die Zahl der Einkäufe nach dem Weihnachtsgeschäft traditionell zurückgeht, war das Angriffsniveau im E-Commerce hoch. So wurden im ersten Quartal 2018 fast 150 Millionen Transaktionen als betrügerisch abgebrochen, was gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres einer Steigerungsrate von 88 Prozent entspricht. Insgesamt waren E-Commerce-Websites in diesem Zeitraum 820 Millionen Bot-Attacken ausgesetzt. Damit lag die Angriffsrate zehnmal höher als etwa bei Transaktionen im Finanzdienstleistungssektor.

Schwerpunktmäßig erfolgten diese Angriffe, um Identitäten zu missbrauchen oder illegitime Identitäten zu testen. Entsprechend nahmen die Zahlen betrügerischer Versuche zum Log-in oder zur Account-Erstellung im E-Commerce stetig zu. Bei der Übernahme legitimer Konten zielen Betrüger vor allem darauf ab, sensitive persönliche Zugangsdaten und Kreditkarteninformationen zu erhalten.

Die Zahl der betrügerischen Registrierungen vermeintlicher Neukunden stieg gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um mehr als 30 Prozent. Häufig nutzen Betrüger die meist verhältnismäßig geringen Registrierungsanforderungen von E-Commerce-Anbietern, um damit gestohlene Identitäten zu testen. Sind diese Tests erfolgreich, werden die Daten oft für weitere Angriffe in anderen Branchen eingesetzt.

Prinzipiell befindet sich der Einzelhandel in einer prekären Situation. Auf der einen Seite bieten sich neue Einnahmequellen und Möglichkeiten zur Kundenbindung. Andererseits führt gerade das Ziel, Kunden ein einfaches und reibungsloses Nutzungserlebnis zu bieten, dazu, dass es für die stetig steigende Zahl an Cyberkriminellen leicht ist, Angriffe auszuführen oder gestohlene Kreditkarten in übernommenen Konten zu testen.

Der technologische Fortschritt und ein sich veränderndes Verbraucherverhalten forcieren Innovationen bei der Zahlungsabwicklung. Ziel dabei ist es, schnellere und bequemere Möglichkeiten zur Zahlung von Einkäufen anbieten zu können, um letztlich Bargeld überflüssig zu machen. Das durch Bezahldienstleistungen generierte Transaktionsvolumen im ThreatMetrix Digital Identity Network ist von Quartal zu Quartal stetig gestiegen. Im letzten Quartal wurden dort 361 Millionen Transaktionen durch Zahlungsabwickler durchgeführt, wobei 43 Prozent von mobilen Geräten initiiert wurden. Insgesamt wurden bei diesen Transaktionen überdurchschnittliche Angriffsraten festgestellt, wobei insbesondere die Zahl der Attacken bei den über mobile Endgeräte durchgeführten Bezahlvorgängen zunimmt.

Mehr als 50 Prozent der Zahlungstransaktionen sind grenzüberschreitend, durchschnittlich 30 Prozent branchenübergreifend. Bei den grenzüberschreitenden Zahlungen liegt die Angriffsrate um rund 30 Prozent höher als bei den entsprechenden Inlandstransaktionen. (rhh)

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