Potenziale für Investitionen in Reporting-Prozesse Maximale Rendite aus den BI-Investitionen ziehen

24. Februar 2016

Stellt man Unternehmen hierzulande die Frage, in welchen Bereichen sie Innovationen vorantreiben möchten, steht das Thema Reporting-Prozesse weit oben auf der Agenda. Damit die Investitionen nicht verpuffen, sollte man sich allerdings die Frage stellen, für welche Bereiche im Unternehmen sich die größten Potenziale ergeben. Dazu haben BI-Experten gegenüber Line-of.biz ihre Einschätzung gegeben.

Für die meisten Spezialisten liegt das größte Potenzial im Bereich des Self-Service. Oftmals herrschen allerdings noch diffuse Ängste, und vor allem fehlt es an den richtigen Tools.

Profiteure

„Sämtliche Unternehmensbereiche können von Datenanalysen profitieren“, ist Robert Schmitz überzeugt. Der Country Manager DACH bei Qlik führt ins Feld, dass klassischerweise zwar oft das Controlling oder der Vertrieb profitieren, aber auch im Marketing oder der Personalabteilung haben Analysen mittlerweile Einzug gehalten. „So nutzt beispielsweise SNCF – das französische Pendant der Deutschen Bahn – eine BI-Lösung von Qlik für die Auswertung ihrer Personalressourcen“, so Klaus. „SNCF kann nun Recruiting-Maßnahmen zielgerichteter gestalten und Ressourcen besser einplanen.“

Doch generell ist er überzeugt, dass Business Intelligence (BI) nicht auf bestimmte Abteilungen oder Branchen beschränkt ist. „Daten entstehen überall – sei es im Gesundheitswesen, in der Finanzindustrie und auch dem produzierenden Gewerbe. Gerade das Thema Industrie 4.0 ist sehr spannend, da hier auch noch die Auswertung von Maschinendaten hinzukommt“, so der Manager. Dabei unterstütze die Visual Analytics Plattform von Qlik ein umfassendes Spektrum von Anwendungsfällen aus Business Intelligence und Analytics mit zentral eingesetzten Guided Analytics, Self Service Data Discovery und Embedded Analytics für alle Unternehmen oder Web-Applikationen.

Für Nathan Jagoda, Country Manager Deutschland von Information Builders, steht das Thema Self-Service bei BI im Fokus: „Um eine maximale Rendite aus den Investitionen in die Reporting-Prozesse zu ziehen, müssen Unternehmen die Verfügbarkeit aktueller und vollständiger Informationen für alle Beteiligten innerhalb und außerhalb des Unternehmens fördern. Thematisch rückt Self-Service immer mehr im Vordergrund.“ Hier gelte es, die Lücken bei der Informationsbereitstellung zwischen Managern und Wissensarbeitern auf der einen sowie Sachbearbeitern, Kunden und Lieferanten auf der anderen Seite zu schließen. „Dementsprechend müssen Informationen für alle Benutzergruppen gemäß ihrer jeweiligen Präferenzen und Bedürfnisse zur Verfügung stehen“, gibt sich Jagoda überzeugt.

Self-Service-BI

Beim Thema Self-Service signalisiert Matthias Thurner Zustimmung. Der Mitbegründer der prevero Group, Vorstand und CTO des Unternehmens erklärt: „Das größte Potenzial liegt ganz klar im Self-Service, das wird noch viel zu wenig praktiziert. Oftmals herrschen diffuse Ängste, man weiß noch zu wenig darüber, und vor allem fehlt es an den richtigen Tools. Dabei ist der Einstieg recht einfach.“ Doch dazu sollte eine wesentliche Voraussetzung erfüllt sein: „Es gilt, einheitliche Begriffsdefinitionen im Unternehmen festzulegen – etwa was Umsatz ist, was Gross Margin, was EBITDA. Wer dies klar definiert hat, der hat bereits den ersten Schritt in Richtung Self-Service BI vollzogen. Mitarbeiter können ihre eigenen Abfragen starten und User und auch die Unternehmen müssen keine Angst haben, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.“

Aus der Blickrichtung „Finanzwelt“ sieht Mathias Golombek, Chief Technology Officer bei der EXASOL AG die Investitionen in Reporting-Prozesse. „Sie sind für die verschiedensten Unternehmensbereiche relevant. In der Finanzwelt sind Reporting-Prozesse für Abteilungen notwendig, die strategische Unternehmens- und Investitionsentscheidungen treffen und sich mit Risikomanagement oder der Erkennung von Betrugsfällen beschäftigen.“ In der Industrie seien Reporting-Prozesse dagegen vor allem für die Fertigung relevant. „Hier geht es in erster Linie um die Echtzeit-Überwachung der Produktionsanlagen“, gibt Golombek zu Protokoll. „Marketingabteilungen schöpfen das größte Potenzial aus Reporting-Prozessen, um Trends, Entwicklungen und Kundenbedürfnisse herauszufinden, beispielsweise auf Basis von Social Media Daten.“

Auch für Dr. Rolf Gegenmantel, Vice President Jedox Marketing und President Jedox Inc., ist das „Office of Finance“ weiterhin der stärkste Treiber für BI & CPM-Lösungen und den damit verbundenen Fokusthemen im Finanz-Reporting: „Durch die Automatisierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen in allen operativen Bereichen sehen wir ein starkes Wachstum von Reporting-Prozessen in zahlreichen angrenzenden Abteilungen – darunter insbesondere im Vertrieb, Marketing, Produktion, Einkauf, und Human Resources.“

Wertschöpfung

„Echte Wertschöpfung und damit das größte Potential in puncto Investitionen lässt sich dann erreichen, wenn Unternehmen neben möglichst vielen internen Datenquellen auch externe Datenquellen anbinden“, ist Lars Milde, Senior Marketing Manager, DACH & Eastern Europe bei Tableau Software, überzeugt. Dazu gehören nach seiner Einschätzung zum Beispiel Wetterdaten, Daten von Logistikanbietern, Statistiken über Kaufverhalten etc. „Je mehr Datenquellen den Anwendern zur Verfügung stehen, desto tiefer und breiter kann die Analyse gehen. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Anwender selber in der Lage sein müssen, Analysen vorzunehmen. Denn klar ist: Jeder Mitarbeiter hat andere Fragen, die durch Analytics beantwortet werden müssen, und jeder benötigt somit andere Daten – und auch die Möglichkeit, diese selbst auszuwerten.“

Mittelfristig sieht man bei Board Deutschland einen starken Trend hin zur Operationalisierung. „Die Entscheidungsprozesse werden immer kleinteiliger“, stellt Jörg Ruff fest. „Im Gegenzug werden die Systeme verstärkt Vorschläge generieren, die „Next Best Action“, um den Anwender effizient zu unterstützen“, ist sich der General Manager Central Europe bei Board Deutschland sicher. Ereignisse – Events – werden überwacht und gemeldet, um schnelle Reaktionen zu ermöglichen.

„Die Relevanz neuer Datenquellen und -formate insbesondere aus Social und IoT / IoS steigt stark“, erkennt Ruff als einen Trend. „Auf die Unternehmen rollt in diesem Kontext eine ausgeprägte Veränderungswelle zu, die den Innovationsdruck steigen lässt. Die bestehenden Geschäftsmodelle werden dadurch auf den Prüfstand und in Frage gestellt.“ Er ist überzeugt, dass die Königsdisziplinen der einzelnen Wertschöpfungsketten sich verlagern – von Hardware in Richtung Software und datengetriebener Geschäftsmodelle. Gleichzeitig fehle es in mitteleuropäischen Unternehmen noch an kreativen Ideen zur Monetarisierung der neu entstehenden Informationen. „Ebenso mangelt es noch an den geeigneten Datenstrategien und Governance-Regeln im Umgang mit den steigenden Informationsmengen in heterogener werdenden Datenformaten“, gibt Ruff zu bedenken. „Vielfach verorten sich die Unternehmen hier eher als getrieben, denn als Treiber.“

Rainer Huttenloher

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