Experton Studie zu Big Data Erste Ergebnisse des Big Data Vendor Benchmark 2016
17. November 2015Die Experton Group AG hat ihre unabhängige Marktstudie zu Anbietern von Hardware, Software und Dienstleistungen für Big-Data-Aufgaben im „Big Data Vendor Benchmark Deutschland 2016“ veröffentlicht. Es handelt sich dabei um die dritte Studie, die den Marktauftritt der ICT-Branche rund um das Trendthema „Big Data“ analysiert. Die Experton Group führt ihre Anbieter-Benchmark-Studien unabhängig von jeglichen kommerziellen Vereinbarungen mit den bewerteten Unternehmen durch. Zu den ersten Ergebnissen zählen: Die digitale Transformation ist datengetrieben, die Akkumulation von Daten ermöglicht Big-Data-Szenarien, die Werkzeuge sind vorhanden, von Analytics bis HPC, es fehlen die „Löcher“ und die Big-Data-Ethik gewinnt an Bedeutung, herstellerseitig wie anwenderseitig.
Relevanz
Aus 284 ursprünglich im Zusammenhang mit „Big Data“ identifizierten Unternehmen wurden 100 Unternehmen als relevante Anbieter in Deutschland bewertet. Die Fokussierung auf Deutschland ist eine von Anbietern und Anwendern hoch geschätzte Spezialität der Experton-Studien, da so spezifische Bedarfe der Anwender hierzulande berücksichtigt werden können und weil die Struktur der deutschen Wirtschaft stärker berücksichtigt wird als bei einem globalen Überblick. Der Erhebungszeitraum für die Studie war Juni 2014 bis Mai 2015. Produktvorstellungen und Projekte, die nach dem Stichtag 25. Mai 2015 stattgefunden haben, wurden aus Gründen der Gleichberechtigung nicht in diese Bewertung aufgenommen.
43 Unternehmen konnten sich in einer oder mehreren Kategorien des Benchmarks für die Gruppe der Leader qualifizieren. Die Bewertung stellt eine qualitative Sicht auf die in Deutschland relevanten Anbieter von Big-Data-Produkten, -Lösungen und -Services und kein Ranking dar. Sechs Unternehmen wurden als „Rising Stars“ gewürdigt. Diese Anbieter haben den Leader-Quadranten zwar nicht erreicht, lieferten aber einen bemerkenswerten Neueinstieg in den Markt, verzeichneten gegenüber der Vorjahresbewertung eine deutliche Weiterentwicklung oder zeigten ein technisch besonders attraktives Angebot, wodurch absehbar ist, dass das Unternehmen in den nächsten 6 bis 12 Monaten in den Leader Quadranten aufsteigen kann.
„Big Data entwickelt sich zu einer Grundlage für weiterführende Themen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge. Die Daten zu aggregieren, zu verwalten, zu analysieren und die entstehenden neuen Erkenntnisse zu visualisieren sind dabei die Aufgaben von Big-Data-Lösungen.“, erklärt Holm Landrock, Lead Advisor Big Data der Experton Group. Entsprechend der Anwenderbedarfe und -forderungen wurden die Anbieter in folgende Kategorien eingeteilt:
Big Data Consulting: Anbieter von Beratung und Services, Systemhäuser, Systemintegratoren,
Big Data Operations: Anbieter von Rechenzentrums-Dienstleistungen für die Big-Data-Aufgaben der Anwenderunternehmen,
Big Data Analytics: Anbieter von Softwarelösungen für die Analyse großer polystrukturierter Datenmengen,
Big Data Visualisierung: Anbieter von Lösungen für die Darstellung (Diagramme, Scorecards, Reporting), auch einschließlich der Ausspielung von Berechnungsergebnissen an alle Beteiligten,
Big Data Aggregation: Anbieter von Lösungen für die Sammlung bzw. das Zusammenführen von Daten einschließlich Lösungen für den ETL- (Extract-Load-Transform-) Prozess,
Big Data Datenbanken und Datenmanagement-Lösungen: Lösungen für die Speicherung und Administration sehr großer Datenmengen einschließlich der Alternativen und Erweiterungen von Dateisystemen,
Big Data Security Analytics: Lösungen für die Verbesserung der Sicherheit von Unternehmen durch komplexe Datenanalysen,
Big Data Appliances: Komplettsysteme (Hardware, Netzwerk, Betriebssystem, Middleware, Datenbanken, Applikationssoftware und Zugangsschicht),
Big Data Storage: Hardware-Lösungen für die Speicherung extrem großer polystrukturierter Datenmengen.
Wohin mit den Milliarden an Petabytes, die auf die Wirtschaft zurollen? Die Datenmenge steigt unaufhörlich an und Speichersysteme sind ein essentieller Baustein. Speichersysteme und Storage Appliances, die von den jeweiligen Anbietern spezifisch für den Einsatz im Rahmen von Big-Data-Projekten konzipiert sind, bilden wichtige Bausteine der IT-Infrastrukturen der Anwenderunternehmen. In die Bewertung flossen verschiedene technische Merkmale sowie die Skalierbarkeit der Lösung ein.
Der Markt in dieser Kategorie ist zumindest teilweise schon sehr ausgereift, denn die Anbieter mit sehr hoher Portfolio-Attraktivität (die Wertung überwiegend produktbezogener und technischer Merkmale) sind im Markt auch sehr erfolgreich und bei den Anwendern gesetzt (Wettbewerbsstärke). Es gibt einige Anbieter, deren durchaus attraktives Produktportfolio in Deutschland noch stärker „auf die Straße“ gebracht werden könnte.
Big Data Consulting
Im Abschnitt „Big Data Consulting (Unternehmen ab 1000 Mitarbeiter)“ wurden Unternehmen aufgenommen, die eigenständige Big-Data-Beratungsleistungen anbieten und dem Größenkriterium in Bezug auf die Anzahl der Mitarbeiter in Deutschland entsprechen.
„Big Data Consulting ist ein ganzheitlicher Beratungsansatz, der Unternehmen systematisch von der Ideenfindung über die Use-Case-Modellierung bis hin zum operativen prozessunterstützenden Informationssystem auf der Basis von Big-Data-Technologien führt. Daher geht es bei der Messung der Leistungsstärke der Anbieter nicht nur um technologische Aspekte, sondern auch um Kompetenzen und Ressourcen für die Strategie- und Prozessberatung.“, erläutert Prof. Dr. Andreas Gadatsch, Senior Advisor der Experton Group AG.
Die Situation in dieser Kategorie des Benchmarks deutet auf ausgereifte Service-/Produktportfolios und eine sehr gute Marktbearbeitung hin. Bei der Marktbearbeitung (Wettbewerbsstärke) liegt das Feld der Unternehmen mit einer Spanne von 20 Prozentpunkten vergleichsweise dicht beieinander (ca. 55 bis 75 Prozent). Bei der Portfolioattraktivität dagegen geht die Leistungsfähigkeit der Anbieter im Spitzenfeld mit einer Spanne von 30 Prozentpunkten stärker auseinander (ca. 50 Prozent bis 80 Prozent). Von den bewerteten Unternehmen konnten sich mit All for One Steeb, Atos, Capgemini, Computacenter, HP, IBM, PwC und T-Systems acht Anbieter innerhalb des Leader-Quadranten qualifizieren. FRITZ & MACZIOL wurde von der Experton Group als Rising Star innerhalb dieses Segmentes ausgezeichnet.
Eine zunehmend dringende Herausforderung für den Markt seitens der Anbieter wie der Anwender ist die Entwicklung einer Big-Data-Ethik wie sie in der Bitkom-Dokumentation „Leitlinien für den Big-Data-Einsatz – Chancen und Verantwortung“ unter Mitwirkung von Experton Group erarbeitet wurde. Zu den Leitlinien gehören unter anderem:
Nutzen der Big-Data-Anwendung prüfen,
Anwendungen transparent gestalten,
Bevorzugt anonymisierte oder pseudonymisierte Daten verarbeiten, wozu auch die Verwendung von synthetisierten und völlig anonymen Daten gehört,
Nutzen für Betroffene schaffen,
Governance für personenbezogene Daten etablieren,
Keine Datenverarbeitung zu ethisch-moralisch unlauteren Zwecken sowie
selbstbestimmtes Handeln (der Personen, deren personenbezogene Daten verarbeitet werden) ermöglichen.
Weil Big-Data-Analysen in der Gesellschaft immer noch als Bedrohung verstanden werden, gilt es umso mehr, Szenarien zu finden, die losgelöst von personenbezogenen Daten funktionieren.
Klassenprimus bei Big Data
Zum dritten Mal in Folge konnte sich IBM als Spitzenreiter im „Big Data Vendor Benchmark 2016“ platzieren. „Obwohl die Experton-Analysten für diesen Benchmark einzelne Kriterien strenger bewertet haben, um ein aktuelles Bild der Anbieterlandschaft zu liefern, konnte IBM ihre Position halten und in einzelnen Kategorien verbessern. Das spiegelt die konsequente Weiterentwicklung des Themas bei IBM wider", sagt Holm Landrock, Senior Advisor bei der Experton Group.
„Das Ergebnis der Untersuchung beweist die Stärke und große Bandbreite unseres Portfolios gerade auch in Deutschland und der Schweiz“, sagt Frank Theisen, Vice President IBM Analytics DACH bei IBM. „Insbesondere die Tatsache, dass wir mit Analytics-Lösungen im diesjährigen Benchmark erneut die Spitzenposition erreicht haben und mit Watson im Bereich der Visualisierung erstmals dabei sind, ist eine wichtige Bestätigung für unsere globale Big-Data-Strategie.“
IBM nimmt bei Consulting, Analytics-Lösungen, Security Analytics sowie Datenbanken & Datenmanagementlösungen, Appliances und Storage die Spitzenposition ein und ist Leader auch in Big Data Operations. Besonders gut schnitt die Analyse-Software ab: „Mit einem extrem breiten Angebot kann IBM das attraktivste Portfolio im diesjährigen Benchmark vorweisen“, so die Autoren des Benchmarks. Mit der Vielfalt an Lösungen könne IBM nahezu jeden heutigen Bedarf an Analysen mit einer Softwarelösung bedienen, meint das Beratungsunternehmen.
Auch beim Thema Datenbanken & Datenmanagementlösungen liegt IBM vorn: „IBM bietet wohl das reichhaltigste Spektrum an Datenbanken und ergänzenden Lösungen“, bestätigt Experton. Kernstück für Big-Data-Anwendungen sei weiterhin DB2 mit Beschleunigertechnologien wie BLU und IDAA. Gelobt werden auch die „sehr guten Beratungs- und Service-Offerings“ sowie die Produktauswahl und die Angebote für Softwareentwickler, „die auf Basis der Datenbanklösungen verschiedenste Applikationen entwickeln können“. Traditionell stark ist IBM auch bei den Speichersystemen. Das Spektrum reicht von Plattenspeichersystemen über Flashspeichersysteme bis hin zu Software-Defined-Storage. Die Untersuchung bescheinigt die für Big-Data-Projekte erforderliche Skalierbarkeit bis hin zur integrierten Verschlüsselung von Daten. (rhh)
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