„Digital Intelligence hebt RPA auf die nächste Stufe“Zusammenspiel von Robotic Process Automation und Digital Intelligence
14. Februar 2020Die Robotic Process Automation (RPA) spielt bei Strategien zur digitalen Transformation eine entscheidende Rolle, bietet sie doch Unternehmen die Möglichkeit, sich wiederholende Prozesstätigkeiten zu automatisieren. Aber erst ein weitgehendes Verständnis der Inhalte sowie der Prozesse – ein höherer digitaler IQ – garantiert eine optimale Effizienz dieses Lösungsansatzes, wie Markus Pichler, VP Global Partnerships and Alliances bei ABBYY, verdeutlicht.
Die Voraussetzungen für ein intuitives Verständnis von Inhalten zu schaffen und alle relevanten Informationen automatisch aus Dokumenten zu extrahieren gilt als das Schlüsselelement der digitalen Transformation. Dabei spielt die Robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) eine wichtige Rolle, denn allein durch die Verwendung von Softwarerobotern –den „digitalen Kollegen“ – lassen sich die Geschäftsprozesse in großem Umfang automatisieren.
„Diese digitalen Kollegen ahmen die Arbeitsschritte von menschlichen Mitarbeitern nach und können so eine Vielzahl von Aufgaben ausführen, erklärt Pichler. „Künftig werden Unternehmen die Verwendung dieser digitalen Mitarbeiter ausbauen, um inhaltszentrierte Prozesse, die Bilder, Dokumente und Text enthalten, ‚intelligent‘ zu automatisieren. Auf diese Weise lassen sich die Abläufe und in letzter Konsequenz auch die Kundenerfahrungen weiter verbessern.“
Dazu wird in modernen Systemen die RPA von künstlicher Intelligenz (KI) unterstützt. Das führt dazu, dass sogar von Inhalten gelernt wird. Die von KI bereitgestellte Fähigkeit, unstrukturierte Daten zu verstehen und darauf zu reagieren, ist für die Planung und Erzielung erhöhter Prozesseffizienz sowie für die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen entscheidend. Um zu evaluieren, welchen Prozess es zu automatisieren gilt, und auch um die digitalen Mitarbeiter zu überwachen, helfen Process Intelligence-Technologien. Denn die Automatisierung eines ungeeigneten oder vom Bot fehlerhaft ausgeführten Prozesses lässt schlechte Dinge einfach nur schneller geschehen und kann kritische Folgen für den Geschäftsablauf haben.
Content Intelligence als weiterer Faktor
Wenn es um die Abarbeitung von inhaltszentrierten Prozessen geht, kommt der Begriff „Content Intelligence“ ins Spiel. „Dabei handelt es sich um eine Generation von Schlüsseltechnologien, die Softwareroboter dabei unterstützen, Bedeutung von Dokumenteninhalten zu verstehen und sie weiterzuverarbeiten.“, führt Pichler aus.
Content Intelligence sei in der Lage, automatisch alle relevanten Informationen aus Dokumenten zu extrahieren, und ermögliche so die Verarbeitung von Inhalten durch eine einfach zu bedienende und leicht nutzbare Technologie direkt innerhalb einer Automatisierungslösung (wie z. B. RPA). „Damit eignet sich dieser Ansatz ideal für Aktivitäten und Skills, die digitale Mitarbeiter zur Lösung spezifischer Geschäftsprobleme benötigen“, stellt Pichler heraus.
Die Content Intelligence-Technologie identifiziert automatisch den Inhalt, extrahiert und validiert die Daten und übergibt die Ergebnisse dem digitalen Roboter zur Verarbeitung. Somit ermöglicht es dieser Lösungsansatz den Unternehmen, ihre Inhalte intelligenter zu gestalten und mit ihren Geschäftsprozessen zu verbinden.
Dabei lassen sich laut Pichler verschiedene Technologien kombinieren, darunter OCR, maschinelles Lernen wie auch andere KI-Technologien, um strukturierte Informationen aus unstrukturiertem Inhalt zu erstellen. Als Grundlage dafür dienen Metadaten aus Texten, Bildern, Dokumenten und Kommunikationen (z.B. E-Mails). Die Struktur dieses Inhalts und der enthaltenen Daten kann dann leicht mit dem Roboterprozess verknüpft und an die unterschiedlichen Variationen eines Dokuments angepasst werden.
Unternehmen benötigen Content Intelligence
Untermauert werden diese Aussagen durch eine Umfrage des Forschungsunternehmens IDC, zu der 500 leitende Meinungsmacher und/oder Entscheidungsträgern von Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern in den USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Australien befragt wurden. Sie verdeutlicht das Potenzial von Softwarerobotern, Menschen an ihrem Arbeitsplatz zu unterstützen.
Die von IDC veröffentlichten Ergebnisse zum Arbeitsplatz der Zukunft zeigen, dass „digitale Mitarbeiter“ bereits jetzt einen wachsenden Anteil an der globalen Belegschaft ausmachen, und innerhalb der nächsten zwei Jahren um 50 Prozent ansteigen werden. Die Ergebnisse spiegeln die zunehmende Nutzung von digitalen Mitarbeitern als auch grundlegende Veränderungen im Arbeitsleben hin zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine wider.
Laut IDC eignen sich Prozesse und Aufgaben, die sich wiederholen, besonders für die RPA. Diese Aktionen sind häufig dokumenten- und inhaltslastig. Daher gehen Content Intelligence-Technologien häufig Hand in Hand mit RPA bei Anwendungsfällen der intelligenten Prozessautomatisierung.
Allerdings kommen nicht nur alltägliche, sich wiederholende Aufgaben wie die Dateneingabe, auf die neuen digitalen Mitarbeiter künftig zu. Der zunehmende Einsatz von maschinellem Lernen durch menschenähnliche künstliche Intelligenz (KI) bedeutet, dass Roboterassistenten die „menschlichen Mitarbeiter“ dabei unterstützen werden, bessere Entscheidungen zu treffen.
„In den meisten Fällen stellen diese Technologien eine Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten dar – und keinen Ersatz“, stellt Pichler fest. „Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass der Anteil der Aktivitäten, die im Zusammenhang mit Informationsauswertung, die von Technologie durchgeführt werden, um 28 Prozent in den nächsten zwei Jahren ansteigen wird. Zudem wird der Anteil der Aktivitäten, die im Zusammenhang mit logischem Denken sowie Entscheidungsfindung stehen, auf 18 Prozent ansteigen.“
Die Teilnehmer der Umfrage geben zudem an, dass sie eine Reihe von Geschäftsvorteilen durch den Einsatz von Content Intelligence-Technologien in ihrer digitalen Transformationsstrategie erfahren haben. Gleichzeitig verzeichnen Unternehmen eine Steigerung um 40 Prozent in Bezug auf die Kundenzufriedenheit und die Mitarbeiterproduktivität. Außerdem sehen mehr als ein Drittel der Befragten eine schnellere Bearbeitung von Kundenanfragen, neue Produkt- oder Umsatzmöglichkeiten, mehr Transparenz und/oder Verantwortlichkeit sowie eine erhöhte Kundenbindung. (rhh)