Absicherung des Zugriffs einer zunehmenden mobilen BelegschaftSteigt durch den Anstieg der Remote-Mitarbeiter auch das Risiko?

12. November 2020

Europäische Unternehmen tun sich schwer mit der Absicherung des Zugriffs einer zunehmenden mobilen Belegschaft durch herkömmliche Sicherheitslösungen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zum Status der digitalen Transformation in EMEA, die von Zscaler in Auftrag gegeben wurde.

Die globalen Auswirkungen der Gesundheitskrise haben in Unternehmen in EMEA für Umbruchsstimmung gesorgt. Doch inwieweit waren von der Pandemie auch die Pläne für eine digitale Transformation betroffen? Inmitten der Situation einer wachsenden Belegschaft, die ihrer Arbeit aus dem Home Office nachkam und zugleich steigernden Cyber-Angriffen, hat Zscaler seine zweite Studie zum Status der digitalen Transformation in EMEA in Auftrag gegeben. Aufbauend auf einer Umfrage unter Entscheidungsträgern in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Italien und Schweden erfolgte der Pulscheck, wie Unternehmen mit ihrer Digitalisierung vorankommen.

Die diesjährige Studie zeigt auf, dass zwei Drittel (66 Prozent) der europäischen Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern den Großteil ihrer Geschäftsanwendungen bereits in die Cloud verlagert haben. Nahezu die Hälfte (48 Prozent) dieser Unternehmen rechnet damit, dass ihre Mitarbeiter mit Telearbeitsplatz im nächsten Jahr zwischen 25 und 50 Prozent steigen wird; jedoch ist nur ein Drittel der Entscheidungsträger (33 Prozent) zuversichtlich, dass sie auch über eine sichere Infrastruktur für den Fernzugriff verfügen.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Internet mittlerweile den Status des Netzwerks einnimmt, über das Geschäftsabläufe abgewickelt werden mit der Cloud als neuem Rechenzentrum. Fast ein Viertel der Unternehmen (22 Prozent) hosteten mehr als drei Viertel ihrer Anwendungen bei einem Cloud-Anbieter. Mit 53 Prozent der Unternehmen, die mehr als die Hälfte ihrer Anwendungen in die Cloud verlagert hatten, lag Italien an der Spitze, dicht gefolgt von Großbritannien (50 Prozent), Deutschland und Frankreich (jeweils 45 Prozent) sowie Schweden (30 Prozent).

Mobilität im Kielwasser der Cloud

Nicht nur Geschäftsanwendungen wurden in die Cloud migriert, auch die Mitarbeiter sind zunehmend mobil. In mehr als der Hälfte der europäischen Unternehmen (53 Prozent) arbeiten mehr als die Hälfte der Belegschaft nicht von einem festen Schreibtisch im Büro aus. In einem Drittel der Unternehmen (36 Prozent) arbeitet mindestens ein Viertel der Mitarbeiter mobil.

Die Niederlande sind führend in Bezug auf die Telearbeit: In 44 Prozent der Unternehmen arbeiten mehr als die Hälfte der Belegschaft aus der Ferne, und in fast einem Drittel der Unternehmen arbeiten mindestens 25 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause aus. In Italien (35 Prozent) und Großbritannien (33 Prozent) hat ein Viertel der Belegschaft keinen festen Büroarbeitsplatz, während in Schweden (44 Prozent) und Deutschland (42 Prozent) fast die Hälfte der Belegschaft bereits mobil arbeitet.

Vor der Pandemie migrierten Unternehmen private Anwendungen aktiv in die Public Clouds und ermöglichten einem kleinen Teil der Belegschaft den Fernzugriff auf Anwendungen von jedem Standort aus und mit jedem Gerät. Als Reaktion auf die globale Krise machten sich Arbeitnehmer und Unternehmen diese neue flexible Arbeitsweise flächendeckend zu eigen. Die Remote Arbeit bedeutet für Mitarbeiter, dass sie von nahezu überall aus ihren beruflichen Aufgaben nachgehen können.

Mit dieser neuen Freiheit gehen andererseits Herausforderungen einher, da Unternehmen das Risiko von Sicherheitsvorfällen minimieren müssen. Denn die herkömmliche Sicherheitsinfrastruktur sichert die mobile Belegschaft nicht mehr ausreichend. IT-Team sind gefordert, den Mitarbeitern die Arbeit von überall aus sicher zu ermöglichen, so das der Geschäftsbetrieb nicht zum Erliegen kommt. Die Lösung dazu liegt in der Cloud: denn wenn der Standort keine Rolle mehr spielt, muss Sicherheit am Edge – und damit nahe beim Anwender zum Tragen kommen.

IT-Entscheider beginnen zu begreifen, dass die Umgestaltung einer Organisation eine grundlegende Überholung der Technologie-Ökosysteme erfordert. Mit Anwendungen, die in die Cloud verlagert werden und Mitarbeitern, die sich von überall aus einloggen, ist der Perimeter irrelevant geworden, und traditionelle Hub-and-Spoke-Netzwerke sind veraltet.

Es ist an der Zeit, die Sicherheit vom Netzwerk zu entkoppeln und Richtlinien zu implementieren, die überall dort durchgesetzt werden, wo sich die Anwendungen befinden und die User sich damit verbinden. Die Umfrageergebnisse belegen, dass Unternehmen, die lediglich ihre Anwendungen in die Cloud verlagern, ohne ihre Infrastrukturen und Sicherheit anzupassen, mit der Komplexität und Leistungsengpässen zu kämpfen haben werden.

Die Herausforderungen von Multicloud-Umgebungen

Die Cloud soll die Infrastruktur eines Unternehmens vereinfachen. Bei Multi-Cloud-Szenarien stehen IT-Entscheider jedoch vor verschiedenen Herausforderungen. Die häufigsten Probleme sind die Absicherung des Zugangs zu Multi-Cloud-Netzwerken (36 Prozent), die Implementierung von Multi-Cloud-Umgebungen (35 Prozent) und, laut 32 Prozent der Befragten, die steigenden Kosten von MPLS-Netzwerken. Daraus kann geschlossen werden, dass Unternehmen zwar ihre Anwendungen in moderne Cloud-Umgebungen verlagern, aber die herkömmlichen Netzwerkarchitekturen beibehalten.

Unternehmen, die auf die traditionellen Hub & Spoke-Netzwerke setzen, werden aller Wahrscheinlichkeit nach Probleme mit ihren Multi Cloud-Umgebungen und der Zugriffssicherung bekommen. Die Transformation von Anwendungen, des Netzwerks und von Sicherheit müssen Hand in Hand gehen, im diese Herausforderungen zu vermeiden. Unternehmen sollten folgende Fragestellungen vor Augen führen:

  • Wie kann die Netzwerkarchitektur angepasst werden, um nahtlos und sicher ohne Latenz auf Multi-Cloud-Umgebungen zugreifen zu können, ohne Kosten und Latenz in die Höhe zu treiben?
  • Wie können Sicherheitsanforderungen und Netzwerkarchitektur in Einklang gebracht werden, so dass ein Anwender nicht mehr manuell interagieren muss?
  • Wie kann eine weit verteilte Belegschaft unterstützt werden, die sicheren Zugang zu mehreren Umgebungen benötigt?

Oberste Priorität der Transformation sollte es sein, die Vorteile moderner Technologien voll auszuschöpfen und dabei zeitgleich das Unternehmensrisiko zu beherrschen. Die Bedürfnisse der zunehmend mobilen Belegschaft müssen ebenso berücksichtigt werden, einschließlich einer positiven und nahtlosen Nutzererfahrung. Da die Sicherheit von Anwendern und Anwendungen wichtiger denn je ist, gilt es zum Schutz aller Unternehmenswerte den Einblick in den gesamten Datenverkehr zurückzugewinnen.

Die Studie bestätigte, was den meisten Organisationen in Europa bereits bewusst war: Die Arbeitswelt hat sich verändert und die Mobilität der Mitarbeiter wird eher zunehmen. Unternehmen sollten zukünftig so weit gehen, nicht mehr zwischen dem Zugriff innerhalb des Firmenbüros und dem Fernzugriff zu unterscheiden. Ein moderner Arbeitsplatz zeichnet sich dadurch aus, dass Mitarbeiter sicher und auf identische Weise auf ihre geschäftskritischen Anwendungen zuzugreifen – unabhängig davon, von wo aus gearbeitet wird. Die Denkweise der IT-Entscheider muss diesen Schritt allerdings mittragen, und bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Nathan Howe ist Director of Transformation Strategy bei Zscaler.

Zum „State of Digital Transformation Reports EMEA 2020“ von Zscaler.

Lesen Sie auch