Daten und der Faktor Mensch:Erkenntnisse helfen in der Krise
19. September 2024Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) durchleben eine schwierige Zeit. Angefangen mit der Rekordinflation und explodierenden Energiekosten bis hin zur drohenden globalen Rezession, die wie ein Damoklesschwert über allem hängt, stehen KMU vor vielen Herausforderungen.
Unter den überwiegend unberechenbaren Rahmenbedingungen fordern Unternehmer verständlicherweise jede Hilfe, die sie bekommen können. Jedoch wäre vielen bereits geholfen, wenn sie sich die Daten zunutze machten, über die sie bereits verfügen.
Die Mehrzahl der KMU verfügt bereits über eine große Menge ungenutzter Daten, die zuweilen wahre Schätze bergen. Sie können diese Daten beispielsweise nutzen, um wichtige Probleme zu erkennen, zu analysieren und zu lösen.
Ein gutes Beispiel sind Cashflow-Daten: Die Überwachung der Geldein- und -ausgänge ist von entscheidender Bedeutung, um die tatsächliche finanzielle Situation eines Unternehmens zu beurteilen. Wer zahlt zu spät und welche Trends lassen sich daraus ablesen? Bei wem müssen die Verantwortlichen nachfassen und wann? Ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die Anschaffung eines neuen Lieferwagens oder den Umzug in ein neues Gebäude?
Viele Unternehmen tun sich jedoch schwer damit, ihre Daten sinnvoll aufzuschlüsseln. Allzu oft bleiben Daten isoliert und sind für die Entscheidungsfindung nur von begrenztem Nutzen. Tatsächlich kann es als große Herausforderung erscheinen, wichtige Schlüsse aus Daten zu ziehen oder auch nur Zugriff auf bestimmte Datensets zu erhalten.
Wichtige Erkenntnisse lassen sich nicht nur durch die Analyse von Daten des eigenen Unternehmens gewinnen. Von Geodaten über Verkehrsdaten bis hin zu Umweltdaten gibt es viele öffentlich zugängliche Datensätze, die von KMU viel zu selten genutzt werden. Diese können unter Umständen neue Möglichkeiten eröffnen, Herausforderungen zu adressieren und die Resilienz gegenüber neuen Entwicklungen zu stärken.
Daten sind im Wesentlichen neutral. Damit sie von Nutzen sein können, müssen Unternehmen in der Lage sein, auf sie zuzugreifen und sie zu interpretieren. Beispielsweise ist es relativ einfach, einen Bericht zu erstellen, aber die eigentliche Frage ist damit noch nicht geklärt: Werden die Informationen korrekt erfasst und verstanden, um sinnvolle Entscheidungen zu ermöglichen bzw. Veränderungen einzuleiten?
Technologie und der Faktor Mensch
Im Folgenden finden sich einige praktische Tipps, wie KMU aufschlussreiche Erkenntnisse aus Daten gewinnen können:
- Identifizierung der Geschäftsziele: Zunächst sollten die eigenen Ziele definiert und die Daten ermittelt werden, die Sie zur Erreichung dieser Ziele nötig sind. Dies hilft den Verantwortlichen dabei, Prioritäten bei der Datenerfassung und -analyse zu setzen.
- Nutzung von Tools und Technologien: Unternehmen sollten in Tools und Technologien investieren, die einen Mehrwert bei der effizienten Erfassung und Analyse von Daten bieten. Hier gibt es zahllose kostenlose bzw. kostengünstige Optionen.
- Mitarbeiter, die über Erfahrung mit Daten verfügen: Unternehmen sollten Mitarbeiter einstellen, die Erfahrungen mit Datenanalyse in ihre Rolle einbringen. Alternativ kann die aktuelle Belegschaft für den Umgang mit Daten geschult werden. Auf diese Weise können Unternehmen sicherstellen, dass intern die nötigen Fähigkeiten vorhanden sind, um die eigenen Daten optimal zu nutzen.
- Ordnung in den Daten ist wichtig: Die Verantwortlichen müssen sicherstellen, dass die Daten des Unternehmens gut organisiert und an einem zentralen Ort gespeichert sind. Dies erleichtert den Zugriff sowie die Analyse und hilft dabei, Fehler und Unstimmigkeiten zu vermeiden.
- Zusammenarbeit und Austausch von Erkenntnissen: Die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch innerhalb der Organisation sind wichtig und sollten daher gefördert werden. Dies kann dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und sicherzustellen, dass abteilungsübergreifend datengestützte Entscheidungen getroffen werden.
- Fokus auf umsetzbare Erkenntnisse: Erkenntnisse, die für Geschäftsentscheidungen relevant sind, sollten generell Priorität genießen anstatt Daten nur um ihrer selbst willen zu sammeln und zu analysieren. Verantwortliche sollten sich immer die Frage stellen, welche Maßnahmen auf Grundlage der gesammelten Daten ergriffen werden können.
Wie die hier genannten Tipps belegen, geht es bei der Datenanalyse nicht nur um Technologie. Vielmehr geht es darum, die richtige Einstellung zu haben und auf die richtigen Mitarbeiter zählen zu können, um das Beste aus den eigenen Daten herauszuholen. Die Kombination mit der Agilität und Kreativität, für die KMU bekannt sind, hilft ihnen dabei, die bestehenden und künftigen wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern.
Oliver Herzig ist Global Vice President Product bei Sage.