Techconsult: BPI verdeutlicht den Nachholbedarf Optimierung der Prozesse prägt das Bild
21. September 2015Das Analystenhaus Techconsult befragt jährlich mittelständische Unternehmen und ermittelt den sogenannten BPI (Business Performance Index). Dabei stehen Fragen auf der Agenda wie: Welche IT-Trends bewegen momentan die Prozessindustrie? Wo gibt es noch Handlungsbedarf?
Insgesamt werden über den BPI die Prozessperformance, der Reifegrad und der IT-Unterstützungsgrad ermittelt. Die verschiedenen Branchen im Bereich der Prozessindustrie schneiden dabei recht unterschiedlich ab.
Produktentwicklung
Für Branchensoftware-Anbieter gelten Marktstudien als sehr wichtig. Das Marktforschungs- und Beratungshaus Techconsult führt mit dem Business Performance Index (BPI) eine repräsentative Langzeitstudie zur Performance von Geschäftsprozessen im deutschen, österreichischen und schweizerischen Mittelstand durch. Die Leistungsfähigkeit der Geschäftsprozesse wird ergänzt durch weitere wichtige Unternehmens-Performance-Indikatoren: Prozessergebnis, IT-Unterstützungsgrad und Reifegrad innovativer IT-Lösungen. Mittelständische Unternehmen können den BPI über das Internetportal als kostenfreies, unabhängiges Benchmark-Tool nutzen.
Damit liefert der BPI von Techconsult valide Ergebnisse für Anwender aus dem Mittelstand. Aus dieser Befragung lässt sich erkennen, dass Unternehmen aus der Prozessindustrie im Jahr 2015 wie auch die diskreten Fertiger insgesamt an Prozessperformance verlieren. Noch am besten abgeschnitten haben mit 66 BPI-Punkten die Pharmaproduzenten (5,2 Prozent zu 2014). Am weitesten abgefallen auf nur noch 56 BPI-Punkte ist hingegen die Nahrungsmittelindustrie (18,3 Prozent), bei der in allen Prozessen deutlich niedrigere Ergebnisse festzustellen sind. Die niedrigere Performance spiegelt sich ebenso in den Indikatoren für die IT-Unterstützung, den Reifegrad innovativer IT-Lösungen sowie dem Indikator für das Prozessergebnis wider. Die Kosmetikproduzenten konnten sich beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen verbessern, wohingegen die IT-Unterstützung sowie das Prozessergebnis etwas zurückfielen.
„Das schlechte Ergebnis der Food-Hersteller gegenüber den übrigen Prozessfertigern in der Studie zeigt auf, dass es in allen Unternehmensbereichen dieser Branche viel Handlungsbedarf gibt", sagt Henrik Groß, Analyst bei Techconsult. „Nach 2014, als die Branche sich durch die Lebensmittelskandale des Vorjahres erfolgreich um die Prozessqualität bemüht hat, ist dies ein unbefriedigendes Ergebnis. Es zeigt, dass die Performance-Steigerung offensichtlich nur aus kurzfristig angelegten Maßnahmen hervorging. Die Branche sollte die Prozessoptimierung weiter vorantreiben, das Jahr 2014 hat gezeigt, dass das Potenzial für eine deutlich höhere Prozessperformance da ist.“
Als Handlungsfelder für Pharmaproduzenten kristallisierten sich die Unternehmensbereiche Finanzen/Controlling, Materialwirtschaft/Einkauf und Personalwesen heraus, bei den Kosmetikherstellern sind es Finanzen/Controlling, Materialwirtschaft/Einkauf und Produktentwicklung, die sich in diesem Jahr verschlechterten
Bei den größten Herausforderungen hat sich wenig verändert, demnach drückt den Prozessfertigern der Schuh vor allem bei der Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit. Ebenfalls bereiten Preisdruck und die Globalisierung in Form ausländischer Konkurrenz vielen Fertigern Sorge, sowie der Erfüllung der Kundenanforderungen und die Entwicklung neuer, marktreifer Produkte. Weiterhin steht die Kostensenkung als Herausforderung nach wie vor auf der Agenda der Unternehmen. Insbesondere der Preisdruck beim Absatz und steigende Beschaffungskosten seien dafür mitverantwortlich.
„In der Praxis stellen wir fest, dass immer noch Unternehmen Insellösungen einsetzen, behaftet mit Schnittstellen und Systembrüchen, die einen erhöhten Pflegeaufwand und Fehler nach sich ziehen“, so Cormeta-Vorstand Holger Behrens. Die Prozessindustrie-Spezialisten der cormeta ag ziehen bei der Weiterentwicklung ihrer SAP Business-All-in-One-Branchenlösungen die Ergebnisse solcher Marktanalysen mit heran. Hier könne eine durchgängig integrierte Lösung, die zudem die Branchenspezifika gleich mit abdecke, enorme Produktivitätsschübe bringen. „Wir wissen von unseren Kunden, die oft unmittelbar schon nach der ERP-Implementierung eine deutliche Prozessverbesserung spüren, so werden beispielsweise Produktion, Materialfluss und Beschaffungsprozesse transparenter.“
Fertigungsvergleich
Beim Fertigungsvergleich wird deutlich, dass keine Branche in der Prozessindustrie ihre BPI-Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr verbessern konnte. Am wenigsten verlieren die Chemieindustrie (-1,8 Punkte) und die Kosmetikhersteller (-2,3 Punkte). Obwohl die Pharmaproduzenten gegenüber den anderen Prozessfertigern in dieser Studie am besten abschneiden (66 BPI-Punkte), stehen auch sie im Vergleich zu 2014 schlechter dar (-5,2 Punkte). Am meisten Performance büßt die Nahrungsmittelindustrie ein (56,3 BPI-Punkte; 12,7 Punkte zu 2014). Insgesamt sinkt der BPI für die Prozessindustrie damit um 4,1 Punkte auf 63,3 Punkte.
Die Prozessindustrie verliert im Vergleich zum Vorjahr verstärkt an Performance in Produktentwicklung (-6,7 Prozent), Materialwirtschaft/Einkauf (-6,8 Prozent), Service (-7,3 Prozent) und Personalwesen (-7,4 Prozent).
In Subbranchenvergleich gibt es hingegen große Unterschiede. Möglicherweise führt eine starke Nachfrage derzeit in der Nahrungsmittelindustrie dazu, dass Grenzkapazitäten erreicht werden und damit keine Möglichkeiten und vor allem keine Zeit zur Problemanalyse und Prozessoptimierung vorhanden sind. Somit sinken die Prozessperformance (BPI), die IT-Unterstützung, der Reifegrad innovativer IT-Lösungen und daraus resultierend auch das Prozessergebnis. Die Nahrungsmittelbranche erreicht in diesem Jahr bei allen vier Performance-Indikatoren Werte, die deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt der Prozessfertigung liegen. Während die Chemieproduzenten und die Kosmetikhersteller etwa gleich blieben, sanken bei mittelständischen Pharmaproduzenten die Index-Werte etwas stärker.
Auch bei der Produktentwicklung müssen keine Informationslücken zwischen Labor, Rezepturentwicklung und Produktion entstehen, wie SAP-Spezialist cormeta zeigt. Mit SAP PLM bringt cormeta die Entwicklerinsel aufs Business-Festland, könnte man sagen. Die Lösung SAP PLM unterstützt das gesamte Produktlebenszyklusmanagement und bietet zahlreiche Verbesserungen für sämtliche produkt- bzw. rezepturbezogenen Prozesse: von der ersten Idee über die Fertigung bis hin zu Produktservice und -controlling. Außerdem holt die PLM (Product Lifecycle Management)-Suite mit einer speziellen Aufbereitung kreative Produktentwickler an Bord. Ein entscheidender Vorteil in Branchen, die auf erstklassiges Innovationsmanagement angewiesen sind. Gerade die Prozessindustrie in ihrer Multiabhängigkeit von Materialfortschritt, Rohstoffpreisen und -Verfügbarkeiten, Lebensmittel- und Umweltgesetzen oder Chemikalienverordnungen wie REACH braucht permanent neue Rezeptknüller.
Food- und Pharmaindustrie sowie alle anderen, die Materialien in hochtechnologisierten Verfahren verarbeiten, profitieren, wenn sie Innovationen effektiv organisieren und unter Berücksichtigung aller Compliance-, Qualitäts- und Validierungsaspekte kontrolliert in ihre Systeme einbinden. Zu diesem Zweck besteht SAP PLM nebst vielen anderen Bausteinen aus einem Modul für Produktentwicklung sowie dem Portfolio- und Projektmanagement SAP PPM für die zeit- und budgetgerechte Prozessplanung. „Rezepturentwickler bei KMU nutzen teilweise noch Insellösungen, mittels PLM gelingt es die ‚Collaboration‘ zu stärken“, weiß Holger Behrens von cormeta. „Bei Produktentwicklern kommt die neue Art der Spezifikationsverwaltung besonders gut an.“
Statt jede Zutat als Spezifikation neu einzutragen, ändern Biochemiker und Lebensmitteltechnologen in der Praxis zunächst Schritt für Schritt bereits vorhandene Rezepte. So sind Spontankäufe der Rezeptentwickler im Supermarkt nichts Ungewöhnliches. Mit SAP RD entstehen die Rezeptkompositionen in dem gewohnten kreativen Prozess. Eine Massenänderungsfunktion sowie das einfache Kopieren von Rezepten sparen Pflegeaufwand und Zeit. Gesetze oder Features wie Diättauglichkeit werden via Compliance Check rasch geprüft. Weitere Arbeitserleichterungen im Sinne des einheitlichen Business-Workflows: Die Etikettdaten werden via Kommunikationsschnittstelle an Marketing und Verpackungshersteller verschickt. Und über eine Statusänderung lässt sich aus dem Neurezept die Produktionsstückliste generieren.
Der Food-Bereich ist Schlusslicht beim Importmanagement (inkl. Zollmanagement), wo der BPI-Wert bei nur 46,1 Punkten liegt. Auch bei der Kosten- und Leistungsrechnung (49,3 BPI-Punkte) liegt der Wert sehr deutlich unter dem Durchschnitt der Prozessfertiger. „Hier sehen wir enormen Handlungsbedarf“, betont der Analyst. Bei Kosmetikherstellern sind es die Standardisierung des Entwicklungsprozesses (54,4) und die Rückmeldung während der Fertigung (56,3), die als kritisch einzustufen sind.
Der IT-Unterstützungsgrad zeigt in diesem Jahr eine besonders auffällige Entwicklung bei kleinen sowie großen Unternehmen, die befragt wurden. Bei Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten ist er um 10,6 Prozent gesunken, bei Unternehmen mit 1.000 bis 1.999 Mitarbeitern sogar um 17,6 Prozent. Bei den Subbranchen bildet wiederum die Nahrungsmittelindustrie mit einem sehr starken Rückgang von 24,2 Prozent das Schlusslicht, während die übrigen Branchen der Prozessfertigung eher moderate Rückgänge der IT-Unterstützung von 1,4 Prozent bis 6,1 Prozent verbuchten.
Auch beim Reifegrad innovativer IT-Lösungen setzt sich dieses Bild fort: So fiel bei Prozessfertigern mit 1.000 bis 1.999 Beschäftigten der Indexwert um 15,2 Prozent zurück. Im Subbranchenvergleich ist positiv zu bemerken, dass die Kosmetikproduzenten mit +3,1 Prozent leicht zulegen konnten. Abermals ist es auch hier die Nahrungsmittelindustrie, die am Ende des Feldes steht (21,8 Prozent). Insbesondere Food-Produzenten mit 100 bis 499 Mitarbeitern erreichen mit 48,3 Punkten rund 10 Punkte weniger als der Durchschnitt der Prozessfertigung (58 Punkte).
Outsourcing, Cloud und Industrie 4.0
Outsourcing ist bei diskreter Fertigung (38 Prozent) höher als in der Prozessfertigung (30 Prozent). Die Nutzung von Software as a Service (SaaS) hat wie schon in den Vorjahren abermals deutlich zugenommen und legt insgesamt rund 10 Prozentpunkte zu, worin sicherlich ein Trend zu erkennen ist. Am häufigsten sind es hier die Pharmaproduzenten (50 Prozent), die diese Software-Bezugsform nutzen.
Der direkte Vorjahresvergleich der Einschätzung, inwiefern die Unternehmen Maschinen, Anlagen und IT-Systeme bereits umfassend informationstechnologisch vernetzt haben und damit bereits erste Industrie-4.0-Ansätze umsetzen, zeigt sich rückläufig: „Der noch vor einem Jahr eher diffuse Begriff Industrie 4.0 wird für die Unternehmen greifbarer. Viele Unternehmen haben ihre Einschätzung korrigiert, wie weit sie bereits mit diesem Thema sind“, erklärt Hendrik Groß. Knapp 50 Prozent der Chemieproduzenten sehen große Potenziale von Industrie 4.0 für ihr Unternehmen. Ein Drittel der Unternehmen der Nahrungsmittelbranche sowie ein Viertel der Pharmahersteller befinden ebenfalls, dass die vierte industrielle Revolution für ihr Unternehmen großes Potenzial birgt.
„Wir können Prozessfertiger bei PLM, Cloud und Big Data auf dem Weg zu Industrie 4.0 unterstützen, die Lösungen dafür gibt es“, sagt cormeta-Vorstand Holger Behrens. „Cloud-Anwendungen sind vor allem für die Nutzung unterwegs von großem Vorteil. Hier streben wir insbesondere die Verbesserung der Bedienbarkeit an. Privat verlagerte sich ein großer Teil der Kommunikation in soziale Netzwerke, die leicht zu bedienen sind und die mit schick aussehenden Oberflächen und Apps aufwarten. Dieses ‚Zuhause-Gefühl‘ wollen wir auch den Unternehmen bieten, was sich wiederum positiv auf deren Ruf bei den Arbeitnehmern auswirken kann.“
So haben die cormeta-Experten beispielsweise Cloud-Anwendungen für das Kunden- und Mitarbeitermanagement in die eigenen Branchenlösungen integriert. Sie haben damit den Durchblick vom ERP bis zum Point of Sales, mobil und immer abrufbar. Und das Optimieren innerbetrieblicher und logistischer Prozesse erhöht die Transparenz und sorgt dafür, dass Ziele schneller und effizienter erreicht werden. Kundendaten, Reports oder Kennzahlen sind stets direkt verfügbar, Mitarbeiter können Informationen und Daten zügig untereinander austauschen. (rhh)