Application DeliveryDie Marke „NetScaler“ räumt ihren Platz für mehr Möglichkeiten in der Cloud
25. Juli 2019Die letzten Application Delivery Controller (ADC) mit dem Schriftzug „Netscaler“ auf dem Gehäuse sind im Frühjahr ausgeliefert worden. Von nun an heißt die Produktreihe – egal ob als Appliance oder Software – einfach Citrix ADC. Einen Grund zu trauern gibt es kaum, denn aktuelle und künftige Modelle bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Cloud-Infrastruktur besser zu nutzen.
Das Ende einiger sehr gut eingeführten Produktmarken wie NetScaler oder XenDesktop kündigte Citrix schon letztes Jahr auf ihrer Hausmesse Synergy an – freilich ohne an der Zukunft der Produkte selbst zu rütteln. Im Gegenteil. Die Produkte wurden einerseits von der Benennung her in einen breiteren Kontext gesetzt und können damit eindeutiger den Sparten Workspace und Networking zugeordnet werden. Andererseits wurde die Weiterentwicklung der Produktlinien mit den sich abzeichnenden Trends abgestimmt, um auf künftige Einsatzszenarien besser vorbereitet zu sein.
Im Fall von NetScaler ADC ist auch unter dem neuen Markennamen eine ungebremste Weiterentwicklung zu erwarten. Zwar wurde soeben das End-of-Life der letzten NetScaler-Generation angekündigt (Support-Ende ist Mitte 2024, ausführliche Angaben zu den allen Modellreihen finden Sie hier), doch der Application Delivery Controller wird weiterhin eine zentrale Rolle in der Netzwerksparte von Citrix spielen. Die jüngst vorgestellten Features der Produktreihe lassen sogar vermuten, dass der ADC noch an Bedeutung gewinnen wird.
Vorbereiten für komplexere Cloud-Umgebungen
Das trifft besonders in Hinblick auf künftige cloudbasierte Einsatzszenarien zu. Citrix geht grundsätzlich davon aus, dass künftig noch mehr Anwendungen den Weg in die Cloud finden werden. Damit sind sie nicht allein: Auch das Beratungshaus Gartner prognostiziert, dass bis 2020 die meisten Unternehmen eine hybride Cloud-Infrastruktur betreiben werden – ein Teil der Anwendungen läuft auf der eigenen On-Premise-Infrastruktur, ein Teil kommt aus verschiedenen Quellen der Public Cloud. Hinzu kommen Microsoervices, die auf den Cloud-Plattformen verschiedener Partner laufen. Citrix nennt diese Konstellation eine „hybride Multi-Cloud“.
Aus Sicht der Anwender und Kunden müssen alle Anwendungen, egal wo sie laufen, genau so zuverlässig und sicher verfügbar sein, als kämen sie alle aus einer einheitlichen Infrastruktur. Mehr noch: Sie erwarten ein Plus an Performance, Komfort und Sicherheit, damit sie aus jedem beliebigen Ort und mit einem Gerät ihrer Wahl vollen Zugriff auf Anwendungen und Daten haben. Eine Forderung, die inzwischen fast uneingeschränkt auch vom Management unterstützt wird.
Die Auslieferung intelligent steuern
So einfach die Anforderung formuliert ist, umso schwieriger ist sie aus Sicht der IT zu erfüllen. Hybride Multi-Clouds haben den Nebeneffekt, dass sie den Datenverkehr praktisch exponentiell erhöhen, weswegen auch die Netzwerkinfrastruktur zur Auslieferung der Apps schnell zum Flaschenhals werden kann. Die Komplexität solcher Strukturen treibt außerdem die Kosten in die Höhe und die IT muss hart darum kämpfen, die Übersicht und Kontrolle darüber zu behalten.
Genau hier setzt Citrix mit ihrer neuen ADC-Generation an und hier zahlt sich auch aus, dass der Hersteller schon immer eine anwendungszentrierte Sicht auf das Thema Networking hatte. NetScaler ADCs hatten beim Thema Application Delivery ohnehin einen so hohen Standard gesetzt, dass sich das Wettbewerbsfeld in den letzten Jahren stark lichtete – auch Cisco zog sich 2012 zurück und kooperiert nunmehr mit Citrix. Die neuen ADC-Modelle setzen nun die Latte noch etwas höher und werden von Gartner als einzige für praktisch alle Einsatzszenarien und Firmengrößen empfohlen, von On-Premise- über Public-Cloud-Infrastrukturen bis hin zu Microservice-basierten Anwendungen.
Schon jetzt erweitern oder umsteigen?
Für aktuelle NetScaler-Anwender kann sich ein näherer Blick auf den Citrix ADC auch dann lohnen, wenn ihre hybride Multi-Cloud nicht unbedingt das Ausmaß erreicht hat, das Gartner vorhersagt, aus zwei Gründen.
Der erste besteht im neuen Lizenzrahmen namens „Pooled Capacity„. Dabei wird ein gemeinsamer Pool von ADC-Instanzen definiert, dem eine gemeinsame Bandbreite zur Verfügung steht. Diese wird dann von Citrix ADM (Application Delivery Management) gehostet, gesteuert und bereitgestellt. Auf diese Weise können die Einschränkungen der einzelnen ADCs hinsichtlich Bandbreite überwunden werden. Ist ein Unternehmen beispielsweise in Europa und in Fernost aktiv, kann es der jeweiligen Region zu Stoßzeiten mehr Bandbreite aus dem Pool zur Verfügung stellen, als es der einzelne regional installierte ADC alleine könnte (Follow-the-Sun-Modell).
Ressourcen werden auf diese Weise besser ausgelastet und die IT kann schneller auf neue Anforderungen reagieren. Zudem gewinnt das Unternehmen mit Citrix ADM einen besseren Überblick über die Networking-Infrastruktur und kann mehr Prozesse automatisieren als beim klassischen, statischen Betriebsmodell. Auch hinsichtlich Kosten ist Pooled Capacity eine Überlegung wert. Zwar stellt der Umstieg auf Pooled Capacity Licensing eine Investition dar, doch die könnte einen schnelleren Return-on-Investment haben, als auf den ersten Blick sichtbar. Zum einen können Kunden auch ihre vorhandenen Software-Lizenzen mitnehmen. Zum anderen wird durch ADM die Nutzung von Netzwerkressourcen transparenter, sodass die Kosten einfacher auf interne Kostenstellen umgelegt werden können.
Der zweite Grund besteht darin, dass die neuen Features der ADCs zusammen mit Pooled Capacity und ADM eine schnellere Migration in Richtung Cloud ermöglichen. Vor allem während der schrittweisen Migration ist es wichtig, Wildwuchs zu vermeiden und den Überblick über Infrastruktur und Anwendungen zu behalten, wo immer letztere auch laufen mögen. Die ADC-Software läuft sowohl lokal als auch auf verschiedenen Clouds wie Amazon AWS, Microsoft Azure, Google und anderen, sodass die IT alle Anwendungen über eine einzelne Application Delivery Plattform betreuen kann. Zudem bietet dieses Setup die nötige Flexibilität, um schnell auf eine sich permanent verändernde Infrastruktur zu reagieren. (Jannis Moutafis)