Praxishilfen für eine sichere und effiziente Migration, Teil 1Schritt für Schritt zu SAP S/4HANA

16. Januar 2018

Damit sich neue Geschäftsmodelle in der Praxis umsetzen lassen, müssen Unternehmen und öffentliche Einrichtungen ihre vorhandenen Geschäftsprozesse und Angebote optimieren und – noch wichtiger – neue Prozesse, Geschäfts- und Servicemodelle und Vertriebsstrategien möglichst schnell  entwickeln. Denn die Anforderungen an die Reaktionsschnelligkeit und Flexibilität von Unternehmen und Organisationen steigen im Zuge der Digitalisierung drastisch. S/4HANA ist SAP zufolge dafür prädestiniert, den „digitalen Kern“ eines solchen Realtime-Unternehmens zu bilden.

Basis des „Echtzeitunternehmens“

Für Unternehmen sind agile ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) wichtiger denn je. Der Grund ist die Digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie basiert auf Technologien wie Cloud Computing, Big Data, einer rapiden Zunahme der mobilen Kommunikation und der Vernetzung von „Dingen“ (Internet of Things, IoT). So wird es im Jahr 2020 nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft Gartner weltweit rund 21 Milliarden vernetzte „Dinge“ geben, vom Auto über Maschinen und Werkstücken in Fabriken bis hin zu Haushaltsgeräten und „intelligenten“ Kleidungsstücken.

Für eine Umstellung auf SAP S/4HANA sprechen mehrere Faktoren. So ermöglicht es die Plattform laut SAP, digitalisierte Geschäftsprozesse zu definieren und über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu implementieren. Diese Prozesse sind so ausgelegt, dass Unternehmen Technologien wie Big Data, Cloud Computing und mobile Applikationen einbinden können. Ein weiterer Vorteil sind die niedrigeren Kosten. Der Hintergrund ist, dass S/4HANA im Vergleich zur SAP Business Suite ein bis auf ein Zehntel reduziertes Datenvolumen aufweist. Das wiederum hat geringere Aufwendungen in den Bereichen Hardware, Netzwerk und Storage-Systeme zur Folge.

Ein weiterer Vorzug von S/4HANA ist die Verkürzung der Reaktionszeit von Unternehmen: Die Ergebnisse von Business-Analysen sowie „Insights“ stehen schneller zur Verfügung. Dies ist auf den Einsatz der In-Memory-Datenbanktechnik zurückzuführen, aber auch auf ein vereinfachtes Datenmodell. Dieses erhöht SAP zufolge den Datendurchsatz um den Faktor 3 bis 7.

Weiterhin soll SAP S/4HANA eine Konsolidierung der SAP-Landschaft ermöglichen. Module wie CRM und Produktionsdatenmanagement, die bislang separat liefen, werden in einem gemeinsamen System zusammengeführt. Das verringert die Komplexität und Fehleranfälligkeit einer SAP-Lösung. S/4HANA vereint somit Funktionen, die ein Unternehmen benötigt, etwa ERP und CRM, ein Supply Chain Management (SCM) und ein Product Lifecycle Management (PLM). Mit S/4HANA ermöglicht es SAP Unternehmen, alle zentralen Geschäftsprozesse zusammenzufassen und zu vereinfachen.

In-Sync-Fertigung

Wichtiger ist jedoch ein anderer Aspekt: Einer Untersuchung des Beratungshauses PAC zufolge erhoffen sich 90 Prozent der Unternehmen von der Migration zu S/4HANA eine höhere Performance bei Datenanalysen und Geschäftsprozessen. An die 55 Prozent sehen in SAP HANA und S/4HANA ein wichtiges Mittel, um schneller auf neue Geschäftsanforderungen reagieren zu können und ihre Geschäftsprozesse in Richtung „Realtime“ weiterzuentwickeln. Auch das verarbeitende Gewerbe (Industriesektor) betrachtet S/4HANA als eine Lösung, mit deren Hilfe sie neue Geschäftsfelder erschließen kann.

Mithilfe von S/4HANA lässt sich beispielsweise eine „In-Sync“-Fertigungsumgebung aufbauen. Sie stellt sicher, dass die Daten der Fertigungssysteme und der IT-Umgebung in Echtzeit abgeglichen werden. Das hat mehrere Vorteile. Nutzer des ERP-Systems haben jederzeit den Überblick über den aktuellen Status von Aufträgen und die Auslastung der Produktionssysteme. Dadurch werden Stillstandzeiten reduziert.

Außerdem können Sensoren Informationen über den Wartungszustand der Maschinen an das ERP- und Produktionssteuerungssystem übermitteln. Hauseigene Servicetechniker oder ein externer Dienstleister erkennen anhand dieser Daten, ob proaktiv Wartungsarbeiten an einer Maschine vorgenommen werden müssen, Stichwort „Predictive Maintenance“. Das verringert die Ausfallzeiten solcher Systeme.

Allerdings gibt es auch Faktoren, die einer Migration zu S/4HANA im Wege stehen können. Die für eine Migration von den Vorgänger-Systemen notwendigen Upgrades sind aufwändig. Gleiches gilt für eine Neu-Implementierung. Oftmals wird die HANA-Migration aus Angst vor dem Datenbank-Umzug hinausgezögert. Denn die Einführung ohne Unterstützung ist recht komplex, so betrifft sie häufig geschäftskritische Anwendungen.

Die erste Hürde: Bevor die Migration in Angriff genommen werden kann, sollten Unternehmen zunächst ihre Systeme „aufräumen“ – also sämtliche Systeme von nicht benötigten Codezeilen bereinigen. Der Hintergrund: Diese Daten werden bei der Migration ebenfalls kopiert und würden zu erheblichem, aber unnötigem Ballast führen.

Unicode-Umstellung

Eine weitere Baustelle: SAP HANA unterstützt keine einzelnen Sprachcodes mehr, sondern setzt Unicode voraus. Darin sind alle bekannten Schriftkulturen und Zeichensysteme als digitaler Code festgelegt. Alle Unternehmen, die HANA einsetzen wollen, müssen zunächst eine „Unicode-Conversion“ durchführen – unabhängig davon, welche Version von SAP ERP im Einsatz ist und welche Enhancement Packages (EHP) aufgespielt sind.

Das ist vor allem für die Unternehmen ein Problem, die auf ihrem alten System einzelne Codesprachen genutzt haben. Unicode-Umstellungen sind zusätzlich aufwendig, wenn Firmen eigene Schnittstellen und Programme entwickelt haben. Stichwort EHP – eine Umstellung auf HANA ist erst ab Version EHP 6 möglich. Sind in Unternehmen noch ältere Versionen im Umlauf, ist ein Upgrade auf ECC 6.0 EHP 7 zu empfehlen.

Ein weiteres Hemmnis für viele Unternehmen sind Bedenken hinsichtlich einer zu langen Downtime. Denn während der Umstellung auf die neue Datenbank sind die Systeme für eine gewisse Zeit für Anwender nicht zu erreichen. Idealerweise wird die Downtime so kurz wie möglich gehalten, um das Go-Live des Systems nicht weiter hinauszuzögern.

Das ist für viele Unternehmen eine Herausforderung, nicht nur aus finanziellen Gründen (Investitionen). Ihnen fehlen häufig die personellen Ressourcen und interne Change-Management-Prozesse, um ein Upgrade durchzuführen. Hinzu kommen Bedenken, dass eine Migration bestehende Geschäftsprozesse zumindest zeitweilig beeinträchtigen könnte, sprich, Unternehmen wissen nicht, was mit SAP S/4HANA auf sie zukommt. Ein weiterer Faktor: Der ROI (Return on Investment) einer Umstellung auf S/4HANA ist oft nur schwer zu beziffern. Die Zeit und das Geld für eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse wollen oder können viele Unternehmen nicht erübrigen. (rhh)

Der zweite Teil dieses Beitrags erscheint in Kürze.

Hier geht es zum kompletten White Paper von Panaya

Lesen Sie auch