Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland IT-Beratungen in Hochstimmung

29. Juni 2015

Der Druck zur Digitalisierung in den Unternehmen treibt den Markt für IT-Beratungsleistungen – so ein Ergebnis der Lünendonk-Studie „Führende IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen".

20 Prozent der befragten CIOs sehen ihre IT noch in einem veralteten Zustand, möchten aber im Verlauf der kommenden zwei Jahre ihre IT-Prozesse modernisieren. Denn nur so können sie die Digitalisierung entsprechend vorantreiben.

Zweistelliges Wachstum

Big Data gewinnt an Bedeutung; Quelle: Lünendonk

Überaus positiv hat sich der IT-Dienstleistungsmarkt in Deutschland im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014  entwickelt: 33,3 Milliarden Euro haben die von Lünendonk befragten 100 in Deutschland operierenden IT-Beratungs- und IT‐Service‐Unternehmen 2014 erwirtschaftet. Knapp 4 Milliarden Euro davon resultieren aus dem Auslandsgeschäft. Die nähere Betrachtung des Marktsektors zeigt, dass sich die einzelnen Marktsegmente und Geschäftsmodelle sehr unterschiedlich entwickeln. Während die auf das IT-Projektgeschäft ausgerichteten IT-Beratungs‐ und Systemintegrations-Unternehmen 2014 im Durchschnitt um 6,9 Prozent gewachsen sind, konnten die Anbieter mit Schwerpunkt auf dem Betrieb von Applikationen und IT-Infrastruktur nur um durchschnittlich 0,4 Prozent zulegen.

Die vollen Auftragsbücher der IT-Beratungen – getrieben durch den Handlungsdruck der Kunden, die digitale Transformation zügig zu gestalten – erlauben ihnen einen sehr optimistischen Blick in die Zukunft. Für das laufende Jahr 2015 rechnen die befragten IT-Beratungen mit einem noch stärkeren Umsatzplus von 8,6 Prozent im statistischen Mittel. 2016 werden sogar durchschnittlich 10,6 Prozent angestrebt. Dagegen ist das Marktumfeld der IT‐Service-Unternehmen von diversen Faktoren getrübt. Industrialisierung und Automatisierung im Betrieb von Applikationen und Rechenzentren verbessern zwar grundsätzlich die Qualität der IT-Leistungserbringung sowie die Unterstützung der Business-Prozesse mit hochverfügbaren und flexiblen IT-Prozessen.

Aufgrund der hohen Ähnlichkeit und Vergleichbarkeit der Leistungen wird IT dadurch aber auch günstiger in der Bereitstellung, was sich negativ auf die Service‐Preise auswirkt. Die Verlagerung von IT-Leistungen, wie Test-Services, Softwareentwicklung oder Applikationsbetrieb, in Near‐ und Offshore-Standorte erhöht zusätzlich den Druck auf die Preise in Deutschland. Folglich nimmt die Verhandlungsmacht der Kunden zu, der Wettbewerbsdruck steigt weiter.

Dennoch gehen die von Lünendonk befragten IT-Service-Unternehmen für das laufende Jahr 2015 von einer besseren Geschäftsentwicklung als 2014 aus; sie rechnen mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 3,7 Prozent. Für 2016 erwarten sie eine durchschnittliche Steigerung auf gleichem Niveau (plus 3,8%). „Die IT-Service-Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre Geschäftsmodelle den veränderten Kunden- und Technologieanforderungen sowie dem Wettbewerbsumfeld anzupassen“, beschreibt Mario Zillmann, Leiter Professional Services und Autor der Studie, den Handlungsbedarf vieler IT-Service-Unternehmen. „Einen Schlüssel, um dieser Entwicklung zu begegnen, sehen viele Anbieter in der immer stärkeren Automatisierung ihrer eigenen Delivery‐Prozesse, im Aufbau von Cloud-Kapazitäten sowie in der Anpassung ihres Service‐Portfolios auf die veränderten Kundenanforderungen.“

IT-Modernisierung

Die IT-Prozesse sind zwar teilweise veraltet, aber die Modernisierung ist bereits geplant. Quelle: Lünendonk

Obwohl die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und -modelle derzeit das alles bestimmende Marktthema zu sein scheint, setzen die von Lünendonk befragten CIOs aktuell und mittelfristig andere Schwerpunkte bei ihrer Budgetplanung. Den größten Teil der IT‐Budgets werden in den kommenden zwei Jahren die „Modernisierung von Alt-Software“ sowie die
„Standardisierung und Konsolidierung der IT-Landschaft“ beanspruchen – zwei IT-Klassiker und Dauerbrenner.

„Diese Schwerpunkte der CIOs verwundern aus Marktperspektive aber überhaupt nicht“, so Mario Zillmann. „Die digitale Transformation eines Unternehmens kann nur gelingen, wenn die IT‐Prozesse technologisch auf dem neuesten Stand sind und die IT schlank, flexibel und agil das Business unterstützen kann. Unterschiedliche Release-Stände, diverse Insellösungen und veraltete Individualsoftware, die sich nicht mit den neuen Tools kombinieren lässt, sind für den digitalen Wandel hinderlich.“

Folglich beschreiben 22 Prozent der befragten CIOs ihre IT-Prozesse derzeit noch als veraltet. In zwei Jahren, so die Planungen, sollen nahezu alle Unternehmen moderne IT‐Prozesse haben. Die geplanten Projekte und Schwerpunkte in den IT-Budgets spiegeln diese Zielsetzung wider. Zwar finden Digitalisierungsprojekte in allen Geschäftsbereichen und ‐prozessen statt. Ein Projektschwerpunkt liegt laut Angaben der befragten CIOs allerdings auf „Logistik/Supply Chain“ sowie „Services/Kundendienste“. In den beiden Aufgabenfeldern „Human Resources“ und „Corporate Finance“ werden dagegen verhältnismäßig wenige Digitalisierungsprojekte durchgeführt.

Studiendetails

Für die Lünendonk‐Studie „Führende IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen in Deutschland – mit Sonderkapitel zu Business Innovation/Transformation Partnern (BITP)“ – wurden auch in diesem Jahr neben 100 Anbieterunternehmen wieder rund 45 IT-‐Verantwortliche aus dem gehobenen Mittelstand sowie aus Großunternehmen und Konzernen befragt.

IT-Dienstleister und deren Kunden erhalten dadurch wichtige Kennzahlen und umfassende Informationen für ihre jeweilige Planung. Sponsoren der Lünendonk‐Studie sind die Unternehmen Accenture, Lufthansa Industry Solutions sowie NTT Data. Die wissenschaftliche Begleitung der Lünendonk‐Studie hat erneut Prof. Dr. Peter Buxmann, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik der TU Darmstadt, übernommen.

Ende Juli 2015 kann die Studie wieder kostenfrei von allen Interessierten heruntergeladen werden. (rhh)

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