Zeitarbeit: Markt bewältigt Konjunkturdruck dank hohen BedarfQualifiziertes Personal gefragt
24. Mai 2019Die führenden Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen verzeichneten 2018 die schwächste Entwicklung seit dem Jahr 2012. Insbesondere Unternehmen mit einem großen Umsatzanteil in der Automobilindustrie sowie mehrheitlich mit Zeitarbeitnehmern im Helferbereich dämpften das Wachstum im deutschen Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsmarkt. Die nachlassende Konjunktur im zweiten Halbjahr 2018 wurde durch den stärkeren Jahresbeginn jedoch noch ausgeglichen. Als Umsatztreiber in dem auf Konjunkturveränderungen sensibel reagierenden Markt wirkten sich die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes (AÜG) und der weiterhin große Bedarf nach qualifiziertem Personal aus. IT-Freelancer und Ingenieure arbeiten beim Kunden nun nicht mehr aus ihrer Selbstständigkeit heraus, sondern häufig über AÜG-Verträge.
Die Top 25 der Lünendonk-Liste für führende Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen in Deutschland schlossen das Jahr 2018 mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 2,1 Prozent ab. Die zehn führenden Unternehmen konnten ihre Umsätze mit 3,3 Prozent stärker steigern. Beide Werte sind bereinigt um statistische Ausreißer. Dies sind erste Ergebnisse der noch unveröffentlichten umfassenden Lünendonk®-Studie zum deutschen Markt für Zeitarbeit und Personaldienstleistungen, die in diesem Jahr zum 20. Mal erscheint.
Marktführer bei Zeitarbeit und Personaldienstleistung ist unverändert Randstad mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt am Main. Das Unternehmen erreicht 2018 ein Umsatzplus von 2,1 Prozent und erwirtschaftet nun 2,383 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 48,0 Millionen Euro. Während das Unternehmen bei den internen Mitarbeitern auf nun 3.100 wuchs und damit die Organisation stärkt, nahm die Zahl der Zeitarbeiter ab auf 46.800 (2017: 49.500). Die veröffentlichten Quartalsergebnisse des börsennotierten Dienstleisters zeigten im zweiten Halbjahr 2018 einen Umsatzrückgang, der von der guten ersten Jahreshälfte kompensiert wurde.
Auf Rang zwei folgt Adecco mit seinen Tochtergesellschaften, darunter der DIS AG und Gulp. Adecco musste einen Umsatzrückgang von 4,9 Prozent auf nun 1,564 Milliarden Euro hinnehmen. Bei Manpower schlug der Umsatzrückgang mit -8,0 Prozent noch stärker zu Buche. Die Unternehmensgruppe unterschreitet mit nun 925,6 Millionen Euro die Marke von 1 Milliarde Euro Jahresleistung in Deutschland.
Persona Service (849,8 Mio. Euro), I.K. Hofmann (664,0 Mio. Euro) und Dekra Arbeit (461,7 Mio. Euro) folgen auf den Rängen 3 bis 6. Alle drei Unternehmen schließen das Jahr mit einem Umsatzzuwachs ab. Dekra erreicht einen Anstieg von rund 56 Millionen Euro oder 11,4 Prozent. Der zum Dekra-Konzern gehörende Personaldienstleister gehört neben Hays (25,2 %), DB Zeitarbeit (11,7%), Amadeus FiRe (11,5%) und Office People (10,0%) zu den Dienstleistern mit der größten Jahresleistungssteigerung.
Wesentliche Entwicklungen im Markt
Thomas Ball, seit Oktober 2018 verantwortlicher Senior Consultant für den Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsmarkt bei Lünendonk & Hossenfelder, kommentiert den Markttrend: „Neben der neuen Regulatorik für den Arbeitsmarkt ist vor allem die schwache Konjunktur in der Automobilindustrie für das niedrige Marktwachstum ausschlaggebend. Für die Geschäftsjahre ab 2020 zeigen sich die analysierten Unternehmen optimistisch.“ Das deute derzeit auf eine vorübergehende Wachstumsdelle hin. Die noch robuste Gesamtwirtschaft sowie der demografische Wandel sorge dafür, dass viele Unternehmen weiterhin nach Mitarbeitern suchen und dafür Personaldienstleister in Anspruch nehmen.
„Durch die Auswirkungen der Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes arbeiten nun viele hochqualifizierte Freelancer und Ingenieure unter der Zuständigkeit des AÜG“, erläutert Ball. „Das sorgt für mehr Wachstum im Zeitarbeitsmarkt.“
Das Stimmungsbild der Anbieter wird durch neue Auswertungen belegt: Unternehmen mit Zeitarbeitnehmern, die mehrheitlich über mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen, präsentieren gute Kennzahlen. Diejenigen Dienstleister, die ihren Kunden überwiegend Personal für Helfertätigkeiten überlassen, müssen mit einer geringeren Nachfrage zurechtkommen.
Erstmals analysierte Lünendonk nicht nur die Entwicklung in Gesamtdeutschland, sondern auch in regionalen Wirtschaftszentren. Dabei wurde deutlich: Standorte mit einer starken Automobilindustrie entwickelten sich signifikant schwächer als andere Regionen. (rhh)
Die Lünendonk-Liste „Führende Zeitarbeits- und Personaldienstleistungs-Unternehmen in Deutschland“ steht zum kostenfreien Download bereit.