Zentrale Herausforderungen des Cloud-Computing in 2023Management- und Technologiefragen drängen

30. Mai 2023

Der Enterprise Cloud Index zeigt: Unternehmen müssen sich jetzt mit zentralen Management- und Technologiefragen auseinandersetzen, wenn sie die vielversprechenden Entwicklungen im Bereich Multi-Cloud-Umgebungen nicht ausbremsen wollen.

Es war wohl unvermeidbar, dass es nach dem Ansturm auf die Public-Cloud-Dienste während der Covid-19-Pandemie einen Punkt geben würde, an dem Unternehmen ihre Cloud-Strategie noch einmal überdenken und Herausforderungen in ihrer IT-Infrastruktur adressieren müssen. Das liegt in der Natur der Transformation, die ein ständiges Work-in-Progress ist. Wie Analysten gegen Ende des letzten Jahres prognostizierten, stellt das laufende Jahr Unternehmen zusätzlich durch den inflationären Druck und dessen Auswirkungen auf die diesjährigen Cloud-Ausgaben vor weitere Herausforderungen.

Begründet liegt das nicht zuletzt in der plattformübergreifenden Zusammenstellung von ICT-Ressourcen, die je nach den Anforderungen der einzelnen Workloads des jeweiligen Unternehmens ausgewählt werden und letztlich zu einer Vielfalt an Kombinationen aus traditionellen On-Premises-Lösungen, Co-Location-Einrichtungen, Private Clouds und Public Clouds geführt haben.

Hybride Cloud-Bereitstellungen – mehr Fluch als Segen?

Die Verwaltung dieser Multi-Cloud-Umgebungen ist nicht selten komplex und undurchsichtig. Immer unterschiedlichere Cloud-Bereitstellungsmodelle treiben IT-Experten daher immer öfter dazu, einen zentralen und einheitlichen Ort für das Management und die Absicherung ihrer On- und Off-Premises-Infrastrukturen, Anwendungen und Daten zu suchen – nicht zuletzt auch ein Kostenfaktor.

Der nächste Evolutionsschritt der Rechenzentren muss also von der hybriden Cloud in Richtung von „Hybrid Operations“ verlaufen: Einem hybriden Betrieb, der einerseits die Vorteile dieser Umgebungen beinhaltet, andererseits aber deren zeitaufwendiges Management bedeutend vereinfacht.

Über eine zentrale Managementoberfläche, unter der alle IT-Ressourcen unabhängig von ihrem Standort oder der zugrundeliegenden Infrastruktur verwaltet werden können, kann der jeweilige IT-Verantwortliche beispielsweise von der zugrundeliegenden Variabilität und Komplexität des Bereitstellungsmodells abstrahieren und darauf softwarebasierte Betriebsanweisungen anwenden.

Dabei bleiben die Auswirkungen dieselben – unabhängig davon, ob sich die Daten, Arbeitslast oder Anwendung auf einem internen Rechenzentrumsserver, einer virtuellen Maschine oder in einem Container und Co-Location-Zentrum in einer anderen Stadt befinden. Die Prozesse bleiben für den Anwender unsichtbar, das IT-System als Ganzes funktioniert einfach.
Der Beweis für die Notwendigkeit dieser hybriden Betriebswelt kommt in Form des „Nutanix 5th Annual Enterprise Cloud Index“. Aus ihm gehen der deutliche Anstieg der hybriden Bereitstellungen und die damit einhergehenden Fallstricke für Unternehmen deutlich hervor: Komplexität, Kubernetes-Orchestrierung, Sicherheit, Kosten und Nachhaltigkeit – die zentralen Herausforderungen des Cloud-Computing 2023:

Komplexität: Multi-Cloud-Umgebungen erfordern ein entsprechendes Management

Die Mehrheit der IT-Teams (60 Prozent) nutzt mehr als eine IT-Infrastruktur – ob einen Mix aus privaten und öffentlichen Cloud-Umgebungen, mehrere Public Clouds oder die Kombination aus einem On-premises- und einem gehosteten Rechenzentrum. Nach Aussage der Befragten wird dieser Anteil in den nächsten ein bis drei Jahren voraussichtlich auf fast drei Viertel (74 Prozent) ansteigen.

Auf die Frage nach einem einzigen übergeordneten Entscheidungskriterium wurde die Möglichkeit, bestehende Anwendungen einfach in die Public Cloud zu verlagern, als wichtigstes Kriterium genannt. Das ist durchaus nachvollziehbar: Schließlich lassen sich Workloads von der Cloud in die Cloud verschieben und ermöglichen die Nutzung einer gemischten Infrastruktur aus Gründen der Cyber-Sicherheit oder der Datenhoheit.

Die Entwicklung einer größeren Nachfrage nach Workload-Portabilität führt jedoch auch zu Herausforderungen: 86 Prozent der Befragten sehen den Umzug von Anwendungen zwischen Umgebungen als komplex und kostenintensiv an und nahezu alle Studienteilnehmer (94 Prozent) stimmen darin überein, dass ein Ort, an dem alle Anwendungen und Daten über verschiedene Clouds hinweg betrieben und verwaltet werden können, für ihr Unternehmen ideal wäre.

Kubernetes-Orchestrierung: Zugrundeliegende Infrastruktur und Legacy-Apps sind eine Herausforderung

Auf der Suche nach Möglichkeiten, das IT-Management zu vereinfachen und zu automatisieren, sehen viele Unternehmen Container als einen Weg, Arbeitslasten zu isolieren und darüber Managementkontrollen anzuwenden. So haben beinahe alle Befragten (96 Prozent) angefangen, Kubernetes-Orchestrierung auf Open-Source-Basis zu nutzen. Da Anwendungen, die dafür entwickelt werden, Microservices-Architekturen zu nutzen, viele bewegliche Anteile beinhalten, muss die zugrundeliegende Rechen- und Speicherinfrastruktur den Anforderungen entsprechen, um Replikationsfähigkeit und Skalierbarkeit zu ermöglichen.

Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen des ECI wider: Speicherkapazitäten (42 Prozent) und zugrundeliegendes Infrastrukturdesign (42 Prozent) wurden als dringendste Herausforderungen genannt, mit denen sich die Befragten bei der Bereitstellung und Verwaltung ihrer Kubernetes-Umgebungen konfrontiert sehen. Gleichermaßen stellt auch die Migration von Legacy-Anwendungen in Kubernetes (40 Prozent) eine zentrale Herausforderung dar. Hauptsächlich ist das alten, großen Anwendungen geschuldet, die für 3-Tier-Rechenzentren entwickelt wurden, die eine komplett unterschiedliche, Microservices-basierte Entwicklungsarchitektur betreiben.

Sicherheit: Es braucht mehr Transparenz

In einer Zeit, in der IT-Fachkräfte Mangelware sind, stellt die enorme Komplexität bei der Verwaltung von Daten in heterogenen Cloud-Umgebungen durch die zunehmende Vielfalt der Cloud-Implementierungen IT-Verantwortliche zusätzlich vor Schwierigkeiten: Für über 40 Prozent der Befragten ist der Betrieb von Hochleistungs-Workloads wie etwa die Datenanalyse eine Herausforderung.

Über 80 Prozent der Befragten (88 Prozent) gaben an, dass die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und die Datensicherheit ein Problem für die aktuelle IT-Infrastruktur des Unternehmens darstellen, und 42 Prozent nannten den Schutz des Unternehmens vor Ransomware und Malware als Herausforderung. Der Schutz des Unternehmens und seiner Daten war ausschlaggebend dafür, dass 46 Prozent der Befragten von einem Infrastrukturanbieter zu einem anderen wechselten.

Die Cyber-Sicherheit ist also nach wie vor ein Hauptanliegen der Technologieverantwortlichen in Unternehmen. 93 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen besser vor Ransomware und Malware geschützt werden muss. Dies ist ein wiederkehrender Trend: Datensicherheit und die damit verbundenen Funktionen für Backup, Compliance, Governance und Souveränität gehören in den fünf Jahren, in denen die ECI-Studie bisher durchgeführt wurde, zu den wichtigsten Investitionskriterien für IT-Infrastrukturen und zu den größten Herausforderungen für das IT-Management.

Laut der diesjährigen Studie ist Datensicherheit und -management einer der zentralen Faktoren, die Entscheidungen bezüglich der IT-Infrastruktur beeinflussen. Beinahe alle Befragten (99 Prozent) gaben an, im vergangenen Jahr eine oder mehrere Anwendungen von einer IT-Infrastruktur in eine andere verschoben zu haben – 46 Prozent davon gaben an, dies sei das Resultat von Sicherheitsbedenken.

Der stetig steigende Datenbedarf wirkt sich also auch auf Infrastrukturentscheidungen aus. Der ECI-Bericht zeigt, dass 38 Prozent der IT-Verantwortlichen in Unternehmen bei ihren Infrastrukturentscheidungen der Datensicherheit Priorität einräumen, während die Datenwiederherstellung für 32 Prozent und die Datensouveränität für 30 Prozent Priorität haben.
Ein erschwerender Faktor ist in dieser Problematik mangelnde Transparenz: Nur 40 Prozent aller Befragten gaben an, einen vollständigen Überblick darüber zu haben, wo sich ihre Daten befinden, obwohl 94 Prozent eine vollständige Transparenz für wichtig halten.

Interessant ist, dass die Befragten in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) – vielleicht aufgrund der Anforderungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) – zuversichtlicher sind, was die Datentransparenz in verschiedenen Technologieumgebungen angeht: 44 Prozent der IT-Experten gaben an, „volle“ Transparenz über ihre Daten zu haben. Damit liegen sie knapp vor ihren Kollegen in Nord- und Südamerika (40 Prozent) sowie aus dem asiatisch-pazifischen Raum einschließlich Japan (36 Prozent).

Kosten: Steigende Cloud-Kosten führen zu gemischter Infrastruktur-Nachfrage

Auch für den Bereich der Kosten ist eine entsprechende Transparenz unabdingbar: Um ihre Kosten zu beherrschen, müssen Unternehmen ihre Infrastrukturen so optimieren, dass sie den übergreifenden Unternehmensanforderungen gerecht werden.
Mehr als 80 Prozent der Unternehmen sind besorgt über die Verwaltung der Kosten für ihre Cloud-Computing-Infrastruktur. Angesichts steigender Datenmengen, der Forderung nach einer verstärkten Digitalisierung und eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds macht sich mehr als ein Viertel der Technologieverantwortlichen in Unternehmen große Sorgen über die Cloud-Kosten im Verhältnis zu ihrem IT-Budget im kommenden Jahr.

So ist laut ECI die Kontrolle von Cloud-Kosten eine der größten Herausforderungen im IT-Management: 85 Prozent der Befragten sehen Cloud-Kosten als eine Herausforderung im IT-Management und mehr als ein Drittel (34 Prozent) bewertet diese als eine „erhebliche“ Herausforderung. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Technologieverantwortlichen in Unternehmen geben an, dass eine bessere Übersicht über ihre Cloud-Nutzung und -Kosten eine strategische Notwendigkeit für das kommende Jahr ist, und 52 Prozent planen, die Ressourcenverschwendung in der Public Cloud zu minimieren.

Ähnlich viele Unternehmen (51 Prozent) werden Anwendungen zu verschiedenen Public-Cloud-Anbietern verlagern, um die Kosten zu senken. Sie versuchen, den einfachsten Weg zu finden, um für die benötigte Funktionalität oder Mitarbeiterproduktivität zu sorgen. Dabei zeigt der ECI-Bericht nicht nur, dass Unternehmen alternative Cloud-Anbieter in Betracht ziehen. 46 Prozent der Befragten planen auch, einige Anwendungen in lokale Rechenzentren zu verlagern, um die Cloud-Kosten zu senken.

Nachhaltigkeit: ESG-Ziele nur schwer zu erreichen

Nachhaltigkeit genießt in der IT heute Priorität – für annähernd alle Befragten (92 Prozent) ist das Thema Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen heute wichtiger als noch vor einem Jahr. Nachhaltigkeitsziele rangieren von der Senkung der Energiekosten – sowohl in der IT als auch in anderen Unternehmensbereichen – bis hin zu Strategien, die das Überleben von Unternehmen auch in ökonomisch unsicheren Zeiten sicherstellen sollen.

Top-Treiber sind hier – mit 63 Prozent – Unternehmensinitiativen im Bereich Environment, Social and Governance oder kurz: ESG. Zudem wurden Lieferkettenunterbrechungen (59 Prozent) und Kaufentscheidungen der Kunden (48 Prozent) als Gründe genannt. Interessanterweise gaben trotz der hohen Energiepreise und der steigenden Inflation weniger als die Hälfte (46 Prozent) der Unternehmen die Energiekosten als Grund für ihre Nachhaltigkeitsinitiativen an, und nur 35 Prozent nannten die gesetzlichen Anforderungen.

Die Vereinbarung von Nachhaltigkeitszielen mit den Funktionalitäts- und Kostenimplikationen, die der Betrieb von Cloud-Infrastrukturen mit sich bringt, ist für Unternehmen jedoch äußerst herausfordernd. 86 Prozent der befragten IT-Experten geben an, dass das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens eine Herausforderung darstellt, wobei 36 Prozent zugeben, dass es sich um eine „erhebliche“ Herausforderung handelt.

Fünf Fliegen mit einer Klappe – der hybride IT-Betrieb

Wenn es darauf ankommt, wollen IT-Entscheider also alle dasselbe – kosteneffiziente und skalierbare Infrastrukturen, die schnell, sicher und zuverlässig sowie leicht zu managen sind und damit kein gefragtes Fachwissen binden. Hierfür braucht es jedoch – wie die Ergebnisse des ECI zeigen – ein detailliertes Verständnis der Cloud-Nutzung: Das bedeutet zum einen, zu wissen, wo Anwendungen und Daten gehostet werden, und zum anderen die Fähigkeit, Verschwendung zu minimieren.
Warum für etwas bezahlen, dass letzten Endes überhaupt nicht genutzt wird? Wenn Kosten außer Kontrolle geraten, ist dies im Bereich der Cloud-Nutzung oftmals ein Symptom von Komplexität, zu viel Legacy-IT oder auch zu starkes Bauen auf Public-Cloud-Ressourcen – was wiederum oftmals ein Resultat des Versuchs ist, während der Pandemie schnell zu skalieren.

Um die Kosten in den Griff zu bekommen und die zentralen Herausforderungen im Zusammenhang mit Multi-Cloud-Umgebungen zu bewältigen, müssen die IT-Verantwortlichen in der Lage sein, die Cloud-Nutzung innerhalb des Unternehmens zu überblicken und zu verwalten. Das wiederum erfordert einen einheitlichen Ansatz für das Cloud- und Datenmanagement: Eine Umgebung, in der Ressourcen verwaltet werden können, unabhängig davon, wo sie sich physisch befinden oder wie die Architektur aussieht, innerhalb derer sie betrieben werden – oder anders ausgedrückt: einen hybriden IT-Betrieb.

Eine neue Ära

Im Grunde läutet dieser Schritt das dritte Zeitalter des modernen IT-Managements ein. Das erste hat im modernen Rechenzentrum die Servervirtualisierung eingeleitet, um so einen größeren Nutzen aus den Hardware-Investitionen zu ziehen, Arbeitslasten auszulagern und Dinge schneller auszuprobieren. Mit der Hyperkonvergenz im zweiten Zeitalter hat die IT eine Möglichkeit gefunden, einem Server dynamisch Netzwerk-, Rechen- und Speicherressourcen zuzuweisen. Das dritte Zeitalter muss sich nun mit den Verwaltungsproblemen befassen, die die Umfrageteilnehmer beschäftigen. Wenn dieser Übergang zu einem hybriden IT-Betrieb gelingt, ist das ein Wendepunkt für alle Beteiligten.

Ein solcher Ansatz käme auch dem Ziel „Write Once, Run Anywhere“ näher, stets die einfachste, leistungsfähigste Methode zur Bereitstellung von Funktionalität und Produktivität auszumachen und dann mithilfe von Tools zu automatisieren. Dieses Vorgehen ermöglicht es, die Anzahl der Prozessschritte zu reduzieren und das Rad nicht immer wieder neu erfinden zu müssen.

Gerade in Zeiten des steigenden Fachkräftemangels spielt das auch Unternehmen in die Karten, die das knapper werdende Angebot an geschultem Personal möglichst gewinnbringend einsetzen möchten. Es gilt also, durch ein einheitliches IT-Management von zeitraubenden Routinearbeiten zu entlasten, um Ressourcen für aktive Entwicklertätigkeiten im eigentlichen Sinne zu schaffen. Der nächste Evolutionsschritt kann folglich nur die softwaredefinierte Steuerung der gesamten IT mit nur einem Mausklick sein.

Natürlich werden die Verwaltungsaufgaben in der IT damit nicht einfach verschwinden, jedoch ermöglicht der Übergang zum hybriden IT-Betrieb einen effizienteren Einsatz von IT-Fachkräften. Diese erhalten den Freiraum, innovativ zu sein und neue Anbieter einzubinden, da die Implementierung neuer Plattformen kein Risiko für den Betriebscode mehr darstellt: Denn die Betriebsregeln, die angewendet werden, bleiben stets dieselben.

Damit müssen Unternehmen weniger Spezialisten einstellen, die sich jeweils nur mit einer Plattform auskennen. Die Unternehmen können nicht nur die Komplexität ihrer IT-Infrastrukturen senken und gleichzeitig die Transparenz erhöhen. Vielmehr wird es ihnen ebenfalls möglich, ihre Effizienz zu steigern und damit Kosten zu senken, die Nachhaltigkeit zu erhöhen und ihre IT als einen sicheren und reaktionsschnellen Service bereitzustellen – eine wesentliche Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit und anhaltenden Unternehmenserfolg.

Sammy Zoghlami ist Senior Vice President für die Region EMEA bei Nutanix.

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