Replatforming Schritt für Schritt umsetzenModernisieren ohne Stillstand
18. September 2025
Viele Unternehmen wissen, dass ihre digitale Infrastruktur an Grenzen stößt. Systeme sind über Jahre gewachsen, schwer erweiterbar und behindern notwendige Veränderungen. Trotzdem treffen Verantwortliche neue Technologieentscheidungen oft nur zögerlich. Häufig stehen dabei Kosten, Komplexität oder interne Widerstände im Raum. Dabei lässt sich Replatforming schrittweise und kontrolliert umsetzen – vorausgesetzt, die Projektverantwortlichen setzen klare Prioritäten. Wer hingegen auf eine vollständige Umstellung in einem Schritt setzt, erhöht die Risiken unnötig.
Einige Organisationen entscheiden sich für den vollständigen Austausch ihrer Systeme. Die zugrunde liegende Annahme: Je umfassender die Veränderung, desto größer der Fortschritt. In der Praxis führt dieses Vorgehen jedoch häufig zu Problemen. Unternehmen unterschätzen Abhängigkeiten, geraten mit Migrationsplänen in Verzug und erreichen selten die geplanten Effizienzgewinne. Gleichzeitig fehlen oft die personellen Kapazitäten, um mehrere Teams parallel auf neue Prozesse umzustellen.
Erfolgreicher ist es, einzelne Komponenten gezielt zu modernisieren und den übrigen Betrieb stabil weiterzuführen. Dieses Vorgehen reduziert Risiken und liefert frühzeitig verwertbare Ergebnisse. Wenn erste Lösungen zuverlässig funktionieren, gewinnen Projektbeteiligte Vertrauen in die neue Architektur. Teams sammeln Erfahrungen mit den neuen Tools, und Entscheidungsträger erhalten eine belastbare Grundlage für weitere Schritte.
Voraussetzungen schaffen
Replatforming bedeutet eine große Veränderung – und damit auch die Chance für einen Neuanfang. Wer dabei jedoch ungeprüft alle Funktionen aus dem Altsystem übernimmt, verliert die Chance zur Vereinfachung und setzt Ressourcen ineffizient ein. Verantwortliche sollten prüfen, welche Funktionen die aktuellen Geschäftsziele unterstützen, welche Prozesse sich durch Technologie verbessern lassen und welche Bestandteile entfallen können.
Technische Entscheidungen wirken sich auch auf die Organisation aus. Wer Systeme verändert, muss Abläufe, Rollen und Zuständigkeiten neu denken. Klären die Projektverantwortlichen diese Fragen zu spät, entstehen Reibungspunkte, die den Fortschritt behindern. Sie sollten deshalb früh festlegen, wer Entscheidungen trifft, welche Rolle die Fachabteilungen in der Umsetzung übernehmen und welche Prozesse im neuen Setup gelten. Dokumentierte Abläufe, abgestimmte Regeln und gezielte Schulungen stellen sicher, dass alle Beteiligten auf demselben Stand arbeiten.
Content-Systeme schrittweise entkoppeln
Besonders eignet sich ein modularer Einstieg etwa für das Content Management. In vielen Unternehmen sind Content, Design und Ausspielung eng miteinander verknüpft. Änderungen in einem Bereich wirken sich direkt auf andere aus und erschweren die Umsetzung.
Ein entkoppeltes Setup schafft an dieser Stelle Flexibilität. Headless- und API-first-Architekturen trennen Inhalt und Darstellung, wodurch Teams Inhalte unabhängig vom Frontend strukturieren und bereitstellen können. Unternehmen sollten hier mit klar abgegrenzten Anwendungsfällen beginnen, etwa mit einer Landingpage, einem Blog oder einer Microsite. Solche Use Cases lassen sich isoliert migrieren und ermöglichen es, neue Tools und Prozesse unter realen Bedingungen zu testen, ohne das bestehende System zu gefährden.
Auch mit eingeschränkten Budgets lassen sich Replatforming-Projekte erfolgreich umsetzen. Entscheidend ist, dass Verantwortliche den Umfang realistisch planen und nach geschäftlichem Nutzen priorisieren. Viele Vorhaben scheitern an einem zu breit angelegten Projektansatz.
Wer von Anfang an klare KPIs definiert und ein Priorisierungsmodell nutzt, behält den Überblick über Aufwand und Wirkung. Besonders wirksam sind Ansätze, die überschaubare Risiken mit erkennbarem Nutzen verbinden und zugleich die Basis für weitere Schritte schaffen:
- Pilotprojekte, die einen klaren Mehrwert bei geringem Aufwand erzielen,
- modulare Architekturen, die eine spätere Skalierung ermöglichen,
- stufenweise Integration statt Komplettumstellung sowie
- messbare Ergebnisse, die intern für Akzeptanz sorgen.
Projektteams können typische Risiken wie Ausfallzeiten, Datenverluste oder Einbußen bei der Sichtbarkeit im Web deutlich besser kontrollieren, wenn sie Migration, Tests und Monitoring von Beginn an einplanen.
Erst Klarheit schaffen, dann investieren
Replatforming gelingt durch gezielte Schritte mit klarem Nutzen. Wer technische und organisatorische Fragen gemeinsam betrachtet, konkrete Anwendungsfälle auswählt und Ressourcen bewusst einsetzt, schafft eine belastbare Grundlage für digitale Weiterentwicklung. Am Anfang steht zwingend eine Analyse, die folgende Aspekte abarbeitet:
- Welche Systeme bremsen aktuell?
- Welche Prozesse verursachen unnötigen Aufwand?
- Wo lassen sich Abhängigkeiten reduzieren?
- Welche Teams sind bereit, erste Veränderungen mitzutragen?
Wer diese Fragen beantwortet, schafft Grundlage für eine tragfähige Strategie. Entscheidend ist dabei Priorisierung und Klarheit. Unternehmen, die gezielt erste Schritte planen, ebnen den Weg für Fortschritt, ohne den laufenden Betrieb aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Facundo Giuliani ist Teamleiter für den Bereich Solutions Engineering bei Storyblok.