PAC-Studie zum Einsatz von S/4 HANA Innovationspotenzial allein überzeugt SAP-Anwender noch nicht
16. November 2015Zwei Drittel der Unternehmen, die SAP im Einsatz haben, beschäftigen sich aktiv mit S/4 HANA, sehen klare Vorteile und verfolgen konkrete Ziele. Soweit so gut. Schlecht jedoch, dass ein unwägbarer Umstellungsaufwand und fehlende Business Cases den Einsatz ausbremsen. So ist es auch wenig überraschend, dass in erster Linie Beratungs- und Migrationsleistungen sowie das Heben von Innovationen von extern nachgefragt werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „S/4 HANA – Relevanz für SAP-Kunden, Erwartungen und Hindernisse“, für die 100 SAP-Verantwortliche in deutschen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern befragt wurden. Die Studie von PAC wurde unterstützt von Dell und Intel als Premiumsponsoren sowie von arvato Systems und der SNP AG als Goldsponsoren.
Innovative Geschäftsmodelle
Für die bevorstehende digitale Transformation der Geschäftsmodelle räumt der Großteil der Anwender (84 Prozent) seinen SAP-Systemen generell eine wichtige, meist sogar eine zentrale Rolle ein. Die Rolle, die SAPs nächste Produktgeneration S/4 HANA dabei spielen wird, beurteilen die Befragten indes etwas indifferent: Die meisten SAP-Verantwortlichen (62 Prozent) sind der Meinung, dass S/4 HANA von SAP-Kunden früher oder später eingeführt werden muss. Die wichtigste Motivation ist für zwei Drittel der Befragten, der SAP-Produktstrategie zu folgen, um an SAPs künftigen Weiterentwicklungen teilhaben zu können. Allerdings ist nur jeder Dritte der Meinung, dass S/4 HANA die Grundlage für innovative Geschäftsmodelle bietet.
Dennoch wird S/4 HANA nicht nur als Pflichtprogramm wahrgenommen, sondern auch als Problemlöser gesehen. In erster Linie wird in S/4 HANA ein Gewinn für die Performance-Steigerung gesehen (90 Prozent). Aber auch eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit und eine Effizienzsteigerung bei Backend-Prozessen wird von mehr als der Hälfte der Befragten als Mehrwert angeführt. Dabei profitiert vor allem der Bereich Finanzen und Controlling von der neuen Lösung. Treiber sind dabei im Wesentlichen Effizienzsteigerung bei SAP-gestützten Prozessen, Innovation in Richtung Realtime und Verfolgung von Trendthemen wie Big Data oder Industrie 4.0 sowie Modernisierung der technischen Infrastruktur.
„Insgesamt betrachten die Firmen S/4 HANA heute eher als einen Weg zu besseren SAP-Anwendungen. Das mögliche Innovationspotenzial in Richtung neuer Prozesse und Geschäftsmodelle ist ihnen dabei nicht präsent“, so Frank Niemann, Vice President – Software & SaaS Markets bei PAC und Autor der Studie.
Zuerst HANA
Das noch junge Produkt wird bereits von den ersten Innovatoren eingesetzt. Insgesamt sind S/4-HANA-Projekte für zwei Drittel der SAP-Verantwortlichen aktuell ein Thema. Davon planen 36 Prozent der Unternehmen die Einführung in den kommenden Jahren. Fast 30 Prozent der Unternehmen diskutieren den Einsatz noch.
Ausgangspunkt für Einführungsprojekte von S/4 HANA ist oftmals SAPs In-Memory-Plattform SAP HANA. Gut drei Viertel der Befragten versprechen sich von S/4 HANA vor allem die Einführung einer gemeinsamen Echtzeitplattform für transaktionale und analytische Workflows sowie die Verbesserung der User Experience durch SAP Fiori. Aber auch eine leichtere und schnellere Konfiguration der SAP-gestützten Prozesse sowie die Reduktion der Komplexität von Prozessen und Datenmodellen sind wichtige Gründe für den Einsatz von S/4 HANA. Erstaunlich ist, dass annähernd 40 Prozent derjenigen Unternehmen, die den Einsatz von S/4 HANA planen oder diskutieren, einen Neuanfang wagen und ihre Systeme komplett neu aufsetzen möchten. Weniger erstaunlich dagegen ist, dass beim Betrieb der S/4-HANA-Lösung je ein Drittel auf Eigenbetrieb, Hosting oder einen hybriden Absatz setzt – der reine Cloud-Betrieb ist dagegen nur in einer Handvoll Unternehmen relevant.
Obwohl sich Unternehmen mit S/4 HANA beschäftigen und klare Ziele mit der Nutzung verbinden, bleiben viele wichtige Fragen für sie noch unbeantwortet. Als problematisch erachten sie den unwägbaren Umstellungsaufwand (78 Prozent) und fehlende Business Cases (77 Prozent). „Es braucht gute Argumente und überzeugende Business Cases, um diese Investitionen zu rechtfertigen angesichts bereits bestehender SAP-Landschaften in den Unternehmen und der damit anfallenden laufenden Kosten“, räumt Niemann ein.
Denn zahlreiche Firmen sind generell noch nicht soweit, überlegen aber, ob und wie sie sich dem Thema nähern wollen. Doch was an Aufwand sowie an Kosten für diese Projekte auf sie zukommt, können die Firmen heute oftmals noch gar nicht beziffern. Zudem müssen Unternehmen das neue Produkt (Lizenzen) sowie unter Umständen auch neue Hardware – vor allem aufgrund der In-Memory-Datenbank HANA – anschaffen. Es braucht gute Argumente und überzeugende Business Cases, um diese Investitionen zu rechtfertigen angesichts bereits bestehender SAP-Landschaften in den Unternehmen und der damit anfallenden laufenden Kosten. Zudem befassen sich viele Organisationen mit der Optimierung ihrer bestehenden SAP-Landschaften, so dass für sie wenig Raum und Budget bleibt, recht zügig eine Einführung von S/4 HANA zu stemmen.
Zur Einführung von S/4 HANA werden IT-Beratung und Migrationsdienstleistungen am häufigsten nachgefragt (72 Prozent). In kundenspezifische SAP-Softwareentwicklungen wollen dagegen relativ wenige Anwender investieren (26 Prozent). Von einem S/4-HANA-Dienstleistungspartner erwarten rund 80 Prozent, dass er Innovationen in Bezug auf IT UND Business vermittelt sowie Geschäftsprozesse transformieren kann. Know-how zum Thema Simple Finance ist für drei Viertel der SAP-Verantwortlichen ausschlaggebend.
„S/4 HANA ist keinesfalls bloß ein Upgrade bestehender SAP-Software, sondern ein neues Produkt, dessen Einführung sowohl Einfluss auf die IT-Infrastruktur als auch auf die Geschäftsprozesse hat. Dies geht einher mit der Transformation von Prozessen (Business) und der Systeme (Technik), was wiederum entsprechende Kompetenzen auf Seiten des IT-Dienstleisters sowie die Einbeziehung von IT und Business des SAP-Anwenderunternehmens erfordert“, betont Niemann abschließend.
„Für die IT gab es immer schon gute Gründe, bei der digitalen Transformation eine aktive Rolle einzunehmen. Umso mehr gilt dies für das Thema Industrie 4.0 und das Internet der Dinge. Hier ist die IT der Dreh- und Angelpunkt“, meint Jürgen Renz, Executive Director Enterprise Solutions von Dell. „Gemeinsam mit unseren Partnern erstellen wir maßgeschneiderte IT-Komplettlösungen und unterstützen Unternehmen bei der Einführung von SAP S/4 HANA“, ergänzt Renz.
Umstiegszahlen
Auf der Teched in Las Vegas hat SAP aktuelle Zahlen publiziert: Seit der Einführung im Februar 2015 haben sich bereits mehr als 1.300 Kunden für einen Umstieg auf die SAP Business Suite 4 SAP HANA (SAP S/4HANA) entschieden. Diese Anwendungssuite, die auf der Plattform SAP HANA basiert und mit der modernen Benutzeroberfläche von SAP Fiori entwickelt wurde, unterstützt Anwender in unterschiedlichsten Rollen, Geschäftsbereichen und Branchen mit Echtzeit-Informationen. Neben herkömmlichen Transaktionen können Unternehmen auch durchgängig digitalisierte Prozesse unterstützen. Dank einer zentralen Informationsquelle sind sämtliche Abläufe von der Planung und Ausführung über die Prognose und Simulation bis hin zur Analyse in Echtzeit über ein einziges System ausführbar. Dieser digitale Kern ist ein wesentliches Element des „Digital Business Framework“ – dem SAP-Modell für digitale Unternehmen – und bildet die zentrale Lösung, die sämtliche Aspekte der Wertschöpfungskette in Echtzeit verknüpft: Mitarbeiter, Anlagen, das Internet der Dinge, Kooperation mit Lieferanten, Geschäftsnetzwerke sowie Kundeninteraktion und ein Omni-Channel-Einkaufserlebnis.
Für die Migration auf S/4 HANA hat SAP mit SAP Activate ein Modell für die Einführung von Innovationen vorgestellt, das die Implementierung von SAP S/4HANA über den gesamten Kundenlebenszyklus beschleunigt. Es bietet einsatzfertige digitalisierte Geschäftsprozesse, die für SAP S/4HANA optimiert sind, und umfasst Referenzlösungen in der Cloud. SAP Activate ist in SAP S/4HANA integriert und beginnt mit einer kostenlosen Testversion von SAP S/4HANA. Kunden sollen somit von einer schnelleren Wertschöpfung, geringeren Gesamtbetriebskosten, fortlaufenden Innovationen und der Möglichkeit, ihre erste Implementierung stetig zu optimieren, profitieren.
Laut SAP werden über 80 Prozent aller SAP-S/4HANA-Projekte derzeit über SAP-Partner abgewickelt. Die Partner werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle beim Vertrieb der Software spielen – nicht zuletzt auch durch die Unterstützung der Kunden bei Planung, Durchführung und Optimierung von Implementierungen und Projekten zur digitalen Transformation. Mit derzeit mehr als 1.000 Resellern von SAP S/4HANA – Tendenz steigend – kann das SAP-Partnernetz Neu- und Bestandskunden jeder Größe in allen Segmenten und allen Regionen weltweit auf ihrem Weg zum digitalen Unternehmen begleiten. (rhh)