Ganzheitliche Digitalisierung mittels TelematikMehrwert für Entsorger
25. April 2019Von der elektronischen Arbeitszeiterfassung über die digitale Containerverwaltung bis zur Tourenoptimierung: Um einheitliche, automatisierte und transparente Unternehmensprozesse zu schaffen, setzt das Entsorgungsunternehmen Prezero auf den Telematik-Manager „couplinkyourfleet Entsorger“.
Beim Umweltdienstleister Prezero erkannte man schon früh, dass sich die Digitalisierung im Unternehmensalltag auszahlt: Neben der Navigation und Ortung der Fahrzeuge ging der Entsorger aus Ostwestfalen auch mit einer Eigenentwicklung für einzelne Fahrzeugtypen bereits erste digitale Schritte, über die Auftragsdaten bearbeitet sowie Statusmeldungen gesetzt werden konnten. Doch als mit der Zeit die passende Hardware Mangelware und vor allem der technische Support schwieriger wurde, war für die Geschäftsführung klar: Es muss eine neue Software her, mit der alles digitaler und automatisierter abläuft – und das möglichst für alle Fahrzeuge.
Der zum Projektleiter ernannte Maik Gronau, Geschäftsführer bei Prezero Logistik, wünschte sich in Deutschland statt einzelner Insellösungen ein hardwareunabhängiges System, über das sämtliche bisher manuellen Prozesse in digitaler Form erfolgen. Von der Behälterverwaltung über die Routenplanung bis zur Auftragsübermittlung sollte es eine einheitliche Lösung für alle Unternehmensbereiche geben. Nach drei Jahren intensiver Suche inklusive diverser Testläufe mit unterschiedlich guten Ergebnissen fand Prezero 2015 schließlich eine Branchensoftware, die alle Anforderungen erfüllt: „couplinkyourfleet Entsorger“ des Telematik-Anbieters Couplink.
Alles aus einer Hand
„Auch wenn wir anfangs skeptisch waren, wie das Couplink-Team aus 20 Servicemitarbeitern ein derart komplexes und aufwendiges Projekt stemmen kann, hat uns das Produkt, die schnelle und reibungslose Implementierung sowie die Möglichkeiten des Customizings absolut überzeugt“, zeigt sich Gronau zufrieden. „Bei Couplink bekommen wir alles aus einer Hand und die Funktionen der Software können auch im Livebetrieb flexibel und passgenau auf unsere Arbeitsweise zugeschnitten werden.“
Für Gronau, der bereits in zwei anderen Unternehmen Telematik-Systeme eingeführt hat und somit viele Anbieter kennt, war dieses Maß an Flexibilität neu. Darüber hinaus wurden in einer ersten Testphase bereits sämtliche Schnittstellen zum zentral genutzten SAP-System und zu den Waagen binnen kurzer Zeit realisiert. Knapp ein Jahr später wurden schließlich rund 500 Prezero-Fahrzeuge in Deutschland mit mobilen Lizenzen für den Telematik-Manager ausgestattet.
„Bei der Etablierung neuer technischer Prozesse ist es wichtig, unsere Mitarbeiter frühzeitig abzuholen und in die Veränderungen einzubinden. Schließlich bringen sie als Anwender erst das wahre Potenzial der Technologie zum Vorschein“, erklärt Gronau. Gerade Fahrer, Disponenten und der Betriebsrat hatten anfangs ihre Zweifel, ob die Implementierung eines neuen Systems die gewünschte Verbesserung bringt. Nach ersten Probephasen erkannten sie aber in der eigentlichen Praxis den Mehrwert und den Nutzen fürs Tagesgeschäft. Daher setzt sich Prezero zum Ziel, weitere Fahrzeuge mit der neuen Telematik-Lösung auszustatten, bis der gesamte Fuhrpark automatisiert läuft.
Ein System für jede Entsorgung
Neben der Zusammenarbeit mit dualen Systemträgern und der Entwicklung von Entsorgungsleistungen für Gewerbe- und Industrieunternehmen übernimmt Prezero mit seinen Fahrzeugflotten vor allem die öffentlich-rechtliche sowie die gewerbliche Entsorgung. Hierzu wurde „couplinkyourfleet Entsorger“ an das in den Betriebsstätten von Prezero genutzte SAP-System angebunden.
Dank der Erfahrungen von Couplink in puncto Schnittstellen und SAP verlief dieser Schritt absolut reibungslos. Die mit der neuen Software ausgestatteten Fahrzeuge verfügen über eine zusätzliche Hardwarebox von Squarell. Über diese können sämtliche Fahrzeugdaten wie beispielsweise Drehzahlen, Kilometer- oder Tankstand sowie Massenspeicher- und Fahrerkartendaten ausgelesen werden. Die Fahrerbewertung berücksichtigt zudem, ob ein Nebenantrieb aktiv war, der für einen erhöhten Verbrauch verantwortlich ist. Die bisher personell aufwendigen manuellen Arbeitsschritte entfallen und es wird automatisch sichergestellt, dass die gesetzlich geforderten Nachweise in bestimmten Archivierungsordnern abgelegt werden.
Die einzelnen Fahrer nutzen die Telematik-Software von Couplink auch über spezielle Tablets von Samsung. Hier können sie auf sämtliche Arbeitsinformationen gebündelt zugreifen. Nach Eingabe der persönlichen Daten werden dem Fahrer die zur Verfügung stehenden Touren für den aktuellen Tag angezeigt. Auch die anschließende Fahrzeugprüfung erfolgt komplett digitalisiert.
Im nächsten Schritt sind alle Angaben in Echtzeit für den Disponenten über ein webbasiertes Cockpit verfügbar. Hier werden die über die Schnittstelle in der Zentrale erfassten Aufträge mit Be- und Entladestellen angezeigt und entsprechend auf die Fahrzeuge disponiert. Die Übertragung auf das Endgerät im entsprechenden Fahrzeug erfolgt automatisch über die eingerichteten Schnittstellen.
Über eine hinterlegte Lösung zur Tourenplanung und -optimierung kann der Fahrer jederzeit den besten Weg zum nächsten Auftragsort finden und dank der angezeigten TMC-Daten Verzögerungen durch Staus oder Unfälle umfahren. Eine weitere Besonderheit: Fahrer können während der Auftragsbearbeitung Fraktionen ändern, im System also etwa „Grünschnitt“ durch „Bauschutt“ ersetzen, Fehlbefüllungen mit Fotos live dokumentieren und Kunden digital unterschreiben lassen.
Wiegesysteme angebunden
Darüber hinaus ist couplinkyourfleet Entsorger an die in den Fahrzeugen genutzten Wiegesysteme von MOBA angebunden. Somit werden auch bei der Verwiegung sämtliche Daten in Echtzeit über eine implementierte Rückschnittstelle ans führende System übertragen. Die Arbeitszeiterfassung und Erstellung von Lieferscheinen mit sämtlichen Daten erfolgen inzwischen ebenfalls elektronisch. „Diese Automatisierung führt bei uns zu einer enormen Verkürzung von Abläufen und einer deutlichen Effizienzsteigerung im gesamten Unternehmen“, freut sich Gronau.
Bei der kommunalen Entsorgung zeichnet couplinkyourfleet Entsorger die Touren beim ersten Befahren auf. An markanten Stellen können zudem frei definierte audiogestützte und visuelle Hinweise für die assistenzgesteuerte Abfuhr hinterlegt werden („Rückwärts in die Sackgasse einfahren” etc.). Anhand dieser gespeicherten Spur können sich die Fahrer auch in für sie unbekannten Gebieten problemlos bewegen.
Durch seine Erfahrungen mit kommunalen Entsorgern hat Couplink zudem weitere wichtige Funktionen in seine Standardlösung integriert: Verlässt der Fahrer etwa die Tour für eine Entleerungsfahrt, kann er sich an die Stelle der Unterbrechung zurückleiten lassen. Über das webbasierte Cockpit kann wiederum der Disponent Touren in Echtzeit nachbearbeiten und vergessene Straßenzüge automatisiert hinzufügen. Bei einem möglichen Fahrzeugausfall kann er bereits begonnene Touren an eines oder mehrere der Fahrzeuge übertragen, sodass Abfuhrzeit und -qualität stets eingehalten bzw. kontrolliert werden.
Subunternehmen einfach anbinden
In einigen Bereichen arbeitet Prezero immer wieder mit Subunternehmen zusammen. In einem nächsten Schritt können daher auch deren aktuelle sowie neue Fahrer an das Telematik-System angebunden werden. Ein Plus in Sachen Anwenderfreundlichkeit: Der Telematik-Manager läuft auf allen Betriebssystemen (Android, IOS etc.). Nach dem Prinzip „Bring Your Own Device“ kann zudem die bisher vorhandene Hardware auch weiterhin genutzt werden. Über das Smartphone oder Tablet greifen die Fahrer auf ein spezielles Subunternehmerportal zu, in dem ihnen die von ihnen zu erledigenden Aufträge inklusive der zugehörigen Daten zur Verfügung stehen.
Über dieses können sie ihre jeweiligen Fahrzeuge außerdem selbstständig disponieren. Bei der kommunalen Entsorgung wird ihnen hier zudem eine große Kartenansicht mit den Straßenzügen angezeigt, die zu leeren sind. Ist der Auftrag erledigt, meldet der Fahrer dies über couplinkyourfleet Entsorger; die Information wird automatisch ans SAP-System weitergeleitet, in dem die Abrechnung erfolgt.
Ein Foto, und der Container ist inventarisiert
Neben der Optimierung tourenspezifischer Faktoren kommt das neue Telematik-System auch beim Thema Containerverwaltung zum Einsatz. Denn wie viele andere Entsorger stand Prezero lange vor der Herausforderung, dass Stammdaten wie die genaue Anzahl sowie alle Standorte seiner Container fehlten. Seit der Einführung von couplinkyourfleet Entsorger erfolgt die eindeutige Inventarisierung nun über die Kamerafunktion der genutzten mobilen Endgeräte.
Mitarbeiter prüfen die Container-ID per Foto und integrieren so auch noch unbekannte Behälter direkt in der Containerverwaltung. Der Disponent erhält in der Zentrale über sein Webportal in Echtzeit alle relevanten Informationen und kann so nachvollziehen, wo sich Behälter aktuell befinden oder wann beispielsweise die nächste UVV-Prüfung fällig ist. Indem jeder Container digital erfasst wird, wird jede seiner Bewegungen als Standort- und Kundenhistorie automatisch dokumentiert.
Die Innovationsbrille vor Augen
„Mit Couplink haben wir einen Partner mit einem tiefen Verständnis für unsere Branche an unserer Seite“, ist Gronau überzeugt. Individuelle Anpassungen der Standardsoftware werden schnell und in enger Absprache mit Prezero vorgenommen. „Außerdem pushen wir uns gegenseitig dabei, die Innovationsbrille auch dann noch zu tragen, wenn bereits alles gut läuft, denn der Optimierungsbedarf hört nie auf.“
Um die Aufzeichnung kommunaler Touren weiter zu automatisieren und auch Schüttungspunkte erfassen zu können, plant Prezero daher etwa als nächstes unter anderem Schüttungssysteme an seine Telematik-Lösung anzubinden. Eine weitere Standardisierung soll sich bei der Erstellung eines Rückfahrkatasters ergeben: Über eine spezielle, im Fahrzeug verbaute Hardware können alle Rückwärtsfahrten automatisiert erfasst und als Gesamtbild in einer Karte zusammengelegt werden.
Da Couplink-Lösungen bereits über eine integrierte Sensorik verfügen, ist im Bereich der Containerverwaltung in Zukunft ebenfalls eine weitere Effizienzsteigerung möglich. So können Sensoren etwa eine Fehlermeldung inklusive akustischem Warnsignal abgeben, sobald ein falscher Container auf- bzw. abgeladen wird. Der Fahrer kann den Vorgang dadurch rechtzeitig abbrechen.
Jens Uwe Tonne ist Vorstand der Couplink Group AG
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