One-Step-Ansatz, Sandbox und Co.:Perlen Packaging wechselt von SAP ERP auf SAP S/4HANA

17. Januar 2019

Perlen Packaging hat die Systemumstellung von SAP ERP auf SAP S/4HANA in einem einzigen Schritt vollzogen. Die neue SAP-Applikationssuite und der Echtzeitzugriff auf Daten und Kennzahlen mit SAP Fiori machen Abläufe etwa im Finanzwesen einfacher und effizienter. Für das Unternehmen ist SAP S/4HANA zudem ein wichtiger Baustein, um innovative Prozesse im Zuge seiner digitalen Transformation umzusetzen.

Als René Kuhn, Head of IT bei Perlen Packaging, den Schalter umlegt, ist die Systemumstellung von SAP ERP (mit SAP Enhancement Package 5) auf SAP S/4HANA vollzogen. Die Projektlaufzeit betrug sieben Monate. „Wir haben die Konvertierung nach dem One-Step-Ansatz und mit einer einzigen Downtime durchgeführt“, sagt René Kuhn. Um die Migration auf die SAP-HANA-Datenbank, das Software-Upgrade auf SAP S/4HANA und die Datenkonvertierung in einem Zug zu erledigen, war der Software Update Manager (SUM) das Mittel der Wahl.

Mit der Durchführung des Projekts hatte Perlen Packaging, ein international tätiger Hersteller von pharmazeutischen Verpackungsfolien, den SAP-Partner T.CON beauftragt. Die Berater sind mit den Geschäftsprozessen des Unternehmens vertraut. Sie haben bereits die Einführung von SAP ERP und des eigenen SAP-basierten Manufacturing-Execution-Systems betreut.

Über 35.000 Tonnen Blisterfolien pro Jahr

Der Umstieg auf SAP S/4HANA war für Perlen Packaging, eine Tochter der Chemie + Papier Holding AG (CPH), durchaus von strategischer Bedeutung. Das international tätige Unternehmen erzielte 2017 mit 370 Beschäftigten einen Umsatz von 140 Millionen Schweizer Franken und expandiert stetig. Es stellt im Jahr mehr als 35.000 Tonnen PVC-Monofolien und spezialbeschichtete PVdC-Barriere- und -Hochbarrierefolien an fünf Standorten in der Schweiz, in Deutschland, den USA, in China und in Brasilien her und vertreibt sie in über 85 Länder.

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Blisterfolien von Perlen Packaging wie die PERLALUX®-Tristar-Verbundfolien schützen Arznei- und Medizinprodukte aber auch Nahrungsergänzungsmittel vor Fremdeinflüssen. Quelle: Perlen Packaging/T.CON

Die Kunden stammen aus der Pharmabranche und verarbeiten die Folien meist zu Blisterverpackungen weiter. Das schützt Arznei- und Medizinprodukte, aber auch Nahrungsergänzungsmittel vor Fremdeinflüssen wie Licht, Sauerstoff, Wasserdampf und Aromen oder mechanischer Belastung. Die Prozesse, Anlagen und Produkte und das Umfeld sind bei Perlen Packaging deshalb ganz auf die Pharmabranche ausgerichtet und nach GMP (Good Manufacturing Practice) zertifiziert.

Gerüstet für digitalen Wandel

Der digitale Wandel stellt das Unternehmen vor neue Anforderungen, gerade in Bezug auf die Integration und die Vernetzung technischer Systeme und Prozesse oder die GMP-Validierung. „Mit der Applikationssuite SAP S/4HANA sind wir dafür gerüstet. Sie ist ein zentraler Baustein, um neue digitale Geschäftsprozesse und -modelle oder eine Smart Factory im Sinne von Industrie 4.0 zu realisieren“, erläutert René Kuhn.

Die ERP-Suite stellt dazu Funktionen für die Integration, Verarbeitung und Analyse von Massendaten bereit – Stichwort Big Data –, aber auch für Prognosen und Simulationen. Durch das Principle-of-One-Konzept und ein schlankes Datenmodell lässt sich die Prozessabwicklung vereinfachen genauso wie durch die Rückführung von Funktionalitäten in den ERP-Kern, etwa aus der Industrielösung SAP DIMP (Discrete Industries & Mill Products). Über webbasierte SAP-Fiori-Oberflächen können die Endanwender zudem nahezu in Echtzeit auf Daten, Kennzahlen und Prozesse zugreifen – via Desktop oder mobil per Smartphone oder Tablet.

Nutzen der Systemumstellung

Im Finanzwesen macht sich der Einsatz von SAP S/4HANA bereits positiv bemerkbar. Daten aus Buchhaltung, Controlling und dem Material Ledger sind nun in einem einzigen Beleg, dem Universal Journal, gebündelt. So entsteht eine „Single Source of Truth“ für die Finanzprozesse. Da die Verarbeitung der Daten auf Einzelpostenebene erfolgt, können sie in beliebiger Detailtiefe und, dank der In-Memory-Technologie, fast in Echtzeit analysiert werden.

Auch das Zusammenspiel mit dem MES (Manufacturing Execution System) von T.CON, das lokal in den Standorten jeweils auf eigenen Servern installiert ist, funktioniert reibungslos. Dazu waren am MES lediglich kleinere Anpassungen in Bezug auf die Tabellen nötig. Daten aus dem Shopfloor – aus Kalandern, Rollenschneidern und einer voll automatisierten Verpackungsstraße – fließen nun direkt in die SAP-HANA-Datenbank ein. Dort können sie mit Daten aus anderen Geschäftsbereichen verknüpft und analysiert werden, was im Reporting neue Möglichkeiten eröffnet.

Gründe für den Umstieg

Für die Entscheidung, eine Systemumstellung des dreistufigen SAP-ERP-Systems auf SAP S/4HANA durchzuführen, gab es eine Reihe von Gründen: Wichtige Innovationsprojekte kann Perlen Packaging somit schon auf Basis der neuen ERP-Suite realisieren. Das sorgt für Investitionssicherheit, weil 2025 die Mainstream-Wartung für SAP ERP ausläuft.

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„Wir haben die System Conversion auf SAP S/4HANA mit dem One-Step-Ansatz auf einen Schlag und mit nur einer einzigen Downtime innerhalb von sieben Monaten durchgeführt.“
René Kuhn, Head of IT Perlen Packaging, Quelle: Perlen Packaging/T.CON

Das stetige Firmenwachstum machte das SAP-System, das Perlen Packaging und die CPH-Tochter Perlen Papier AG bisher gemeinsam nutzten, komplexer. Damit stieg der Aufwand für die Wartung und bei der GMP-Prozessvalidierung. Außerdem stand ein Update für die bisher eingesetzte Oracle-Datenbank ins Haus, das mit erheblichen Kosten verbunden gewesen wäre. Eine wichtige Rolle für den Umstieg auf SAP S/4HANA spielte auch, dass die Nutzer heutzutage eine Bedieneroberfläche erwarten, die sich handhaben lässt wie eine App auf dem privaten Mobilgerät.

Migration im „Sandkasten“ testen

Damit SAP S/4HANA wie geplant in Betrieb gehen konnte, musste der Projektablauf klar strukturiert sein. In einem ersten Schritt erfolgte die Trennung des SAP-Systems von Perlen Packaging und Perlen Papier, sodass die Unternehmen mit jeweils einer eigenen SAP-ERP-Lösung arbeiteten. Parallel dazu baute man eine „Sandbox-Umgebung“ mit einer Kopie der alten, gemeinsam genutzten SAP-ERP-Anwendung auf.

„Wir konnten die Konvertierung so bereits in einer frühen Phase auf Herz und Nieren testen und auch die Vorarbeiten unabhängig vom laufenden SAP-Betrieb durchführen“, verdeutlicht René Kuhn. Das waren Pre-Checks zur Kontrolle der Systemeinstellungen, der Abgleich individueller Anpassungen gegen die „SAP S/4HANA Simplification List“ sowie eine Custom-Code-Analyse. Sie zeigt bei ABAP-Eigenentwicklungen den Anpassungsbedarf auf, damit sie performant auch unter SAP S/4HANA laufen.

Nach Go-Live direkt weiterarbeiten

Nach Abschluss der Sandbox-Phase führten die T.CON-Berater Zug um Zug die Systemumstellung auf SAP S/4HANA für das Entwicklungs-, Qualitätssicherungs- und Produktivsystem durch. Durch das Löschen nicht mehr benötigter Daten, Buchungskreise, Ledger und Kontengruppen schon im Entwicklungssystem konnte der Umstieg beschleunigt werden.

Nachdem die Funktions- und Integrationstests im Qualitätssicherungssystem mit Erfolg absolviert waren, gab René Kuhn grünes Licht für die Migration des Produktivsystems auf SAP S/4HANA und den Go-Live. Die Anwender an den Standorten in der Schweiz, in Deutschland, in China und den USA konnten nach dem Produktivstart direkt auf der neuen ERP-Suite weiterarbeiten. Durch die Offlinefähigkeit des MES von T.CON gab es auch in der Produktion und in der Logistik keinen Stillstand. René Kuhn zieht ein positives Fazit: „Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit T.CON haben wir die Systemumstellung mit großem Erfolg abgeschlossen. So führen wir strategisch wichtige Innovationsprojekte bereits heute mit neuesten SAP-Technologien durch.“

Dr. Andreas Schaffry (Kontakt: info@schaffry.net)

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