Nutzen von Software Usage Analytics70 Prozent der Software-Anbieter sammeln Nutzungsdaten
9. Dezember 2021Angetrieben von Saas, Software-Abo und Co. wächst der Anteil an Usage Analytics. Nach der Umfrage von Revenera „Monetization Monitor: Software Usage Analytics 2021“ erfassen und analysieren mehr als zwei Drittel der Software-Anbieter Nutzungsdaten in ihren Anwendungen. Das sind 10 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Bis 2023 soll der Anteil sogar auf 79 Prozent ansteigen.
Fehlen wichtige Kennzahlen über die tatsächliche Nutzung einer Software, kann das die Produkt-Roadmap ausbremsen und langfristig der Kundenbindung sowie dem Umsatzwachstum schaden. Der Umfang der Analysen hängt jedoch stark vom jeweiligen Bereitstellungsmodell ab.
Bei Anbietern mit einem stark auf On-Premise ausgerichteten Portfolio setzen lediglich 59 Prozent der Befragten auf Nutzungsdaten. Hier ist noch viel Luft nach oben – vor allem wenn es darum geht, Anwendungen den Weg in die Cloud zu ebnen bzw. den Übergang zu SaaS zu erleichtern.
Mehr als ein Marketinginstrument
Die Daten bilden die Grundvoraussetzung, um nutzungsbasierte Softwarelizenzen transparent abrechnen zu können. Der Anteil der Pay-per-Use (PPU) Geschäftsmodelle – allen voran SaaS – wird laut 37 Prozent der Befragten in den nächsten eineinhalb Jahren weiter wachsen. Entsprechend wichtig wird das Sammeln der Nutzungsdaten. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Produktmanager geht davon aus, dass sich der Trend zu Usage Analytics weiter fortsetzt. Unter SaaS-Anbietern sind es sogar 62 Prozent.
Neben der reinen Kostenabrechnung entwickelt sich Usage Analytics zudem immer stärker zu einem zentralen Instrument zum Einholen von Kundenfeedback. Hier liegen die quantitativen Nutzungsanalysen hinsichtlich ihrer Effektivität mit rund 26 Prozent gleich hinter den qualitativen Befragungen von Kunden (30 Prozent). Noch aussagekräftiger ist ein Mix verschiedener Methoden. Bei Unternehmen, die Kundeninterviews mit Daten der Usage Analytics anreichern, klettert die Zahl um 12 Prozentpunkte nach oben.
Nur 14 Prozent der Anbieter teilen Daten mit Kunden
Die erfassten Daten geben Aufschluss darüber, ob Kunden die Software überhaupt verwenden (59 Prozent), welche Produktversion zum Einsatz kommt (56 Prozent), welche Funktionen aufgerufen werden (55 Prozent) und wie sich die Nutzung verändert (53 Prozent). Interessant ist das für Produktmanager, zum Beispiel wenn neue Versionen und Produktfeatures einer Software getestet werden sollen.
Die Zahl der Anbieter, die zu diesem Zweck kostenlosen oder zeitlich befristeten Testversionen anbietet, ist von 2020 bis 2021 um 55 Prozent gestiegen. Doch lediglich 22 Prozent der Befragten können tatsächlich nachverfolgen, welche Features beim Anwender punkten und welche floppen.
Von Usage Analytics profitieren jedoch nicht nur Anbieter. Auch immer mehr Kunden erwarten höhere Transparenz bei der Nutzung von Anwendungen. Die Daten helfen zum einen explodierende SaaS-Kosten in den Griff zu bekommen.
Zum anderen unterstützen sie IT-Manager, Compliance-Officer und Sicherheitsteams auch dabei, auslaufende Software-Abonnements und Wartungsverträge zu managen sowie Lizenzen, Zugriffsrechte und End-of-Life(EOL) im Blick zu behalten. Momentan geben allerdings gerade einmal 14 Prozent der befragten Anbieter diese umfassende Usage Intelligence an ihre Kunden weiter.
Ein Viertel vergibt Bestnote
Optimierungspotential gibt es nicht nur beim Teilen und Bereitstellen der Daten. Auch die für Usage Analytics implementieren Lösungen und Prozesse lassen zu wünschen übrig. Gerade einmal 26 Prozent der Befragten bewerteten die Nutzungsanalysen ihrer Software als sehr gut. Diese kritische Einschätzung der eigenen Initiativen hat in den letzten zwei Jahren zugenommen: 2020 waren noch 32 Prozent der Befragten von der Qualität ihrer Usage Analytics überzeugt, 2019 sogar 35 Prozent. Ähnlich sieht es bei SaaS-Anbietern aus (30 Prozent).
Ein Grund für das mangelnde Vertrauen in die eigenen Analytics-Expertise könnte ein niedriger Automatisierungsgrad sein. Die Mehrheit der Software-Anbieter setzt beim Sammeln und Analysieren der Daten noch immer auf stark manuell geprägte Prozesse. Eine Änderung ist hier vorerst nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Zahl manuell durchgeführter Nutzungsanalysen ist im letzten Jahr sogar von 28 Prozent auf 44 Prozent gestiegen. Dort, wo automatisierte Datenerfassung stattfindet und kommerzielle Lösungen zum Einsatz kommen, vergeben immerhin 38 Prozent der Anbieter die Note 1 an ihre Usage Analytics.
Nicole Segerer unterstützt als Vice President Product Management & Marketing bei Revenera Softwareanbieter und IoT-Hersteller bei der Umstellung auf neue digitale Geschäftsmodell und der Optimierung der Software-Monetarisierung.