E-Commerce-Shops für den großen Andrang rüsten Erfolg braucht keine Entschuldigung

6. Januar 2017

Ein Werbespot, der plötzlich einschlägt, ein TV-Auftritt in einer beliebten Fernsehshow oder etwa die Schokolode im Einhorn-Look – es kann viele Gründe geben, warum ein Online-Shop einen plötzlichen Besucherandrang erlebt und durch die vielen Anfragen in die Knie geht. Unternehmen sollten solche Szenarien idealerweise weit im Vorfeld durchspielen. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Punkte zur Vorbereitung aus Hosting-Sicht zusammen.

Überraschungserfolge

Sebastian Bluhm, Vorstand und Mitgründer der Profihost AG, Quelle: Profihost AG

Wenn Startups darüber berichten, dass vor lauter Erfolg der Online-Shop nicht erreichbar war, schwingt oft eine gewisse Portion Stolz mit: wegen der Nachfrage, wegen hoher Zugriffe – und damit auch wegen der hart erarbeiteten Bestätigung. Doch kann man sich wirklich auf die Schulter klopfen, wenn es beim großen Ansturm extrem hakt? „Erfolg ist keine Entschuldigung“, sagt Sebastian Bluhm, Vorstand und Mitgründer der Profihost AG. Der Hosting-Anbieter kennt viele Start-ups, die förmlich durch die Decke gegangen sind; einige davon haben sich sorgfältig auf das Big Business vorbereitet, andere haben wichtige Punkte schlicht vergessen.

Das Best-Case-Szenario sollten Unternehmen idealerweise in der Schublade haben, schon bevor eine Kampagne online geht. Denn eine solche Planung braucht vor allem zwei Dinge: Zeit und eine intensive Abstimmung aller Beteiligten. „Neben der technischen Konzeption und Umsetzung durch den Hosting-Anbieter sind auch gemeinsame Abstimmungen mit anderen beteiligten Dienstleistern und ein ausführlicher Test unter Belastungsbedingungen für den Erfolg notwendig. Hierzu sollte man aus unserer Erfahrung mindestens 14 Tage einkalkulieren. Schneller geht es auch, dann steigt jedoch auch entsprechend die Fehleranfälligkeit“, empfiehlt Bluhm.

Vor allem Start-up-Unternehmen sind gut beraten, sich einen Anbieter zu suchen, der Hochlast-Szenarien sorgfältig vorbereitet und Lösungen anbietet, die frei und flexibel skalierbar sind – nach oben, aber auch später nach unten. Denn Kostenkontrolle ist – das gilt besonders für Gründer mit wenig Startkapital – enorm wichtig. „Sonst bucht man eine große Server– oder Clusterlösung, die man zwar nur für ein paar Stunden oder Tage braucht, die aber das ganze Jahr Kosten verursacht“, warnt Bluhm.

Technologie entscheidet

Neben der reinen Serverperformance kommt es jedoch auch maßgeblich auf die Technologie in der eingesetzten Applikation an. Diese sollte bestenfalls über Funktionen verfügen, die ein professionelles Caching, also die Vorhaltung von zwischengespeicherten Inhalten, ermöglichen, erklärt der Experte. Zudem sollte die Auslagerung von Medieninhalten in ein sogenanntes Content Delivery Network (CDN) geprüft werden, um Endkunden zu jeder Zeit einen optimalen Zugriff auch auf große Mediendaten zu ermöglichen.

Damit alles einwandfrei läuft, muss neben dem Hoster auch die E-Commerce-Agentur mit ins Boot geholt werden. Nur diese kann die notwendigen Anpassungen vornehmen, um analysierte Flaschenhälse in der Software zu beheben und technisch die Applikation für Caching oder weitere technische Maßnahmen vorzubereiten.
Handelt es sich um einen TV-Auftritt, Werbespot oder um einen anderen, scharf umrissenen Zeitraum, kann eine Live-Betreuung durch den Hosting-Anbieter zusätzliche Sicherheit bieten. Dabei beobachtet ein Techniker die Live-Serverlast und skaliert die Performance des Servers bei Bedarf nach.

„Der Second Screen-Anteil bei der Sendung liegt bei bis zu sechzig Prozent, der Ansturm auf Shops ist enorm,“ gibt Bluhm zu Protokoll. „Wir haben unter anderem auch das Unternehmen Foodist bei der Ausstrahlung begleitet und den positiven Ansturm mitbekommen. Gut gerüstet zu sein, ist hier wirklich essentiell.“ Bei einer solchen Last an Anfragen werden die Kapazitäten flexibel hochgefahren – besonders junge Unternehmen sollten die Kosten aber im Vorfeld deckeln, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Unternehmen, die schlagkräftige Kampagnen mit viel Traffic planen, sollten etwa zehn Prozent vom gesamten monatlichen Werbebudget für das Hosting reservieren, so Bluhm. „Wenn ich viel Geld für eine TV- oder Social Media-Kampagne ausgebe, darf das Hosting nicht stiefmütterlich behandelt werden. Nichts ist schlimmer als viel Geld und Zeit für Werbung zu investieren, um dann bei der Erreichbarkeit des Online-Shops zu scheitern.“ (rhh)

Checkliste

Die wichtigsten Fragen an Hosting-Anbieter, um für den großen Andrang gewappnet zu sein:

•    Bietet der Dienstleister flexible Systeme, um das System frei rauf- und wieder runterskalieren zu können?
•    Welche Vorlaufzeit benötigt der Hosting-Anbieter für die Anpassung des Serversystems an eine geplante Kampagne?
•    Kann der Anbieter eine Live-Betreuung abdecken, um die Serverlast in Extremsituationen in Echtzeit zu erfassen und gegenzusteuern?
•    Nimmt der Hosting-Anbieter Kontakt zu einer E-Commerce-Agentur auf und prüft, ob mit dem eingesetzten Shop-System Technologien wie Varnish Cashing, CDN und Clustering umsetzbar sind?

Lesen Sie auch