Interview zu Financial Planning and Analysis mit Michael Lengenfelder, Unit4„Finanzspezialisten müssen sich als strategischer Berater positionieren“

20. Dezember 2021

Die Ereignisse der letzten zwei Jahre haben viele Veränderungen mit sich gebracht: Unternehmen mussten erkennen, wie wichtig eine transparente Sicht auf aktuelle Daten, kurzfristige Prognosen der weiteren Entwicklungen sowie Analysen unterschiedlicher Simulationsszenarien sind. Hinzu kommen die eigenen Herausforderungen der Finanzteams sowohl bei der Unterstützung der Unternehmensziele, als auch bei der Optimierung ihrer eigenen Prozesse. Zu diesem Thema bezieht Michael Lengenfelder, Head of Product Management bei Unit4 im Bereich Financial Planning and Analysis (FP&A), im Interview mit line-of.biz (LoB) Stellung.

LoB: Was treibt die Finanz-Chefs derzeit besonders um?
Lengenfelder: Finanzplanung und Analyse spielen schon seit einer ganzen Weile eine wichtige Rolle für die strategische Unternehmensplanung. Häufig können Finanzverantwortliche das Management allerdings nur eingeschränkt unterstützen, da das Zusammentragen und Überprüfen der erforderlichen Daten einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nimmt.

LoB: Warum erweist sich das als so aufwändig?
Lengenfelder: Diese Arbeit bindet Ressourcen, die für sinnvollere Aufgaben eingesetzt werden könnte. Darüber hinaus sind die Daten häufig nicht mehr aktuell und ihre Genauigkeit kann nicht garantiert werden. Folglich wird den darauf basierenden Analysen wenig Vertrauen geschenkt und das FP&A-Team kann die Entscheidungsfindung nicht wirksam unterstützen.

LoB: Wie lauten die Voraussetzungen für aussagekräftige Ergebnisse?
Lengenfelder: Um diese liefern zu können, müssen FP&A-Teams in der Lage sein, jederzeit auf geschäftskritische Daten zuzugreifen und die richtigen Tools zur Auswertung dieser Daten zur Verfügung zu haben. Außerdem muss es Mitarbeiter geben, die sich um die Erstellung von Szenarioplänen kümmern, damit die Führungskräfte ihren Fokus darauf richten können, welchen Weg das Unternehmen künftig einschlagen soll. Um diese Entscheidungen treffen zu können, braucht es einen klaren Überblick über die verfügbaren operativen Stellhebel. Man sollte wissen, welche Auswirkungen diese in unterschiedlichen Situationen haben können und sich über die potenziellen Risiken bewusst sein.

LoB: Was halten Sie für die wichtigsten Herausforderung für die Mitarbeiter im Finanzbereich?
Lengenfelder: In erster Linie die Positionierung als strategischer Berater – der Input des Finanz-Teams gewinnt bei High-Level-Entscheidungen immer mehr an Bedeutung, insbesondere im Hinblick auf Investitionsentscheidungen, die die digitale Transformation und die Auswertung der relativen Wert-, Risiko- und Renditeprofile verschiedener Projekte betreffen. Aufgrund der Pandemie werden Unternehmen auch in Zukunft die Digitalisierung vorantreiben und die Einführung neuer Technologien und Funktionen beschleunigen müssen. Dafür brauchen sie die strategische Beratung ihrer Finanz-Teams. Dazu kommt noch die Verbesserung der finanziellen Agilität, denn der rasante Wandel macht es immer schwieriger, die finanziellen Anforderungen von morgen vorherzusagen. Deshalb müssen Unternehmen in der Lage sein, ihre Prioritäten über Nacht neu abzuwägen, finanzielle Mittel und Ressourcen spontan neu zuzuweisen und sogar die strategische Ausrichtung jeden Monat neu vorzunehmen.

LoB: Welche Parameter sind zudem wichtig?
Lengenfelder: Das ist die Modernisierung von Finanzsoftware-Plattformen: die Digitalisierung steht heutzutage ganz oben auf der Tagesordnung. In vielen Fällen bedeutet dies, veraltete und überholte Systeme abzuschaffen, die der Flexibilität und Integration im Wege stehen. Der Bedarf an optimierten Funktionen wie etwa die minutengenauen Datenanalysen haben bereits zu einem prognostizierten Anstieg der Cloud-ERP-Nutzung geführt. Des Weiteren gilt es, die Verknüpfung von Finanz- und Personalstrategien zur besseren Unterstützung der Geschäftsanforderungen voranzutreiben. Bis vor kurzem hatten CFOs nur wenig mit der Personalstrategie zu tun. Mit den schnellen Fortschritten im Bereich Data Science und der wachsenden Bedeutung für die Unternehmenssteuerung sind jedoch neue Qualifikationsprofile aufgekommen – von Cyber-Sicherheitsexperten bis hin zu Datenanalysten. Aufgrund dessen ist es notwendig, dem Thema Fort- und Weiterbildung mehr Beachtung zu schenken – nicht nur im Finanzbereich, sondern im gesamten Unternehmen.

LoB: Fehlt noch ein Aspekt?
Lengenfelder: Ja, der intelligente Einsatz von Finanztechnologien. Denn Unternehmen werden in Zukunft auf die Automatisierung komplexer Prozesse angewiesen sein werden, um den Finanzverantwortlichen den Handlungsspielraum, die Zeit und die Möglichkeit zu geben, neue Wege zur Innovation und Wertschöpfung zu finden. Dadurch wird das Finanz-Team zu einem zuverlässigen Berater für das Unternehmen und wird aktiv dazu beitragen, Möglichkeiten zur Umsatzsteigerung zu erkennen, Geld zu sparen und die Finanzmittel strategisch einzusetzen, um kontinuierliches Wachstum zu gewährleisten. All diese Punkte sollte eine Softwarelösung bieten, denn ohne fundierte Softwareunterstützung sind all diese Anforderungen nicht zu bewältigen.

LoB: Generell gibt es ja interne wie auch externe Faktoren, die einen Änderungsbedarf nach sich ziehen. Was sind aus Ihrer Sicht die internen?
Lengenfelder: Neben den typischen Veränderungen, die organisatorische Veränderungen mit sich bringen – etwa ein neuer CEO oder CFO – unterliegt die Planung v.a. bezüglich der Detailierung und der verwendeten Werttreibern stetigen Veränderungen. Für die Steuerung des Unternehmens kommt es fortlaufend vor, dass Unternehmen auf einer tieferen Detailebene planen/budgetieren wollen, um später auf dieser Detailebene auch die PLAN/IST-Vergleiche vornehmen zu können. Da die Welt um uns sich stetig verändert, so müssen auch die verwendeten Werttreibermodell fortlaufend an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden.

LoB: Was würden Sie unter den externen Faktoren aufführen?
Lengenfelder: Die Veränderungen im Markt sei es durch neue Mitbewerber, neue Produkttrends erfordern, dass die Lösungen inhaltlich angepasst werden müssen. Die Erfahrung hat auch gezeigt, dass Anwender von Unit4 FP&A neben den ursprünglichen Einsatzgebieten fortlaufend ausbauen – das kann neue Planungsthemen betreffen oder komplett neue Controlling-Themen behandeln. Ein gutes Beispiel ist hier das Risikomanagement. D.h. die schon vorhandene Lösung wird für weitere Themen im Finanzbereich eingesetzt.

LoB: Wie lassen sich all diese Change-Herausforderungen von einer Softwarelösung abdecken?
Lengenfelder: Die Software muss flexibel sein. D.h. nach dem Self-Service-Prinzip müssen die Endanwender sowohl die Rechenlogik der Modelle als auch die Berichte anpassen können. Dafür ist eine sehr gute Architektur der Anwendung notwendig, die ein breites Spektrum an betriebswirtschaftlichen Formeln unterstützt. Es dürfen auch keinerlei Beschränkungen bezüglich der Dimensionen vorliegen, mit denen man solche betriebswirtschaftlichen Modelle aufbauen kann.

LoB: Welche weiteren Voraussetzungen muss eine derart flexible Softwarelösung mitbringen?
Lengenfelder: Es hat sich gezeigt, dass traditionelle, statische Budgetierungsmethoden mit der zunehmenden Dynamik und Komplexität der Märkte an Effizienz verlieren. Diese Modelle können nur schwer Schritt mit den Entwicklungen halten, da sie sich auf ein Maß an Stabilität und Sicherheit stützen, das in der heutigen Welt nicht mehr gegeben ist. Das bedeutet, dass Unternehmen künftig auf eine flexiblere, kontinuierliche Planung angewiesen sein werden.

LoB: Welche Auswirkungen zieht das nach sich?
Lengenfelder: Unter diesen dynamischen Bedingungen ermöglicht die regelmäßige Aktualisierung von Forecasts und Prognosen eine rasche Interpretation von Marktsignalen und ein besseres Verständnis der Auswirkungen, noch bevor sie eintreten. Diese Unternehmen investieren in neue Prozesse und Technologien, um ihre Planung flexibler zu gestalten und überholte, statische Abläufe abzuschaffen. Diese neuen Tools integrieren Daten miteinander, räumen Hindernisse aus dem Weg und ermöglichen eine sofortige Anpassung und Veränderung aller Aspekte und Komponenten. Man kann nicht alles planen, aber man kann sich auf alles vorbereiten. Mit den richtigen Tools lassen sich Probleme zwar nicht voraussehen, doch Sie erhalten damit die Möglichkeit, schnell genug nach Lösungen zu suchen, um diese zu bewältigen. Das macht die flexible Planung zu einem der mächtigsten Werkzeuge in einer sich ständig verändernden Welt.

Rainer Huttenloher

Unit4

Im angehängten Video-Clip gibt es eine Weiterführung des Interviews sowie eine Kurzdemo der Software.

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