ERP-Trends auf der CeBIT 2017 „Apps könnten Customizing ersetzen“
14. März 2017ERP-Park und Digital ERP Stage & Guided Tours, Gemeinschaftsstand, Vortragsforum und geführte Messerundgänge – die Trovarit AG organisiert 2017 erneut die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Business Software auf der CeBIT 2017, 20. bis 24. März, in Halle 5, Stand D25. Zu den aktuellen Trends im ERP-Umfeld bezog Dr. Karsten Sontow, Vorstand Trovarit AG, gegenüber Line-of.biz (LoB) im Vorfeld der Messe Stellung.
Rolle der Apps
LoB: Thema Apps anstelle von Anpassungen: Welchen Trend sehen sie hier aufkommen?
Sontow: Bei den Apps handelt es sich definitiv um eine Möglichkeit, kleinere funktionale Lücken oder auch kleine mobile Add-Ons zur mächtigen ERP-Lösung relativ schnell bereit zu stellen. Typische Vertreter dazu sind Reisekostenerfassung, der Abruf von Urlaubskonten, die Freigabe von Service-Leistungsscheinen, etc. Dieser Ansatz findet sich mittlerweile bei einigen ERP-Anbietern, darunter SAP und Microsoft.
LoB: Reicht es wirklich, Abweichungen vom Standard künftig in Form von Apps dazu zu bauen oder muss man nach wie vor viel Aufwand in das „traditionelle“ Customizing – ev. sogar mit Zusatzprogrammierung – stecken?
Sontow: Ob es sich bei den Apps um eine günstige Alternative zum „traditionellen“ Customizing handelt, ist nicht unbedingt gesagt. Voraussetzung dafür ist, dass das entsprechende Software Development Kit, das SDK, leicht erlernbar ist. Andernfalls bleibt die App-Entwicklung – wie das Customizing bisher – den zumeist teuren Spezialisten vorbehalten.
Mobilität und ERP
LoB: Beim Thema Mobilität hat die Trovarit-Studie ja viel Nachholbedarf festgestellt. Inwieweit sind die ERP-Hersteller schon an der Thematik dran?
Sontow: Die Mehrzahl der ERP-Hersteller befasst sich intensiv mit der Verbesserung der Mobilität der ERP-Software. Allerdings gibt es derzeit große Unterschiede von Software zu Software, was das Konzept und den Reifegrad der „ERP-Mobilisierung“ anbelangt. Einige Anbieter haben sich an den „großen Wurf“ gewagt und stellen die GUI komplett auf plattform- und endgeräteunabhängige Standards wie „.thml5“ um. Andere ergänzen die etablierte Software-Lösung um eigene Applikationen für die mobile Nutzung. Dabei sind einige – wenige – ERP-Hersteller, wie z.B. Microsoft mit Dynamics 365, mit der „ERP-Mobilisierung“ bereits sehr weit gekommen, während andere noch einen recht weiten Weg vor sich haben.
LoB: Kann man hier bei einer bestehenden ERP-Implementierung „nachbessern“ oder muss ein Anwenderunternehmen an eine Neuimplementierung ran?
Sontow: Da die meisten Anbieter die Mobilisierung der ERP-Lösungen zumindest auf der Roadmap oder – zumindest in Teilbereichen – gar schon umgesetzt haben, muss wegen mangelnder Mobilität der ERP-Lösung nicht zwingend eine neue ERP-Software her. Wenn sich die vorhandene ERP-Software ansonsten bewährt, sollte man prüfen, ob nicht ein – in vielen Fällen deutlich günstigerer und schnellerer – Release-Wechsel schon große Verbesserungen bringt. Wenn nicht sofort, dann gegenenenfalls mit dem nächsten Release-Zyklus in akzeptablem Zeithorizont. Wenn sich auf diesem Wege kein sinnvoller Lösungsansatz bietet, dann muss – einen entsprechenden Mehrwert der ERP-Mobilisierung vorausgesetzt – in der Tat über eine ERP-Auswahl nachgedacht werden.
Umstieg auf S/4HANA
LoB: Welche Resonanz sehen sie beim Umstieg der SAP-Anwender auf S/4HANA?
Sontow: Der Umstieg von SAP ERP auf SAP S/4 HANA kommt in vielerlei Hinsicht einer Neueinführung gleich, da die technische Plattform völlig neu ist. Insofern handelt es sich angesichts der Komplexität vieler SAP-Installationen selbst dann um eine Mammut-Aufgabe, wenn mit der Umstellung nicht zugleich auch Geschäftsprozesse in größerem Rahmen einer Überprüfung und Modifikation unterzogen werden. Da es sich gleichzeitig überwiegend um eine technische Modernisierung handelt, fehlt vielen Anwenderunternehmen offenbar der konkrete Business-Nutzen, der zu einem solch anspruchsvollen Unterfangen motivieren könnte. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass viele SAP-Anwender mit der Umstellung noch abwarten.
LoB: Inwieweit sind die SAP-Partner in der Lage, entsprechende Migrationsprojekte auf SAP HANA und/oder S/4HANA bei Anwenderunternehmen zu betreuen?
Sontow: Für die SAP-Partner stellt sich die Einarbeitung in die neue Materie ebenfalls als Herausforderungen dar. Letztlich bedeutet dies erhebliche Investitionen in die Qualifizierung der Mitarbeiter und die Entwicklung von Verfahren und Werkzeugen zur Abwicklung der Migration. Hinzu kommt, dass viele Branchenlösungen der Partner zunächst einmal auf die neue Plattform zugeschnitten werden und entsprechende Migrationspfade entwickelt werden müssen. Eine ganze Reihe von Partnern wirbt mittlerweile aktiv mit Migrationsservices auf SAP S/4HANA, winkt hier zukünftig doch erhebliches Geschäft. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass derzeit längst noch nicht alle SAP-Partner uneingeschränkt auf der neuen Plattform „angekommen“ sind. (rhh)
ERP-Park, Digital ERP Stage & Guided Tours: Gemeinschaftsstand, Vortragsforum und geführte Messerundgänge: Die Trovarit organisiert die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund um Business Software auf der CeBIT 2017, 20.-24. März, Halle 5, Stand D25.