Im Interview: Michael Kummer, Unit4„Standardisierung und Automation garantieren individuelle Nutzung“

7. April 2021

Der Bezug von Kernanwendungen eines Unternehmens aus der Cloud weist viele Vorteile auf. Wie sich ein derartiger Ansatz mit den Digitalisierungsbestrebungen vieler Unternehmen in Einklang bringen lässt und welche Vorteile daraus resultieren, erläutert Michael Kummer, Director Sales PSO DACH bei Unit4, im Interview mit line-of.biz (LoB).

LoB: Bei der Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie kommt Lösungsmodulen aus der Cloud eine hohe Priorität zu, doch wo passt die Devise „Alles in die Cloud“?

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Michael Kummer; Quelle: Unit4

Kummer: Viele Software-Anbieter haben heute Cloud-Lösungen, die ausreichende Schnittstellen für eine Integration mit anderen Cloud-Angeboten bieten. Die Anwendungsvielfalt von CRM-, DMS-, Recruiting-Software über Data Warehouse-, Data Lake- bis Data Science-Anwendungen, um nur einige zu nennen, wird immer größer. Gerade im ERP-Umfeld für Dienstleister können Mitarbeiter sehr gut dezentral arbeiten – die Cloud liegt somit förmlich auf der Hand. Das bestätigt u.a. die Studie Cloud-ERP 2021von IDG Research Services.

LoB: Was bedeutet das für die Digitalisierungsbestrebungen?

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Grafik 1; Quelle: Unit4

Kummer: Wie in der ersten Grafik zu sehen, ist ein hoher Grad an Digitalisierung schon heute möglich, da sehr viele Anbieter Web-fähige Lösungen bieten. Auch die Europäische Union möchte mit dem sogenannten PEPPOL-Projekt – PEPPOL steht für Pan-European Public Procurement OnLine –- Anstöße zur Digitalisierung geben. Deshalb haben wir uns bei Unit4 zum Ziel gesetzt, dieser Veränderung Rechnung zu tragen – und ERPx gestartet. Wir sehen derzeit keine Begründung, warum ein Unternehmen nicht in die Cloud gehen sollte. Vielleicht kann es in der produzierenden Industrie – trotz Industrie 4.0 – Bereiche geben, wo die Cloud-Prozesse noch nicht hinreichend abbilden kann, etwa wenn in einer Produktion viele Aktoren und viele parallele Prozesse in Echtzeit abgefragt bzw. durchgeführt werden, die dann am Ende ohne Verzögerung zusammengeführt werden müssen.

LoB: Welche Vorteile sprechen für eine hybride Konfiguration, bei der etwa ein vorhandenes ERP-System durch Funktionalitäten aus der Cloud erweitert wird?
Kummer: Dies kann immer dann der Ansatz sein, wenn ein Wechsel in die Cloud nicht möglich ist – etwa, wenn viele Schnittstellen mit lokalen Softwareprodukten nicht Cloud-fähig sind. Bietet der ERP-Anbieter jedoch Cloud-Funktionen, die das Software-Angebot entscheidend verbessern, beispielsweise die Nutzung von künstlicher Intelligenz, Verbesserung der Interoperabilität oder die Nutzung von Diensten des IaaS-Anbieters, bietet die hybride Konfiguration große Vorteile.

LoB: Worauf zielen Sie damit ab?

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Grafik 2; Quelle: Unit4

Kummer: Unit4 bietet in diesem Umfeld Cloud-Dienste, die es auch Kunden mit einer lokalen Installation ermöglicht, beispielsweise einen digitalen Assistenten mit selbstlernender Sprachsteuerung, eine selbstlernende OCR-Erkennung, eine No-Code-/ Low-Code-Implementierung für zusätzliche fachliche Prozesse mit internen Modulen und externen Softwareprodukten, also lokal und Cloud, sowie einen sicheren Datenaustausch zu nutzen. Mit unserem Ansatz „Right for Your Business“, der in Grafik 2 zusehen ist, bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, diesen Spagat zu meistern. Standardisierung und Automation bei gleichzeitiger flexibler Anpassung ermöglicht den Kunden eine individuelle Nutzung der ERP-Software. Auch in der hybriden Form sollten sichere Authentifizierungsmethoden Anwendung finden. Hier bietet eine eigene Schnittstelle die sogenannten Unit4 Identity Services.

LoB: ERP aus der Cloud gilt als Synonym für „Einheitliche Prozesse und mehr Produktivität“. Wie können Anwenderunternehmen am besten von der Standardisierung von Prozessen profitieren – und welche Vorteile lassen sich dabei für das Business erzielen?

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Grafik 3; Quelle: Unit4/IDG

Kummer: Viele Hersteller von ERP-Software haben langjährige Erfahrung in ihren Zielbranchen – Unit4 kann auf 40 Jahre in der Arbeit mit Professional-Services-Unternehmen zurückblicken. Somit sind effektive und schlanke Prozesse beim Hersteller bekannt. Diese sind als “Best Practice” in sogenannten Industriemodellen hinterlegt. Damit kann ein Kunde die Empfehlung des Herstellers annehmen, direkt davon profitieren und auch gemeinsam mit anderen lernen, da viele verschiedene Kunden die gleiche “Installation” als sogenannten Tenant nutzen. Gleichzeitig kann der Software-Hersteller Fehler früher erkennen und beheben. Über kontinuierliche Verbesserungen und neue Software Releases stehen innovative Funktionalitäten innerhalb kurzer Zeit zur Verfügung. Die Studie von IDG zeigt,  wie in der Grafik 3 zu sehen ist, dass gerade kleine (bis 500 Mitarbeiter) und mittelgroße (bis 1.000 Mitarbeiter) Unternehmen von der Cloud profitieren.

LoB: Warum gilt die Umsetzung einer Cloud-basierten ERP-Lösung mit der sauberen Abbildung der bestehenden Unternehmensprozesse als schnell zu implementierende Lösung?
Kummer: Software-Hersteller stellen sogenannte “Best Practices” und somit vorimplementierte Prozesse bereit. Dies führt zu einer schnellen Verfügbarkeit der Lösung, inklusive vielfach verwendeter und geprüfter Prozessabläufe. Diese sind weitgehend von Fehlern und unnötigen Ablaufpfaden befreit und können somit klar und präzise umgesetzt werden. Bei Unit4 bieten wir mit unseren sogenannten Industriemodellen angepasste und gut dokumentierte Prozesse, die von den Kunden übernommen werden können, um Abläufe zu optimieren. Gleichzeitig können Prozesse immer wieder überprüft werden, um unnötige Schritte zu eliminieren. Da viele Kunden ähnliche Prozesse verwenden, können wir als Software-Hersteller Verbesserungen implementieren, um diese kontinuierlich anzupassen. Mit sogenannten Smart-Automation-Prozessen, Machine Learning und Künstlicher Intelligenz, die zum Deep Learning eingesetzt werden kann, können zusätzlich Prozesse automatisiert und somit wertvolle Arbeitszeit für wichtigere Aufgaben gewonnen werden.

Rainer Huttenloher

Unit4

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