Knapp die Hälfte der deutschen Unternehmen hinterfragt Cloud-Strategie und US-AbhängigkeitExit aus bestehenden Strukturen

18. Juni 2025

Die wenig kalkulierbaren Rahmenbedingungen einer fortlaufenden Zusammenarbeit mit amerikanischen Tech-Unternehmen veranlasst immer mehr Unternehmen in Deutschland dazu, ihre Cloud-Strategie und die damit verbundene US-Abhängigkeit zu überdenken. Eine aktuell von TechConsult im Auftrag von eperi durchgeführte Umfrage hat ein heterogenes Bild über den Umgang mit amerikanischen Cloud-Dienstleistern zutage gebracht.

Zwar sagen 33,2 Prozent der befragten Unternehmen, dass ihr Vertrauen in US-Cloud-Anbieter stabil sei und sie weiterhin auf US-Clouds setzen, gleichzeitig geben 19,9 Prozent zu, dass sich ihr Vertrauen verschlechtert habe, auch wenn sie weiterhin auf US-Clouds setzen würden. Lediglich im Handel ist das Vertrauen mit 41,9 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Ob diese Einschätzung ehrlich gemeint oder eher wie das berühmte „Pfeifen im Walde“ zu verstehen ist, lässt sich dabei nicht beurteilen. Fakt ist: Trotz spürbarer Vertrauensverluste setzen 80,6 Prozent der befragten deutschen Unternehmen weiter auf die amerikanische Cloud – wenn vielleicht auch nur aus Mangel an schnell umsetzbaren Alternativen.

20 Prozent der Unternehmen suchen nach europäischen Alternativen

Auf die Frage, ob sie sich eine Exit-Strategie aus der US-Cloud vorstellen können, sagen 26,1 Prozent der Unternehmen, dass sie sich einen Ausstieg eventuell vorstellen können und die Entwicklung in den USA genau beobachten. 22,3 Prozent bejahen ebenfalls die Möglichkeit eines Wechsels und verraten, dass sie bereits auf der Suche nach europäischen Alternativen sind.

Demnach befinden sich 48,4 Prozent – also knapp die Hälfte der befragten Unternehmen – in einer Phase der Neuorientierung. Am intensivsten sind diese Überlegungen im öffentlichen Sektor verbreitet (65,2 Prozent). Darüber hinaus geben 33,3 Prozent des Gesundheits- und Sozialwesens an, schon konkret nach Alternativen zur US-Cloud zu suchen.

Außerdem verweisen 11,4 Prozent darauf, sich bereits aktiv aus der US-Cloud zurückzuziehen und 3,8 Prozent geben an, schon heute nicht mehr auf die US-Cloud zu setzen. Interessant sind hierbei die Unterschiede in den Antworten, wenn man die Unternehmensgrößen gegenüberstellt: Ein Viertel der Unternehmen mit 2.000-4.999 Mitarbeitern hat den Exit bereits vollzogen oder plant ihn aktiv und bei Unternehmen mit 99-1.999 Mitarbeitern sind es fast 20 Prozent, die das tun. Auffällig ist auch, dass IT-Entscheider mit 13,4 Prozent den Exit wesentlich häufiger planen als Business-Entscheider, mit 9,6 Prozent. Für 33,6 Prozent der befragten Unternehmen ist ein vollständiger Exit aus US-Clouds dagegen nicht vorstellbar.

Die aktuelle Momentaufnahme zeigt dreierlei: Erstens, die Unternehmen haben die veränderte Lage erkannt. Zweitens, es wird konkret nach europäischen Alternativen gesucht, um aus der Abhängigkeit von Amerika auszusteigen. Drittens, die Cloud-Exit-Debatte wird vor allem von IT-Fachabteilungen getrieben. Es ist also an der Zeit, dass die deutschen IT-Unternehmen ihre Chancen erkennen und die krisenbedingten Veränderungen zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. (rhh)

Eperi GmbH

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