Effektives Supply Chain Management im OnlinehandelMit KI die Risiken von Liefernetzwerken in Chancen verwandeln

26. Juni 2025

Umsätze von weit über 80 Milliarden Euro, mehr als 50 Millionen Onlinekäufer: Der Onlinehandel wächst seit Jahren stark. Doch alle Rekordzahlen verschweigen die Herausforderungen, die in der Branche ebenfalls zunehmen. Regulatorischer Druck, Fachkräftemangel, fehlende Rohstoffe und Lieferverzögerungen setzen der Branche zu und verlangen neue Strategien, vor allem im Supply Chain Management. Die zunehmende Komplexität von Liefernetzwerken übersteigen bereits heute die manuelle Entscheidungsfähigkeit von E-Commerce-Händlern. Moderne KI-gestützte Analyse- und Entscheidungsplattformen schaffen hier Abhilfe: Sie reduzieren die Bestandsrisiken, verbessern die Versorgungssicherheit und reduzieren den Fachkräftebedarf.

85,4 Milliarden Euro Umsatz verzeichnete der Onlinehandel in Deutschland im Jahr 2023, für 2024 wurde mit einem Umsatz von über 88 Milliarden Euro sogar ein neues Rekordhoch prognostiziert. Die Gesamtzahl der Onlinekäufer wird ebenfalls weiter steigen; allein in Deutschland sollen Prognosen zufolge bis 2029 knapp 52 Millionen Nutzer online einkaufen.

Der Markt bietet für Händler großes Potenzial, birgt aber auch Herausforderungen – und die nehmen wie die Umsätze und Kunden ebenfalls deutlich zu. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und die europäische Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) bringen strenge regulatorische Anforderungen und Berichtspflichten mit sich, um die Transparenz in Liefernetzwerken zu erhöhen – im Detail sind diese aber leider noch nicht abzusehen, was zu Unsicherheiten bei den betroffenen Unternehmen führt. Hinzu kommt der Fachkräftemangel im Supply Chain Management sowie eine heikle geopolitische Lage.

BISS CAIGO AI Transparent HiRes dpi
Quelle: BISS

Angesichts dessen betont Markus Schnüpke, Experte für Business Consulting und Business Management, die Notwendigkeit moderner Tools: „In Zukunft wird es essenziell sein, eine KI-gestützte Wissensbasis zu nutzen, um strategische Entscheidungen automatisiert zu unterstützen und Risiken frühzeitig zu identifizieren“, so Schnüpke, der zugleich Geschäftsführer der BISS GmbH ist, die eine cloudbasierte Software für das Risikomanagement in globalen Lieferketten entwickelt hat.

Lieferverzögerungen, Rohstoffmangel und Fehlentscheidungen abwenden

Mit einer solchen KI-gestützten Wissensbasis können E-Commerce-Händler die größten Risiken wie Lieferverzögerungen, Rohstoffmangel und strategische Fehlentscheidungen abwenden. Angesichts geopolitischer Instabilität und Technologiekonflikte stehen Händler derzeit vor der Herausforderung, dass sie mit Engpässen bei gewissen Rohstoffen und Gütern konfrontiert sind. Konkret hat zum Beispiel der Ukraine-Krieg Beschaffungsprobleme bei Getreide, Stahl und kritischen Metallen verursacht; die Sanktionen gegen Russland wiederum beeinflussen die Verfügbarkeit von Energie und anderen Rohstoffen.

Der Handelsstreit zwischen China und den USA betrifft Halbleiter, Elektronikkomponenten und andere wichtige Güter, hinzu kommen Unwägbarkeiten angesichts der von den USA verhängten Sonderzölle gegen China, Mexiko, Kanada und die EU. Die Komplexität im Supply Chain Management wird durch die regulatorischen Anforderungen des LkSG und der CSDDD nochmals verschärft. „Komplexe Lieferketten benötigen daher erfahrene Experten“, weiß Schnüpke. „Doch von diesen gehen bereits jetzt etliche dem Arbeitsmarkt verloren und qualifizierter Nachwuchs ist nur schwer zu finden“, ergänzt Dr. Jan Mazac, ebenfalls Geschäftsführer der BISS GmbH. Mit digitalen Assistenzsysteme für das Supply Chain Management – wie BISS/CAIGO – können E-Commerce-Händler diesen Schwierigkeiten begegnen, verlässliche Entscheidungen treffen und trotzt wachsender Komplexität und schwindender Fachkräfte ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen.

Mit modernen Softwarelösungen für das Supply Chain Management heben E-Commerce-Händler die Daten, die sie angesichts der Volatilität in ihrem Business brauchen: Für valide Entscheidungen stehen dem Unternehmen alle relevanten Daten in ERP-Systemen, Archiven, E-Mail-Servern, Chat-Servern, Dateiablagen und IT-Systemen im Grunde bereits jetzt zur Verfügung; allerdings können Händler diese ohne ein intelligentes Assistenzsystem nicht nutzen.

„Die Informationen aus all den Datentöpfen zusammenzutragen, aufzubereiten und Zusammenhänge zwischen ihnen herzustellen ist mit manuellem Aufwand nicht zu leisten“, weiß Mazac. Da E-Commerce-Händler aber ihr Geschäft in den vergangenen Jahren verstärkt nach dem Just-in-time-Prinzip ausgerichtet haben und kaum noch eigene Lagerhaltung betreiben, sind sie auf alle jene Informationen und vor allem auf deren Zusammenhänge angewiesen.

Auch Störungen in tieferen Ebenen haben Auswirkungen

Denn ihr Netzwerk ist äußerst fragil: Passgenaue Lieferungen von Rohstoffen sind erforderlich, auch der Weitertransport ist in engen Zeitfenstern geplant – Kunden erwarten eine schnelle und pünktliche Lieferung. Im E-Commerce kommt zudem das Retourenmanagement erschwerend hinzu. „Der gesamte Logistikbereich gewinnt in der Branche immer mehr an Bedeutung“, so Schnüpke. Auswirkungen haben in der Lieferkette dabei nicht nur die direkten Zulieferer, sondern auch die in den tieferen Ebenen.

„Egal, an welcher Stelle in der Lieferkette es zu Störungen kommt, das hat immer Folgen für den Händler und sein Produkt“, betont Schnüpke. Aufgrund mangelnder Transparenz, die in den Unternehmen ohne digitale Assistenzsysteme vorherrscht, kann es passieren, dass Händler Störungen erst dann erkennen, wenn es schon zu spät ist. In einem solchen Fall können sie dann nur noch reagieren, anstatt proaktiv gegenzusteuern. Die Folgen können verheerend sein.

KI-gestützte Plattformen hingegen schaffen nicht nur bei der Herstellung von Transparenz Abhilfe, indem sie die Daten aus allen zur Verfügung stehenden Quellen – intern wie extern – zusammentragen, sondern vor allem auch, weil sie bei Entscheidungen unterstützen und Entscheidungsfindungen verkürzen. Nutzerfreundliche Tools verfügen über ein Chat-Interface, über das auch weniger erfahrene Anwender mit der KI interagieren und ihr beispielsweise Fragen oder Aufgaben stellen können. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Wissensbasis kann die Software in Echtzeit eine geopolitische Risikoanalyse durchführen und etwa globale Unsicherheiten hervorsagen.

Für einzelne Lieferanten errechnet die Software automatisiert eine Risikobewertung und schlägt bei hohem Risiko konkrete Maßnahmen vor – wie etwa alternative Lieferanten oder Bezugsquellen –, um negative Folgen abzuwenden. „Durch die eingebundene KI lernt ein System stetig dazu“, erklärt Mazac. „Nach Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahmen errechnet das System das Risiko neu und erkennt so, ob die Maßnahme etwas gebracht hat. Das lernt es dann für zukünftige Szenarien.“

Automatische Sanktionslisten- und Compliance-Checks

Hinsichtlich der künftig strengeren Vorgaben durch das LkSG und die CSDDD sowie weiterer länderspezifischer Regulierungen sollte eine Plattform zudem über ein automatisches Compliance-Monitoring verfügen, um E-Commerce-Händler auch hier bestmöglich zu unterstützen. Automatische Sanktionslisten- und Compliance-Checks sind Funktionen, mit denen Unternehmen manuelle Mehraufwände verringern und potenzielle Verstöße vermeiden. „Angesichts des Fachkräftemangels werden solche Systeme in Zukunft nicht nur ein Vorteil, sondern eine notwendige Voraussetzung für erfolgreiches Lieferkettenmanagement sein“, betont Schnüpke.

Die Vorteile der Systeme werden schließlich anhand von Kennzahlen konkret messbar: So konnten bspw. Schnüpke und Mazac anhand interner Studien und aufgrund von Erfahrungswerten aus dem Praxiseinsatz ihrer Plattform ermitteln, dass sich der Fachkräftebedarf durch ein KI-gestütztes Assistenzsystem um 25 Prozent und die Bestandsrisiken durch die vorausschauenden Lieferantenanalysen sogar um bis zu 40 Prozent senken ließen. Die Versorgungssicherheit stieg zeitgleich durch die frühzeitige Identifikation geopolitischer Risiken um 30 Prozent.

Bei der Auswahl einer solchen Supply-Chain-Management-Software sollten Unternehmen darauf achten, dass sie sich einfach und nahtlos in ihre bestehende Systemlandschaft integrieren lässt. Cloudbasierte Plattformen sind deshalb eine empfehlenswerte Lösung, weil sie über entsprechende Schnittstellen zu bestehenden ERP- und SCM-Systemen verfügen. Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist, dass Anbieter künftige Entwicklungen im Bereich des digitalen Lieferanten-Risikomanagement und Supply Chain Monitorings des Handels im Blick halten und ihre Lösung entsprechend ausgestalten.

So sollte sich die Trainingsbasis des KI-Systems stetig erweitern, um die steigende Komplexität der Lieferketten auch mit weniger Personal gut bewältigen zu können. Die zur Verfügung stehenden Large Language Models (LLMs) entwickeln sich ebenfalls rasant weiter, die Plattform der Wahl sollte da Schritt halten können. Die regulatorischen Verschärfungen insbesondere durch die CSDDD sollte eine Lösung ebenfalls unmittelbar abbilden können.

„In Zukunft spielt möglicherweise auch die Blockchain-basierte Lieferketten-Überwachung eine Rolle“, meint Mazac. Theoretische Ansätze hierzu gibt es bereits; in der Praxis werden Blockchain-Überwachungen jedoch noch nicht eingesetzt – auch weil Unternehmen aus Sorge vor Wettbewerbsnachteilen selbst nicht „gläsern“ werden wollen. „Blockchain-Überwachung wäre idealtypisch, weil sich so maximale Transparenz herstellen ließe“, so Mazac. Mit hochwertigen, KI-gestützten Plattformen erreichen E-Commerce-Händler aber bereits jetzt größtmögliche Transparenz, verringern so zuverlässig Risiken in ihrem Liefernetzwerk und reduzieren mögliche negative Auswirkungen. Schnüpke: „Durch derartige Lösungen erzielen Unternehmen letztlich die wirtschaftlichen Vorteile, die ihnen ihren Erfolg am Markt sichern.“

Der Onlinehandel wächst rasant, steht jedoch vor zunehmenden Herausforderungen wie regulatorischem Druck, Fachkräftemangel und instabilen Lieferketten. KI-gestützte Systeme bieten hier eine Lösung, indem sie Transparenz schaffen, Risiken minimieren und strategische Entscheidungen automatisieren. Angesichts steigender regulatorischer Anforderungen, geopolitischer Unsicherheiten und des Fachkräftemangels wird der Einsatz solcher Technologien für E-Commerce-Händler in immer stärkerem Maße essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben und wirtschaftliche Vorteile zu sichern.

Julia Kowal ist IT-Redakteurin.

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