Trovarit-Studie zu ERP:ERP-Projekte – besser als ihr Ruf?

23. März 2021

ERP-Projekte stehen im Ruf, dass Budgetvorgaben und Ecktermine der Einführung immer wieder drastisch überschritten werden. Auch von Abbrüchen und Rückabwicklungen ist immer wieder zu lesen. Eine aktuelle Studie unter rund 2.000 ERP-Anwendern zeigt, was dran ist, am schlechten Image von ERP-Projekten.

Die Trovarit-Studie „ERP in der Praxis – Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven“ befragt seit 2004 regelmäßig ERP-Anwender nach ihrer Zufriedenheit im täglichen Umgang mit der eingesetzten Lösung und den Services der Software-Partner sowie nach den Erfahrungen, die sie während der Einführung und des Betriebs mit dem ERP-System und dem -Anbieter machen bzw. gemacht haben. Im Rahmen der Studie werden insgesamt 39 Zufriedenheitsaspekte aus den Kategorien „System“, „Wartungspartner“, Implementierungspartner“ und „Projektergebnis“ untersucht.

Betrachtet man alle 39 untersuchten Zufriedenheitsaspekte, dann offenbart der ERP-Einsatz ein sehr differenziertes Bild: Nicht nur unterscheiden sich die Noten der einzelnen Aspekte hinsichtlich ihres Mittelwertes, sie zeichnen sich auch durch mehr oder weniger starke Schwankungen bei den Bewertungen aus.
Über alle der gut 2.000 Installationen hinweg wird z. B. die „Stabilität“ der ERP-Software sehr positiv bewertet. Gleichzeitig ist die Bandbreite der verschiedenen Bewertungen bei der „Stabilität“ relativ gering. Im Gegensatz dazu steht das Abschneiden der „mobilen Einsetzbarkeit“ der ERP-Lösung. Nicht nur liegt hier der Mittelwert um mehr als eine ganze Schulnote schlechter, die Bewertungen der Anwender streuen auch wesentlich stärker. Die Zufriedenheitsmerkmale lassen sich demnach grob in vier Kategorien einteilen.

  • „Sichere Basis“: Die Benotungen sind gut und schwanken wenig. Diese Aspekte sind weitgehend beherrscht und das Anwenderunternehmen kann durchaus damit rechnen, dass hier eine gute Zufriedenheit erzielt wird.
  • „Stete Herausforderung“: Unterdurchschnittliche Benotung und geringe Schwankung. Diese Themen sind fast immer problematisch und müssen besonders abgesichert werden, wenn sie überhaupt beeinflusst werden können.
  • „Spreu & Weizen“: Die Zufriedenheitsnoten sind überdurchschnittlich, streuen aber von Fall zu Fall stark. Hier kann man also gute Ergebnisse besonders dann erwarten, wenn Anwender, System und Dienstleister gut zusammenpassen.
  • „Böse Überraschungen“: Die Noten sind unterdurchschnittlich und haben eine hohe Schwankung. Diese Themen sind erfahrungsgemäß schwierig und rangieren in einer großen Bandbreite von „gut“ über „akzeptabel“ bis hin zu „katastrophal“.

Die Problempunkte „Mobile Nutzung“ und „Dokumentation/Handbuch“ fallen dabei – wie schon in den vergangenen Studien – ganz klar in die letztgenannte Kategorie. Ebenfalls bei den „bösen Überraschungen“ einzuordnen, wenn auch mit weniger starken Schwankungen in der Bewertung, sind die projektbezogenen Aspekte Anpassungsdokumentation und Budgettreue.

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Quelle: Trovarit

Insgesamt unterdurchschnittliche Noten gibt es außerdem projektseitig für den Personalaufwand bei der Implementierung und den Individualprogrammierungsanteil. Die Termintreue erhält zwar insgesamt leicht überdurchschnittliche Bewertungen, im Einzelnen schwanken die Noten aber stark, so dass sich hier bei den Projekten offenbar die Spreu vom Weizen trennt.
Recht gute Bewertungen vergeben die ERP-Anwender für die Zielerreichung und das Implementierungsprojekt insgesamt…

Karsten Sontow ist Vorstandsvorsitzender der Trovarit AG.

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