KI-gestützte Planungs-Tools minimieren negative AuswirkungenVariable Lieferketten helfen gegen das Zollchaos
27. Oktober 2025
Zölle rauf, Zölle runter, Zölle verschoben, dann die Einigung auf 15 Prozent, aber nur wenn Deutschland genügend in den USA investiert. Der nicht enden wollende Zickzackkurs der US-Regierung erhöht nicht nur die Kosten, er droht auch etablierte Lieferketten abreißen zu lassen und macht längerfristige strategische Planungen beinahe unmöglich. Unternehmen, die auch weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen sich entweder international neu aufstellen oder sich an die Bedingungen anpassen. Mit einem variablen Lieferkettenmanagement und flexiblen Cloud-basierten Planungstools ist das möglich.
Nach Jahrzehnten des Freihandels, die geprägt waren vom Abbau globaler Handelsbarrieren, feiern Handelszölle aktuell ein „Comeback“. Die schwer kalkulierbaren Zollerhöhungen durch die USA treiben vor allem in Schlüsselindustrien wie Stahl, Automotive oder Pharmazie die Kosten in die Höhe und machen stabile, länderübergreifende Allianzen und Partnerschaften für Unternehmen deutlich schwieriger.
Das trifft vor allem Branchen, die wirtschaftlich stark mit anderen Bereichen verflochten sind, wie zum Beispiel die global agierende Halbleiter-Industrie, die stark auf Taiwans Expertise in der Fertigung angewiesen ist. Ähnliches gilt auch für die deutsche Automobilindustrie, deren Exportstärke Deutschland zu einem wichtigen Akteur im internationalen Handel macht.
Aber auch andere Branchen wie der Schiff- und Flugzeugbau sowie die Herstellung von Spezialgütern wie medizinische Geräte oder Musikinstrumente sind laut einer aktuellen Studie der DZ Bank2 betroffen. Angaben des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) in Köln zufolge, könnte allein ein US-Importzoll von zehn bis zwanzig Prozent die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren zwischen 127 und 180 Milliarden Euro kosten3.
KI-gestützte Szenario-Planung simuliert Entwicklungen
Unter diesen Umständen ist eine stabile Preisstrategie für Unternehmen immer schwieriger umsetzbar. Reagieren sie auf höhere Zölle zu langsam, schrumpfen ihre Margen, geben sie die Preiserhöhungen in vollem Umfang weiter, laufen sie Gefahr, Kunden zu verlieren. Um Zollrisiken in Echtzeit zu prüfen und fundierte datengestützte Entscheidungen beispielsweise zu Preiserhöhung oder Produktionsverlagerungen zu treffen, bieten digitale Plattformen eine wertvolle Unterstützung.
Mithilfe einer KI-gestützten Szenario-Planung lassen sich beispielsweise unterschiedliche Entwicklungen und Situationen simulieren. In großer Geschwindigkeit modellieren die KI-Tools mehrere, alternative Szenarien unter Berücksichtigung von Produktionskosten oder Auswirkungen von Zöllen oder potenziellen Lieferkettenengpässen.
Ähnlich wie ein GPS-System, das verschiedene Routen anhand von Kriterien wie Entfernung, Zeit und Kraftstoffeffizienz bewertet, unterstützen KI-gesteuerte Systeme Unternehmen dabei, sich in komplexen Handelsumfeldern zurechtzufinden, indem sie unterschiedliche Wege und mögliche Lösungen zur Minderung von zollbedingten Störungen aufzeigen. Unternehmen können so die Auswirkungen auf Nachfrage und Kosten bereits im Vorfeld bewerten oder Margenrisiken besser einschätzen. Beispielsweise, ob ein alternativer Produktionsstandort Kosten senken kann oder sich der Absatz von Produkten oder Dienstleistungen durch einen neuen Lieferanten steigern lässt.
Veränderungen verstehen
In Zeiten zunehmender globaler Vernetzung wird ein ganzheitlicher Planungsansatz für Unternehmen immer wichtiger. Es reicht es nicht aus, die Auswirkungen von Zöllen isoliert zu bewerten. Unternehmen müssen auch verstehen, welche Faktoren des globalen Handelsumfelds ihre Geschäftstätigkeit noch verändern.
KI-gestützte Funktionen wie Absatzplanung, Demand Sensing, Szenario-Planung und Supply Chain Control Tower Szenario-Planung müssen daher standardmäßig in die strategischen Prozesse integriert werden. Auf diese Weise können Unternehmen beispielsweise Auswirkungen auf Nachfrage und Kosten untersuchen, alternative Produktionsstandorte prüfen oder neue Lieferanten suchen. Durch das Simulieren unterschiedlicher Szenarien können Unternehmen verschiedene Reaktionen durchspielen und bewerten und so die Auswirkungen von Zöllen geringhalten.
Simon Bowes ist Corporate Vice President für den Bereich Industry Strategy – Manufacturing bei Blue Yonder.