Unternehmenscoaching stellt alle Interessensgruppen zufriedenZufriedene Mitarbeiter identifizieren sich mit den Unternehmenszielen
14. Juni 2018Unternehmensberatungen eilt allzu oft der zweifelhafte Ruf voraus, Gegner des Betriebsrates zu sein und rücksichtslos den Rotstift am Personal anzusetzen. Kommen Consultants ins Unternehmen, scheuen sich viele Mitarbeiter aus Angst um den Arbeitsplatz, Missstände anzusprechen. Bleiben Probleme und Optimierungsansätze unausgesprochen, steigert das Frust in der Belegschaft – mit negativen Auswirkungen auf die Produktivität. Während viele Consulting-Firmen Potenziale der Mitarbeiter bei Restrukturierungsmaßnahmen wenig beachten, kombiniert eine in Eisenach entwickelte innovative Methode unternehmerische Interessen mit dem Blick auf das Wohl der Mitarbeiter. Die Beratungsform nennt sich Unternehmenscoaching, berücksichtigt die Standpunkte aller Beteiligten in einem Betrieb, optimiert Abläufe und verbessert die Arbeitsmoral.
Wege aus der Job-Hölle
Wird der Job zur Hölle, muss Änderung stattfinden. Regelmäßig offenbaren neue Studien die große Unzufriedenheit vieler Menschen mit ihrem Berufsleben. Je nach Umfrage sind bis zu 25 % der Beschäftigten mit dem Job so unzufrieden, dass sie innerlich bereits gekündigt haben. Über die Hälfte leistet laut verschiedenen Studien nur noch Dienst nach Vorschrift.
Dabei sind zufriedene Mitarbeiter Basis für jeden Erfolg. Nur wer komplett hinter Geschäftsprozessen steht, an denen er beteiligt ist, kann gute Ergebnisse erzielen. Gründe für Unzufriedenheit können vielfältig und die Folgen verheerend sein. Lange bevor ein Mitarbeiter die Firma verlässt, hat er emotional mit seinem Arbeitsplatz abgeschlossen, wird unproduktiv und verbreitet demotivierende Negativität.
Wenn Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein schwinden, hilft oft externer Rat, wirtschaftliche und gesundheitliche Folgen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber abzuwenden und das Unternehmen wieder auf Erfolgsspur zu bringen. Beim Unternehmenscoaching, 2014 entwickelt durch die Unternehmensberatung aus Eisenach, werden Sichtweisen und Interessen der Mitarbeiter sowie die des gesamten Unternehmens bei Erstellung der Konzepte und Maßnahmen gleichermaßen berücksichtigt.
Im Fokus: die Prozesse
Die Unternehmensberatung fokussiert sich nicht nur auf Prozessoptimierungen und strukturelle Umgestaltungen, sondern auch auf die Interessen der Arbeitnehmer. In dem neuen Konzept wird die Aufarbeitung betriebswirtschaftlicher Probleme aus menschlicher, organisatorischer und technischer Sicht betrachtet. So werden Kosten und Zeit gespart ohne Mitarbeiter zu übergehen. Dieser Ansatz unterscheidet sich von typischer Unternehmensberatung, die zwei Varianten kennt: Klassische Beratung, die auf Kostenersparnis begrenzt ist, und sogenannte „Mitarbeiter-Coachings“, die Lernprozesse und Potenziale einzelner fördern und entwickeln.
Nun werden die Vorteile beider Beratungsansätze kombiniert. So entstand das ganzheitliche Unternehmenscoaching, das die Analyse „harter Fakten“, wie Gestaltung der Arbeitsprozesse, organisatorische Strukturen und Auslastung der Mitarbeiter, umfasst und zugleich „weiche Faktoren“ wie persönliche Bedürfnisse im Blick hält. Die Gründer Lars Platzdasch und Christian Graubner bündeln in dem Ansatz Kompetenzen in Prozessmanagement, Informationsmanagement/IT und Wissensmanagement. Das Konzept ist ein neues und ganzheitliches – häufig ist es der Betriebsrat selbst, der um Unterstützung bei den Consultants bittet, da sie eine mediatorische Rolle zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung einnehmen. Kernaspekte der 3 Perspektiven: Positionen mit passenden Mitarbeitern besetzen, Vertrauen in Unternehmen und Vorstand und damit Motivation wiederherstellen sowie Prozesse so strukturieren, dass sie die Umsetzung der Aufgaben erleichtern.
Dass das Konzept funktioniert, zeigt das Beispiel des Arzneimittelherstellers Bionorica. Die Berater aus Eisenach analysierten sukzessive verschiedene Abteilungen, auch solche, in denen es im Vorfeld Probleme gab, die Ursachen aber unklar oder nicht greifbar waren. Hierbei wurden messbare Daten zum Aufbau der Arbeitsprozesse, Auslastung der Mitarbeiter, Leadership und Personalmanagement sowie organisatorische Strukturen ausgewertet.
Anschließend wurden Erfahrungen, Kenntnisse, Ängste und Optimierungsansätze jedes Mitarbeiters erfragt und dokumentiert. „Durch intensive Einbeziehung der Mitarbeiter werden Betroffene zu Beteiligten gemacht“, erläutert Geschäftsführer Christian Graubner: „Wir finden gemeinsam Lösungen, suchen nach Ursachen ohne Schuldzuweisung.“ Weil Erkenntnisse aus den Gesprächen nur nach Rücksprache oder anonymisiert an die Führungsebene weitergeleitet werden, offenbaren sich Einblicke, die firmenintern oft verwehrt bleiben. Dabei hat ein Betriebsrat Interesse, Hintergründe zu erfahren, die ihm im alltäglichen Geschäft nicht zugänglich sind. Oftmals sind auch verhärtete Fronten zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat das Problem, das es zu lösen gilt. Indem Mitarbeiter ohne Ängste eventuelle Missstände zur Sprache bringen, kann der Betriebsrat auf Basis fundierter Informationen die Interessen der Mitarbeiter beim Vorstand vertreten. Da die Interessen von Geschäftsleitung und Betriebsrat gleich ernst genommen werden, nähern sich die Parteien an.
Bionoricas Betriebsratsvorsitzender Erwin Hoefler bestätigt, dass sich das Verhältnis durch das Projekt verbessert hat. Darüber hinaus merke er, dass Mitarbeiter dem Betriebsrat nun offener und zuversichtlicher gegenübertreten. Das Vertrauen in die Diskretion der Mitarbeitervertretung sei gestärkt worden. „Wir sind wie Whistleblower für Mitarbeiter und bilden einen informellen Kanal. Wir geben anonymisiert Informationen weiter und schützen Mitarbeiter, aber auch Vorgesetzte, damit niemand kompromittiert wird. Wir sorgen dafür, dass Abteilungen und Teams wieder effizient arbeiten“, erklärt Geschäftsführer Graubner, dessen Anspruch es ist, Verbesserungen nicht auf Kosten von Menschen herbeizuführen: „Wenn harte Maßnahmen allerdings nötig sind, dann müssen diese auch getroffen, klar kommuniziert und vertreten werden.“
Kennzahlen-Problematik
Häufig suchen Unternehmen Unterstützung von externen Beratern, ohne genau zu wissen, was die Ursachen der Probleme sind. Suboptimale Kennzahlen treten nicht zwangsläufig am problembehafteten Prozess auf und das Tagesgeschäft lässt eine detaillierte Analyse komplexer Zusammenhänge oft nicht zu. Mithilfe spezieller Analyseverfahren von kristallisieren sich Problembereiche heraus.
Problematisch kann es sein, wenn Mitarbeiter einen zu breit gefächerten Aufgabenbereich haben, nicht über die nötigen Qualifikationen verfügen oder keine angemessene Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten bekommen. Auch zwischenmenschliche Differenzen können Arbeitsleistung beeinflussen. 3Perspektiven hat den Anspruch, die Situation jedes Beteiligten zu verstehen und zu verbessern.
Mit Fingerspitzengefühl, effizient und auf Basis einer vertrauensvollen Beziehung zu Mitarbeitern und Führungskräften untersuchen die Coaches Problemabteilungen. Diese können unter anderem durch zu hohen Workload erkannt werden. „Manchmal offenbart sich das Problem als Personalthema, Führungskraftproblem oder auch als Qualifikationsproblem. Wir blicken hinter die Kulissen und finden heraus, was Probleme verursacht“, sagt Geschäftsführer Graubner. In den zu optimierenden Abteilungen werden nach der Analyse die Kenntnisse, Erfahrungen und Optimierungsansätze jedes Mitarbeiters recherchiert und dokumentiert.
Die Berater sind mehr als neutrale Beobachter: In intensiver Zusammenarbeit werden Arbeitsprozesse für alle Beteiligten bestmöglich konzipiert. Dabei stellt Vertrauen die Basis dar, weshalb sowohl Geschäftsführung als auch Mitarbeiter von Anfang an integriert und aktiv an Ideenfindungs- und Optimierungsprozessen sowie nötigen Umstrukturierungen beteiligt werden. Was das Unternehmenscoaching einzigartig macht, ist der Fokus auf Bottom-up-Lösungen auf Grundlage von Expertise und Erfahrungen der Mitarbeiter.
Die Perspektiven Mensch, Organisation und IT beeinflussen sich wechselseitig. Unternehmenscoaching betrachtet das Personal als Herzstück der Firma. Dennoch wird jeder Auftrag mit dem Ziel der Kostensenkung, der Ertragssteigerung, der Auslastungsoptimierung und der Prozesseffizienzsteigerung angegangen. Anstatt überarbeitete, unmotivierte oder überforderte Mitarbeiter einfach zu ersetzen, werden Lösungen und eventuell neue, für die betroffenen Mitarbeiter besser geeignete Positionen im Unternehmen gefunden.
Die Berater vereinen persönliche Interessen mit Gewinnmaximierung und scheuen auch vor harten Maßnahmen nicht zurück – wenn diese unumgänglich sind. Aber häufig zögert eine Neubesetzung Überforderung und Überarbeitung nur hinaus. Oft löst sich das Problem mit zusätzlichem Personal. Unternehmenscoaching als Alternative zu Entlassungen und Unzufriedenheit in der Belegschaft verbessert Effizienz und Effektivität und motiviert Mitarbeiter, damit Prozesse reibungsloser ablaufen.
Daniel Knep
ist IT-Journalist für Wordfinder PR.