ERP-Systeme nähern sich immer mehr der Industrie 4.0-Ideologie an Wenn der Kunde die Produktion steuert
29. Juli 2016Auf der IT & Business 2016 werden fünf ausgewählte ERP-System-Anbieter in einem Vergleichstest zeigen, wie stark der Hype „Industrie 4.0“ die Software schon beeinflusst hat. Der Parcours, den die ERP-Systeme und ihre Anbieter im Vergleichstest durchlaufen müssen, enthält die wichtigsten Herausforderungen dieser Ideologie: von den Kunden individualisierte Produkte mit einer flexiblen Fertigung (in großen Mengen) herstellen. Ausgeführt wird der ERP Live Vergleich von der GPS, Gesellschaft zur Prüfung von Software.
Kontrahenden
Die Methode, Produktvarianten per Softwaresteuerung herzustellen, ist seit Anfang des 18. Jahrhunderts bekannt. Damals waren es die Webstühle, die per „Programmänderung“ ein neues Muster in den Stoff webten. In der Automobilindustrie ist es eine heutzutage eine Selbstverständlichkeit, dass jeder Kunde sein Wunschauto am Bildschirm online konfiguriert, das dann genau so gebaut wird – in derselben Fertigungsstraße wie alle anderen, ebenfalls individuellen Autos auch.
Die fünf ERP-Systeme (hier in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt) treten zum Vergleich vor einem, in der Regel höchst qualifizierten und auch sehr kritischen Fachpublikum an:
APplus (Asseco Solutions), ein ERP-System für mittelständische Unternehmen in der Produktions- und Dienstleistungsbranche sowie im Großhandel.
AvERP (Synerpy), ein Open Source-Softwarepaket für den Mittelstand, das viele Bereiche und Geschäftsprozesse abdeckt und kostenlos erhältlich ist.
caniasERP (IAS), das über ein großes Repertoire von Anwendungsmodulen für viele Branchen und eine große Flexibilität verfügt.
net7 (TopM Software), eine integrierte Softwarelösung mit einer durchgängigen Oberfläche für produzierende Unternehmen für mehrere Branchen und Fertigungsverfahren.
SAP ERP (Itelligence), seit 1993 als SAP R/3 bekannt, mit dem alle relevanten Bereiche eines Unternehmens im Zusammenhang betrachtet werden können.
Industrie 4.0 in Reinkultur
Die Messlatten sind in diesem Systemvergleich gezielt recht hoch gelegt. Schließlich geht es um den Nachweis des Reifegrads für den Einsatz als Leitsystem im Umfeld der „Industrie 4.0“-Bestrebungen. Die Ausprägungen dieser speziellen Funktionen und Eigenschaften müssen in zwei Richtungen betrachtet werden: Zum einen wie weit sie nach außen reichen, also zum Markt und zu den Kunden hin. Dabei sollen die individuellen Kundenwünsche einfach, schnell und komfortabel digital erfasst werden. Das leisten so genannte Konfiguratoren auf verschiedene Art und Weisen sehr gut.
Zum zweiten muss die Richtung nach innen, sprich in die Unternehmen hinein, untersucht werden. Das soll zeigen, inwieweit die flexible Produktion ermöglicht wird. Mit den Fertigungseinrichtungen, also Maschinen, Bearbeitungszentren oder Robotern sollen die Produkte entsprechend den Merkmalen, die der Kunde im Konfigurator auswählt hat, hergestellt werden. ERP-Systeme verfügen von je her über die geeigneten Steuerungselemente, das zu bewerkstelligen, wenn auch sehr konventionell: Stücklisten und Arbeitspläne. Wie nah und intensiv die ERP-Systeme in den Fertigungsablauf eingreifen, das heißt in Interaktion zwischen Steuerung (im ERP-System) und Ausführung (Maschinen und Fertigungseinrichtungen) treten, ist im Vergleichstest ein absoluter Höhepunkt.
Interessant und spannend zu beobachten wird sicher auch sein, wie die ERP-Systeme die lange logistische Kette von Fernost bis in die eigene Fertigung überwachen und steuern um zum Beispiel Verzögerungen in der Lieferung frühzeitig zu erkennen. Obwohl es heute kaum mehr ein Unternehmen gibt, die ohne Zulieferungen aus Fernost arbeiten, haben die ERP-System-Hersteller das Thema Logistik bislang noch weitgehend ausgeklammert. Im ERP-System-Vergleichstest wird es Teil der Präsentation sein.
Zum Abschluss des Systemvergleichs wird ein weiteres Highlight aus dem Spektrum Industrie 4.0 gezündet: die Beobachtung der Nutzung der Produkte bei den Kunden über Sensoren und der anschließenden Datensammlung zum Beispiel über Big Data und deren Auswertung. Das Ziel dieser Anwendungen ist, den Kunden zusätzliche Verbesserungen oder auch ganz neue Anwendungen des Produkts anzubieten (etwas Ähnliches praktizieren die PC- und Smartphone-Hersteller bereits seit Jahren).
Die Vergleichstests werden an jedem Messetag (der detaillierte Zeitplan für die Vergleiche ist im Kasten zu sehen) durchgeführt, wobei jeweils zwei Anbieter nacheinander ihr System präsentieren. Das Szenario, das dabei zu durchlaufen ist, wurde den Anbietern zuvor übergeben und mit Ihnen diskutiert. Eine Favoritenrolle hat sich allerdings noch nicht gezeigt.
Für die Zuschauer liegt ein Handout im ERP-Forum der Messe IT & Business 2016 aus. Darin sind das Szenario und die einzelnen Höhepunkte ausführlich beschrieben. Die Präsentation eines ERP-Systems dauert je ca. eine Stunde, an deren Ende noch Gelegenheit besteht, mit den Anbietern der Systeme ins Gespräch zu kommen.
Werner Schmid
ist Senior Consultant GPS Gesellschaft zur Prüfung von Software.
Zeiten für den ERP Live Vergleich
Dienstag, 4.10.2016, von 12:00 bis 12:45: Synerpy
Dienstag, 4.10.2016, von 12:45 bis 13:30: Asseco Solutions
Mittwoch, 5.10.2016, von 11:30 bis 12:15: Itelligence
Mittwoch, 5.10.2016, von 12:15 bis 13:00: IAS Industrial Application Software
Donnerstag, 6.10.2016, von 10:00 bis 10:45: Synerpy
Donnerstag, 6.10.2016, von 10:45 bis 11:30: TopM Software
Hier geht es zur Anmeldung für die IT & Business 2016